David und Absalom (2. Sam 14)

David sehnt sich nach Absalom (2. Sam 13,39). Umgekehrt ist es sicher nicht so. Absalom möchte nur deshalb in Jerusalem sein, um dem Königsthron näher zu kommen. Am König hat er kein Interesse.

Der Heeroberstere Joab erkennt die Chance, sich zu profilieren. Wenn er dazu beiträgt, dass der Wunsch Davids und der Wunsch Absaloms in Erfüllung gehen, dann kann das für ihn nur von Vorteil sein. Er arrangiert eine kluge Frau, die ein Art Gleichnis vor David bringt. Es soll so ähnlich gehen wie damals bei Nathan. Doch Nathan war von Gott geschickt worden; hier ist alles nur menschliche Machenschaft. Am Ende wird Absalom, der nach dem Gesetz hätte sterben müssen, nach Jerusalem gebracht.

Aber so ganz will David ihn nicht rehabilitieren. Absalom darf sein Angesicht nicht sehen und steht in seinem Haus wie unter Arrest. Deshalb muss Absalom Joab auch holen lassen. Dieser aber hat das Interesse an Absalom verloren und kommt nicht. So wie die Sache steht, würde Absalom ja doch kein Thronnachfolger werden - warum sollte man sich um den jungen Revoluzzer-Schnösel kümmern?

Doch Absalom legt kräftig nach. Er befiehlt, dass das Feld des Heerobersten in Brand gesteckt wird. Und es wird auch tatsächlich gemacht. Was für eine Frechheit! Joab bleibt ruhig. Vielleicht ist ihm klar, dass er gegen Davids Sohn nichts ausrichten kann. Er sorgt dafür, dass Absalom vor David kommt. David küsst seinen Sohn. Das war jedoch nicht der Kuss eines Vaters für seinen verlorenen, bußfertigen Sohn (Lk 15), sondern ein Kuss der bloßen menschlichen Zuneigung, die nicht von Liebe zu Gott motiviert war. David erinnert hier stark an Eli, der seine Söhne mehr liebte als Gott. Und brach diese Weichheit Davids Absaloms Herz? Nein. Das nächste Kapitel lehrt etwas anderes. Die Zärtlichkeit gegenüber dem Bösen kommt David teuer zu stehen. Uns wird es heute nicht anders ergehen.