Frage: Wie ist Johannes 14,12 zu verstehen: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zum Vater gehe“? Geht es hier um Wunder durch die Apostel oder um Wunder in der apostolischen Zeit? Dagegen spricht, dass das „wer an mich glaubt“ sehr allgemein formuliert ist. Außerdem sind die Wunder, die uns von den Aposteln berichtet werden, doch nicht größer gewesen – wie ist also der Vers zu verstehen?

Ausgangspunkt für diese bemerkenswerten Worte des Herrn ist die Bitte des Philippus: „Herr, zeige uns den Vater“ (Vers 8). Der Herr Jesus machte ihm klar, dass wer ihn gesehen hat, auch den Vater gesehen hat. Denn der Sohn redete die Worte des Vaters und tat die Werke des Vaters (Vers 9–11). Dann kommt der feierliche Ausspruch, dass solche, die an ihn glauben, sogar größere Werke als er selbst tun würden.

Es geht hier um Werke des Sohnes, die den Jüngern klar machen konnten, was für eine Gemeinschaft und Verbindung zwischen dem Vater und Sohn bestand. Diese Werke müssen nicht notwendigerweise Wunderwerke ausschließen, sie sind aber auch nicht darauf zu beschränken. In allen Taten und Werken zeigte der Herr Jesus den Vater!

Der Herr Jesus ist nun zum Vater gegangen und der Geist ist auf die Erde gekommen (vgl. Joh 7,39). In der Kraft dieses Geistes und durch das Gebet (Vers 13–14) werden die Glaubenden in die Lage versetzt, Werke zu tun, die im Charakter den Werken des Herrn entsprechen. Wenn wir in Gemeinschaft mit Christus leben, dann kann er durch uns wirken. Er ist es dann, der die Werke tut, wie Vers 14 ausdrücklich sagt.

Christen können sogar größere (nicht: vollkommenere) Werke tun, weil sie nun gesandt sind zu der ganzen Welt und unser Dienst nicht wie der Dienst des Herrn Jesus auf Israel beschränkt ist (vgl. Joh 16,8). So bekehrten sich am Anfang Scharen aus den Nationen. So etwas gab es nicht, als Jesus, der Diener der Beschneidung, in Palästina wirkte. Die Zeit dafür war nach dem Rat Gottes noch nicht gekommen. Jetzt ist sie aber gekommen und der Geist Gottes wirkt durch seine Boten bis an das Ende der Erde und das Evangelium breitet sich aus. Am Anfang geschah das in Begleitung durch große Wunder, diese Zeit aber ist vorbei. Dennoch dürfen wir auch heute das erleben, was in Johannes 14,12 steht.