Bevor Gideon in den Kampf ziehen wollte, erbat er sich von Gott ein Zeichen zur Bestätigung, und so legte er ein Woll-Vlies (ein gewebtes Tuch aus Lamm- oder Schafswolle) auf die Tenne. Am nächsten Morgen sollte der Tau auf dem Vlies sein, aber nicht auf dem Boden. Und so geschah es. Danach erbat er sich ein weiteres Zeichen: In der kommenden Nacht sollte der Tau nur auf den Boden, aber nicht auf das Woll-Vlies herabfallen.
Vielleicht ist die erste Bedeutung diese: Gott kann dafür sorgen, dass der Tau (ein Bild des Segens) auf dem erwählten Volk Israel ruht, während die Nationen trocken sind. So war es zur Zeit Josuas. Dies ist das erste Zeichen.
Doch es steht auch in der Hand Gottes, wenn das Volk Israel trocken ist, wenn sie die Segnungen nicht mehr erleben und die umliegenden Nationen die Segnungen des Landes vereinnahmen (denn die Midianiter kamen ja wie Heuschrecken in das Land und ließen keine Lebensmittel im verheißenen Land übrig; Richter 6,1–6). Gott ließ das als Züchtigung zu. Aber wenn das unter seiner Hand zugelassen wurde, dann kann Gott das auch wieder rückgängig machen, indem er die Feinde in Hand Gideons gibt!
Neben dieser mehr unmittelbaren und praktischen Lektion finden wir hier auch einen Hinweis auf den Herrn Jesus. Als Jesus, das Lamm Gottes, auf der Erde lebte, ruhte der ganze Segen und die ganze Anerkennung Gottes auf ihm, wovon der Tau ein Bild ist. Seine Umgebung war jedoch ein „dürres Erdreich“ (Jesaja 53,2). Das entspricht dem ersten Zeichen.
Doch am Kreuz auf Golgatha wurde Christus von Gott verlassen. Er genoss nicht mehr die Gemeinschaft mit seinem Gott. Seine Kraft war vertrocknet wie eine Tonscherbe, und schließlich wurde er in den Staub des Todes gelegt. Er hat das alles auf sich genommen, damit uns Menschen der Segen zuteilwerden kann – das Woll-Vlies war trocken und der Boden mit Tau benetzt. Das war das zweite Zeichen.
Kurz darauf wird in dem göttlichen Bericht übrigens das Gerstenbrot erwähnt, das den Sieg bringt (Richter 7,13). Das Gerstenbrot ist ein Hinweis auf den auferstandenen Christus – was das Bild vervollständigt, denn wir haben hier sein Leben, sein Tod und seine Auferstehung.