Im Römerbrief finden wir den Gedanken des Leibes nur an einer Stelle, und zwar – und das ist bemerkenswert – im praktischen, nicht im lehrmäßigen Teil des Briefes (Röm 12,4–5). Eine richtig verstandene Lehre hat eben immer Auswirkungen auf unsere tägliche Glaubenspraxis.

Zunächst ermahnt uns Römer 12,2, dass wir prüfen sollen, was der Wille Gottes für unser Leben ist. In diesem Willen und den damit verbundenen Aufgaben in seinem Dienst sollen wir zufrieden sein und nicht zu Geschwistern hinauf- oder herabsehen, für die der Wille Gottes vielleicht eine kleinere oder größere Aufgabe vorgesehen hat (Vers 3).

Paulus unterstreicht das dann, indem er an die Wahrheit von dem einen Leib erinnert. Zwei Blickrichtungen kommen in den Versen 4 und 5 vor uns:

  1. Vielfalt in der Einheit: Es gibt einen Leib, aber er besteht aus vielen Gliedern. Jedes Organ, jedes Körperteil hat eine eigene Funktion. Würden alle nach den hervorragendsten Tätigkeiten streben und ihre eigene Funktion dabei vernachlässigen, wäre der Körper krank. So haben auch wir, die Glieder am Leib Christi, nicht alle dieselbe Aufgabe. Jeder darf mit seiner Aufgabe zufrieden sein und sie treu erfüllen. Nur so ist ein gesunder Organismus gewährleistet. Hören wir besser damit auf, uns ständig mit anderen zu vergleichen. Schluss mit geistlichem Hochmut oder Minderwertigkeitsgefühlen!
  2. Einheit in der Vielfalt: Die vielen Glieder bilden einen Leib. Kein Organ oder Körperteil kann seine Funktion in Unabhängigkeit von den anderen Gliedern ausüben und erst recht nicht in Unabhängigkeit vom Haupt. Was wäre, wenn der eine Fuß in diese, der andere aber in jene Richtung laufen würde? Es gibt keine Unabhängigkeit in einem Leib. So bilden wir, die vielen Glieder, den einen Leib. Das Haupt, Christus, gibt die Impulse und die einzelnen Gläubigen folgen diesen Impulsen und arbeiten so als ein harmonisches Ganzes. Wenn ein Gläubiger sich verselbständigt und seine Aufgaben unabhängig von Christus oder den anderen Gläubigen ausübt, kann nur Chaos die Folge sein. Lasst uns daher das Haupt festhalten und aufeinander Acht haben (Kol 2,19; Heb 10,24).