Wenn die Korinther zusammenkamen, wurde nicht die Einheit der Christen offenbar, sondern Spaltungen. Die Kluft zwischen Arm und Reich machte sich bemerkbar. Paulus hörte davon. Und obwohl es in Korinth viele Probleme gab, glaubte Paulus das, was er hörte, nur zum Teil, wie es in 1. Korinther 11,18 ausdrücklich heißt.

Davon können wir etwas lernen. Wir wissen vielleicht, dass es in einer Versammlung (Gemeinde) Schwierigkeiten gibt, und sind deshalb sehr schnell geneigt, negativen Botschaften Gehör zu schenken. Doch wir sollten vorsichtig sein. Leider wird oft übertrieben;  im Allgemeinen müssen wir von dem berichteten Bösen ein paar „Prozentpunkte“ abziehen. Im Geist der Gnade sollten wir nicht alles Negative annehmen, was uns berichtet wird. Paulus nahm darum einen Teil dessen, was berichtet wurde, nicht an.[1]

Andererseits: Paulus glaubte auch einen Teil des Berichts. Er sah die Geschwister nicht mit der rosaroten Brille der Unnüchternheit. Und wir sollten das auch nicht tun. Wir sollten uns eines moralischen Urteils nicht entziehen, indem wir uns hinter dem populären, fromm klingenden Allzwecksatz verstecken: „Wir dürfen aber keinen verurteilen.“ Leider kommt Sünde vor – dieser Realität müssen wir ins Auge zu sehen.

Aber noch etwas lernen wir aus den Versen in 1. Korinther 11,18–19: Es gibt auch in Versammlungen, wo es Spaltungen und Streit gibt, in aller Regel „Bewährte“, das heißt solche, die nichts mit der Streitsucht und der Parteilichkeit zu tun haben. Gott wird dafür sorgen, dass diese Bewährten offenbar werden. Bis es so weit ist, wollen wir uns vor einem Pauschalurteil (“das ist ein zerstrittener Haufen, da kann man nichts erwarten“ etc.) hüten.


Fußnoten:

  1. Wenn er allerdings ganz sichere Informationen hatte, sah die Sache etwas anders aus (1. Kor 1,11.)