Die Rückfälligen

Im Gleichnis vom Sämann (Lk 8,6+13) finden wir die zweite, weitaus größte Klasse. Die Saat des Evangeliums wird auf den Felsen gesät, der mit einer feinen Schicht Erde bedeckt ist. Fast sofort wird ein Ergebnis sichtbar, aber da es keine Tiefe hat, hat es auch keine Wurzel. Es ist daher nichts Bleibendes bewirkt worden.

Die Bedeutung ist offensichtlich. Wie viele unzählige Menschen sind irgendwann einmal unter den Schall und den Einfluss des Evangeliums gekommen. Sie waren angerührt und bekannten, sich bekehrt zu haben. Wenig später sind sie in die Welt zurückgefallen und ihr Bekenntnis erweist sich als leer und wertlos. Sie sind abgefallen.

Doch dürfen wir sie nicht mit der ersten Klasse verwechseln. Jene fallen von dem Bekenntnis der christlichen Religion in die Abtrünnigkeit. Diese jedoch von dem Bekenntnis einer echten Bekehrung in die Weltlichkeit und Gleichgültigkeit.

Dass diese Form des Abfallens unweigerlich in Verbindung mit dem Werk des Evangeliums auftreten würde, hatte der Herr Jesus in diesem Gleichnis bereits vorhergesagt. Doch das schreckliche Ausmaß dieses Abfallens in unseren Tagen sollte uns wirklich alarmieren, und wir sollten unsere Herzen prüfen, was uns das zu sagen hat. Die traurigen Auswirkungen umgeben uns von allen Seiten. Solche Leute sind selbst doppelt schwer zu gewinnen, und anderen sind sie der größtmögliche Stolperstein.

Wir möchten daher alle christlichen Arbeiter eindringlich und liebevoll ermahnen, dass das Evangelisieren viel zu oft nachlässig und manchmal fast respektlos geschehen ist. Wir haben viel zu sehr versucht, die Leute durch rein menschliche Mittel zu beeinflussen, durch sentimentale Lieder, bezaubernden Gesang, eloquentes Reden, pathetisch vorgetragene Begebenheiten oder ähnliches. Wir haben viel zu wenig auf das vertraut, was göttlich ist. Wir haben dadurch eine unnötig große Ernte an „Felsen-Hörern“ eingebracht.

Im ersten Jahrhundert wussten hinterhältige Männer, Pharisäer und Schriftgelehrte, wie sie die gleichgültige jüdische Masse beeinflussen konnten, sodass schließlich alle einmütig schrien: „Nicht diesen, sondern den Barabbas.“ Wenn wir im 20. Jahrhundert die modernsten und bewährtesten Methoden des Evangelisierens benutzen, um die Massen zu dem Bekenntnis zu bringen, Christus angenommen zu haben, was haben wir dann gewonnen? Nichts, wenn nicht solche da sind, denen das Wort durch die überwältigende Kraft des Heiligen Geistes durchs Herz dringt, wie bei den Dreitausend am Pfingsttag. Nichts, und weniger als nichts, denn wir haben den Schaden und Verlust armer Seelen erreicht, die in eine falsche Position getrieben wurden, von der sie schnell abfallen, zu ihrem eigenen Schmerz und zum Misskredit für das Evangelium.

Lasst uns alles vermeiden, was solche verheerenden Folgen mit sich bringt, abgesehen von den Auswirkungen auf unseren eigenen Ruf, nur um Erfolg im Werk des Herrn zu haben. Verputze niemals eine Wand mit ungehärtetem Mörtel, indem du sagst: „Friede, Friede!“, und da ist kein Friede. Dränge niemals eine Seele zum Bekenntnis. Nimm nicht die Sünde auf die leichte Schulter. Predige die Wahrheit genauso wie die Gnade. Betone die Buße. Zähle deine Küken nicht, bevor sie ausgebrütet sind und brich auch nicht die Schale auf, um sie auszubrüten. Wenn du es tust, werden sie nicht stark werden.

Abgefallene dieser Klasse sind nicht hoffnungslos. Sie können wiederhergestellt werden. Doch der einzige Weg der Wiederherstellung ist eine gründliche Bekehrung zu Gott.