Eine blutige Tat wurde gerade im Land begangen. Johannes der Täufer, der ausgezeichnete Vorläufer des Heilands, ist enthauptet worden. Unser Herr spürte den Druck der Umstände (es war ein Vorbild auf seinen eigenen Tod im folgenden Jahr) und zog sich mit den Zwölf an einen öden Ort zurück. Aber er litt nicht so sehr darunter, als dass er verstummte. Eifrige Volksmengen fanden ihn draußen in der Wildnis. Er nahm keinen Anstoß daran. Obwohl die Menschen nur sehr geringe Anteilnahme ihm gegenüber zeigten, war er in seiner vollkommenen Gnade bereit, ihnen gegenüber vollständige Anteilnahme zu zeigen. Obwohl Israel in den Tod seines Vorboten eingewilligt hatte, liebte er Israel immer noch.

Seine Jünger hätten das Volk weggeschickt, aber er lehnte es ab, es hungrig zu entlassen. Es war eine Prüfung des Glaubens, als er Philippus fragte, wo Brot zur Speisung so vieler gefunden werden könne. Er antwortete, dass zweihundert Denare (der Verdienst eines Arbeiters für ungefähr acht Monate) lediglich dafür ausreichen würden, jedem ein wenig zu geben. Andreas bemerkte daraufhin, dass ein Knabe anwesend war, der fünf Gerstenbrote und zwei kleine Fische hatte, „aber was ist dies für so viele?“ (Johannes 6,5–9). Keiner von ihnen realisierte, dass sie mit dem Schöpfer des Universums sprachen, der „das Nichtseiende ruft, wie wenn es da wäre“ (Römer 4,17). In ihrer Herzlosigkeit hätten sie die Bedürftigen abgewiesen; und in ihrem Unglauben hätten sie sie verhungern lassen, wenn ihre Bedürfnisse scheinbar nicht ge-stillt werden könnten. So ist das menschliche Herz, sogar bei den wahren Dienern Christi!

Der Herr Jesus zeigte allen sobald, dass er der Gott, der das Manna gegeben hatte, und der HERR aus Psalm 132,15 war, der gesagt hat: „Seine Speise will ich reichlich segnen, seine Armen mit Brot sättigen.“ Dementsprechend veranlasste er die Volksmengen sich auf dem Gras zu je hundert und zu je fünfzig niederzulassen (Markus 6,40). Ordnung ist in allen Wegen des Herrn erkennen, sei es in der Schöpfung oder in der Gnade. „Gott ist nicht ein Gott der Unordnung“ (1. Korinther 14,33). Aber bevor er dieses gewaltige Wunder vollbrachte, sagte er öffentlich Dank für das Essen, das er ihnen geben würde (Matthäus 14,19). Wunderbare Verbindung von menschlicher Abhängigkeit und göttlicher Allmacht in einer Person! In seinen Händen reichten fünf Brote für fünftausend Männer, ohne Frauen und Kinder, aus, und es blieben sogar zwölf Körbe voll Brocken übrig. Kein Wunder, dass das Volk ihn in einem Ausbruch der Begeisterung zum König machen wollte (Johannes 6,15). Ein Herrscher, der ein Geber ist, wäre wirklich ein Segen für die schon lange von Steuern belasteten Menschen.

Der Herr lehnte das Königtum ab. Er wird es wohl erhalten, aber er wird es aus der Hand Gottes annehmen, nicht aus der Hand des Menschen. Wenn die Zeit gekommen ist, wird er eine sichtbare Regierung in Jerusalem aufrichten, und er wird eine Ordnung der Dinge einführen, die die Erde mit Frieden und Segen erfüllen wird. Wie in den Tagen der Fünftausend, so auch im Tausendjährigen Reich: er wird die Seinen mit sich in der Verwaltung des Segens vereinen. Nie mehr werden sich Menschen über Tyrannei und Verkehrtes beschweren, nie wieder werden sie Mangel kennen. Die sozialen Probleme, die den kühnsten Verstand in der gegenwärtigen Zeit verwirren, werden dann ihre vollkommene Lösung finden, aber nicht eher. Das Kreuz von Golgatha ist die Basis für das zukünftige Königreich – Herrlichkeit und Segen, genauso wie die sichere Grundlage für gegenwärtige Vergebung und Frieden für die Einzelnen, die glauben. Wenn die Welt dies wissen würde, wäre der Heiland-König ihre einzige Hoffnung.

Die Speisung der Fünftausend ist das einzige Wunder, von dem in allen vier Evangelien berichtet wird.

[Übersetzt von Benjamin Runkel]