Ein ehrwürdiger Dorfpastor, der ein großer Naturfreund ist und in der Insektenwelt etliche Geheimnisse gelüftet hat, erzählt:

Ich habe lange die Puppe eines der schönsten Schmetterlinge beobachtet. Als die Zeit des Herauskrabbelns angebrochen war, konnte ich die ersten Anstrengungen sehen, die mein Schmetterling unternahm, um aus seinem Gefängnis nach draußen zu kommen. Den ganzen Vormittag kämpfte er, um den Kokon zu durchbrechen. An einem bestimmten Punkt schien er nicht weiterzukommen. Schließlich verlor ich die Geduld und beschloss, ihm zu helfen. Mit der äußersten Spitze einer Schere entfernte ich sehr vorsichtig die Fäden des Gewebes, um das nach draußen kommen leichter zu gestalten. Sofort kam mein Schmetterling mit Leichtigkeit heraus. Doch, oh weh! Wie eigenartig er geformt war! An einem formlos aufgeblasenen Rumpf befanden sich an jeder Seite kleine zusammengefaltete Flügel. Ich hoffte nun, die wundersame Entfaltung der Flügel zu sehen. Doch ich wartete vergebens. Mein unverständiges Mitleid hatte das Verderben des armen Tieres verursacht. Wenn er sich langsam nach außen geschoben hätte, hätte der Druck auf den Rumpf die Lebenssäfte gezwungen, in die Blutgefäße der Flügel zu dringen. Das war nun nicht geschehen. Der Schmetterling blieb eine Missbildung.

Die Lektion, die ich an diesem Tag lernte, hat mir oft geholfen zu verstehen, was man die Härte von Gottes Liebe nennen könnte. Oft habe ich an dieses Ereignis denken müssen, als ich mit mitleidigen Augen diejenigen ansah, die unter dem Druck des Leidens zu kämpfen hatten und denen ich mit meinem menschlichen Gefühl gern geholfen hätte, um ihre Erziehung zu verkürzen.

Wie kann ich nur so blind und unverständig sein! Weiß ich denn, ob auch nur ein Detail dieses Leids oder ein einzelner Schmerzensschrei erspart werden kann? Die vollkommene Liebe des Gottes, der das Ende aller Dinge kennt und die Vollkommenheit der Seinen im Auge hat, tritt nicht in Schwachheit von einem augenblicklichen Leid zurück. Die Liebe des Vaters ist zu groß, um schwach zu sein.

Liebe Seele, halte aus unter dem Druck des Leidens: Deine „Flügel“ müssen sich „entfalten“! Sei nicht schwach, wenn es um die Erziehung derjenigen geht, die du lieb hast. Übergib dies der weisen und gnädigen Hand deines Gottes und überlass es Ihm in vollem Vertrauen. Es liegt auf der Hand, seinem geliebten Kind jede Pein und jeden Kummer zu ersparen und jede Schwierigkeit aus dem Weg zu räumen. Doch die ewige Liebe Gottes weiß besser, was nötig und heilsam ist. Was als Druck erscheint, wird zu herrlicher Freiheit führen!

[Uit het woord der waarheid, Jahrgang 1983/84, Verfasser unbekannt]