Jeder aufmerksame Leser der Schrift wird feststellen, welch einen großen Raum das persönliche Gebet im Leben von Männern Gottes sowohl im Alten als auch im Neuen Testament einnimmt, und es könnte der Eindruck entstehen, dass das persönliche Gebet alles ist, was wir nötig haben.

Wir erkennen allerdings, dass es besondere Segensverheißungen für das gemeinsame Gebet gibt, und dass der Herr ein bestimmtes Versprechen in Bezug auf die Beantwortung des gemeinsamen Gebets gibt: „Wenn zwei von euch auf der Erde übereinkommen werden über irgendeine Sache, welche sie auch erbitten mögen, so wird sie ihnen zuteil werden von meinem Vater, der in den Himmeln ist“ (Mt 18,19). Es handelt sich hier um eine besondere Verheißung, die nur dann verwirklicht werden kann, wenn es ein vereintes und gemeinsames Gebet gibt.

Das persönliche Gebet zu Hause mag Segen und Beantwortung finden, aber es gibt nichts Vergleichbares zu den Gebeten in den Gebetsstunden, denn diese Gebete in der Versammlung bestürmen den Thron der Gnade und ziehen besondere Segnungen herab,  weil es Gebete der Versammlung im Namen des Herrn Jesus Christus sind. Wenn das inbrünstige Gebet eines Gerechten viel vermag (Jak 5,16), wie viel mehr können wir dann von dem inbrünstigen und wirksamen Gebet einer Versammlung gerechter Personen erwarten, die in ihren Bitten vereint und durch den Heiligen Geist getrieben sind?

Das Gebet in der Versammlung besteht nicht nur darin, dass viele Einzelpersonen viele Gebete für eine Sache zum Ausdruck bringen, sondern es ist das Vorbringen eines einzigen Gebets, das 25 oder 50 Mal durch die Harmonie verstärkt wird, die der Heilige Geist unter den 25 bzw. 50 Anwesenden bewirkt. Sie beten alle als einer, indem sie eine Bitte vorbringen und alle „Amen“ zu dieser Bitte sagen, die dann zu Gott im Namen des Herrn Jesus aufsteigt. In solchen gemeinsamen Gebeten liegt daher eine besondere Kraft. Diese große Kraft ist der Versammlung anvertraut worden und darf in Gebet und Fürbitte ausgeübt werden, wodurch sie zu unsagbarem Wohl und Segen sowohl für die Versammlung selbst als auch für andere führen wird.

Beachten wir jedoch, dass es eine unbedingt notwendige moralische Voraussetzung für das Gebet in der Versammlung gibt: einerlei gesinnt sein, Übereinstimmung der Herzen und  Einmütigkeit. „Wenn zwei von euch auf der Erde übereinkommen werden über irgendeine Sache, welche sie auch erbitten mögen, so wird sie ihnen zuteil werden“. Die wahre Bedeutung dieser Worte ist: „wenn zwei von euch harmonisieren“ – d. h. einen gemeinsamen Ton von sich geben.

Wenn die Gebete in der Versammlung wirksam sein sollen, darf es keinen misstönenden Laut oder Mangel an Harmonie oder Übereinstimmung unter den Betenden geben. Wir müssen mit einer heiligen Harmonie der Herzen, der Gedanken und des Geistes vor den Thron der Gnade kommen, sonst haben wir keinen Anspruch auf eine Antwort aufgrund der Verheißung des Herrn in Matthäus 18,19.

Diese heilige Übereinstimmung und Einmütigkeit kennzeichnete die Gläubigen sowie die Gebetsstunden in der Apostelgeschichte und erklärt die geistliche Kraft und den unmittelbaren Segen, den Gott ihnen schenkte. „Diese alle verharrten einmütig im Gebet“; „... waren sie alle an einem Ort beisammen“; „während sie täglich einmütig im Tempel verharrten“; „erhoben einmütig ihre Stimme zu Gott“ (Apg 1,14; 2,1+46; 4,24).

Hier kommen wir an einen Punkt von einer unermesslichen moralischen Tragweite in Bezug auf den Ton und Charakter unserer Gebetsstunden. Warum sind unsere Gebetsstunden oft so schwach, kalt, tot und kraftlos? Ist es nicht oft deswegen,  weil Gläubige darin versagen, einmütig und mit einer konkreten Übereinkunft in den Gebeten für bestimmte Dinge zusammenzukommen? Es besteht heute unter Gläubigen ein Mangel an dem einen Herzen und dem einen Sinn, und wir müssen uns fragen, inwieweit wir in Bezug auf die Anliegen, die wir in unseren Gebetsstunden vor den Thron der Gnade bringen, wirklich übereingekommen sind.

[Übersetzt von Stephan Keune]