„Ich bin mit Christus gekreuzigt, und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir“ (Gal 2,20).

Paulus sieht sich und damit jeden Gläubigen als mit Christus gekreuzigt. Christus ist als unser Stellvertreter für unsere Sünde und Übertretung gekreuzigt worden. Und als Er gekreuzigt wurde, wurden auch wir mit Ihm gekreuzigt. So sieht es Gott, und auf diesen Standpunkt stellt sich auch der Glaube. Das Gesetz aber richtet sich an den lebenden Menschen, nicht an den toten. Durch Glauben verstehen und anerkennen wir nun, daß unser Ich – das alte, böse Ich – mit Christus gekreuzigt worden ist. Das ist das erste Ich, von dem unser Vers redet. Es umschreibt den im Fleisch lebenden Menschen, jenes Leben eben, das von Sünde gekennzeichnet ist und an das sich das Gesetz richtet. Dieses Ich besteht nicht mehr – „nicht mehr lebe ich“ –, denn das Gesetz hat mich in der Person meines Stellvertreters getötet, so daß es jetzt nichts mehr gegen mich zu sagen hat. Es herrscht ja nur so lange über den Menschen, wie er lebt. Ich aber lebe nicht mehr. Welch ein Glück ist es, das behaupten zu können! Und welch eine Gnade Gottes, die den Sohn an unserer Statt dahingab, so daß wir so sprechen können!

Tun brachte ich den Tod als Strafe Gottes für Sünde auf mich. Und trotzdem lebe ich noch – ich, diese Person, die dem Tod verfallen war. Wie wurde dies möglich? Weil die Strafe von meinem Stellvertreter getragen worden ist, Er starb an meiner Stelle. Und so lebe ich nun tatsächlich – doch um welchen Preis!

Ich

lebe (ich als Person), aber nicht mehr ich (das alte Ich), sondern Christus (das neue Ich) lebt in mir (der Person). Die Person, die dem Gericht verfallen war, bildet nun das Gefäß für das neue Ich, für das neue Leben, und das ist Christus. Drücken wir es noch einmal anders aus. Dadurch, daß das alte Ich in unserem Stellvertreter richterlich vor Gott beseitigt wurde, entrinnt das Ich als Person der verdienten Verdammnis. Das Ergebnis dieser Gnade wiederum ist, daß das dritte, das neue Ich, welches Christus ist, in dieser Person, „in mir“, wohnen und wirken kann.