Ein reicher Gutsherr musste einen neuen Kutscher einstellen. An dem Tag, als die Entscheidung über den neuen Kutscher gefällt werden sollte, hatten sich mehrere Kutscher auf dem Gut eingefunden. Jedem der Kutscher wurde dieselbe Frage gestellt:  „Wie sicher kannst du mich auf einem schmalen Gebirgspfad kutschieren?“ Der erste Kutscher konnte bis einen Meter an die Kante vor der Schlucht sicher vorbeifahren. Der zweite Kutscher sogar nur einen halben Meter und so ging es weiter. Jeder der nachfolgenden Kutscher konnte noch näher an der Kante vorbeifahren. Schließlich kam der letzte Kutscher und ihm wurde die gleiche Frage gestellt. Er antwortete:  „Ich fahre immer so weit wie möglich von der Kante entfernt vorbei!“ Er bekam die Anstellung.

Die Bibel teilt uns in vielem den Willen Gottes mit. Dieser Wille ist klar erkennbar und wir sollen allen Fleiß daran verwenden, ihn zu erkennen (Eph 5,17). Der Apostel Paulus betete für die Kolosser, damit sie  „erfüllt sein mögen mit der Erkenntnis seines Willens“ (Kol 1,9). Das griechische Wort, was hier für „erfüllt sein“ benutzt wird (pleroo), meint ein vollkommenes Erfülltsein, wie ein Becher, der bis zum Rand gefüllt ist. Wer so „erfüllt“ ist, der kann würdig des Herrn zu wandeln zu allem Wohlgefallen (Kol 1,10). Diese Erkenntnis kommt uns übrigens nicht „zugeflogen“. Um sie zu erlangen, ist es notwendig, die Bibel unter Gebet und mit offenen Augen zu lesen.

Das Leben eines Israeliten war durch das Gesetz bis in das kleinste Detail geregelt. Er konnte ziemlich genau wissen, was er durfte und was nicht. Für uns, die wir unter Gnade und nicht unter Gesetz leben, ist das anders. Wir haben „Freiräume“,  für die uns die Bibel eben nicht sagt, was wir tun sollen. Sie schreibt uns nicht vor, welches Auto oder welche Kleidung wir kaufen dürfen. Auch nicht, wo wir unseren Urlaub verbringen sollen. Und trotzdem können wir uns richtig, dem Willen Gottes gemäß, im Alltag verhalten.

Aus Römer 12,2 können wir lernen, dass wir prüfen sollen,  „was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist“, auch Epheser 5,10 fordert uns auf zu prüfen, „was dem Herrn wohlgefällig ist“ oder  „was das Vorzüglichere ist“ (Phil 1,10). Ein solches ernsthaftes Prüfen wird uns manche Darf-ich-dieses-oder-jenes-tun?- oder Kann-ich-dahin-oder-dorthin-gehen-Frage beantworten. Es wird uns davor bewahren, uns immer in Graubereichen oder gar in Gefahrenzonen aufzuhalten. Wir wollen nicht, wie die vielen Kutscher, ausprobieren, was noch geht, sondern, wie der letzte Kutscher, um das Böse einen großen Bogen machen und stets fragen: „Was willst du, Herr, dass ich tun soll?“