Die Weisen aus dem Osten hatten eine lange Reise hinter sich. Wahrscheinlich kamen sie aus dem fernen Persien. Aber nicht einfach so. Nein. Gott hatte sie nach Bethlehem gebracht auf eine für sie verständliche Weise. Diese gelehrten Männer beschäftigten sich mit Astrologie und Gott machte davon Gebrauch. Er gab ihnen einen Stern als Reiseleitung. Und nun waren sie bei dem bestimmten Haus eingetroffen.

„Und als sie in das Haus gekommen waren, sahen sie das Kind mit Maria, seiner Mutter, und sie fielen nieder und huldigten ihm; und sie taten ihre Schätze auf und brachten ihm Gaben dar: Gold und Weihrauch und Myrrhe“ (Mt 2,11).

Es ist offensichtlich, dass Gott selbst diese Magier gerufen hatte und zwar für eine besondere Aufgabe. Sie sollten dem Herrn Jesus dort, kurz nach seiner Geburt, kurz nach seinem Kommen auf diese Erde, huldigen, anbeten und Geschenke bringen: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Diese werden nicht einfach nur so aufgezählt, und wir werden sehen, dass auch die Reihenfolge, in der sie genannt werden, von Bedeutung ist.

Zunächst etwas über die symbolische Bedeutung von Gold, Weihrauch und Myrrhe in der Bibel:

  • Das Gold spricht immer von der Herrlichkeit und Gerechtigkeit des Herrn Jesus und von seiner göttlichen Vollkommenheit. Nimm zum Beispiel die Bundeslade, das herrliche Bild des Herrn Jesus, bei der alles bis hin zu den Tragestangen mit Gold überzogen werden sollte (2. Mo 25,10–13).
  • Der Weihrauch ist ein Bild von der Herrlichkeit des Herrn in seinem Wandel hier auf der Erde in vollkommener Gemeinschaft mit dem Vater (vgl. 3. Mo 2,1–3 und Joh 4,34). Das Gebet nimmt hierbei einen besonderen Platz ein (Lk 22,41–45, vgl. Off 8,3–5).
  • Die Myrrhe spricht überdeutlich von den Leiden des Herrn. Es ist ein herrlich riechendes Harz, jedoch sehr bitter (Eph 5,2; Mk 15,23; Ps 69,22).

Die Stiftshütte

Die genannten Aspekte der Person des Herrn Jesus finden wir auch an anderer Stelle in der Bibel, und zwar bei der Stiftshütte. Wie bereits erwähnt, spricht die Bundeslade, wie wir sie in 2. Mose finden, auf wunderbare Weise von dem Herrn Jesus, wobei der goldene Versöhnungsdeckel dabei einen besonderen Platz einnimmt (2. Mo 25,10–22). Hier haben wir das Gold.

Und wenn wir über den Räucheraltar in 2. Mose 30 und 40 lesen, wenden sich unsere Gedanken dann nicht von selbst zu den Gebeten und zum Wandel des Herrn Jesus, der in vollkommener Übereinstimmung mit dem Willen Gottes war? Hiervon spricht der Weihrauch.

Bleibt noch der Brandopferaltar übrig (2. Mo 40,29). Wenn wir die Beschreibung in 3. Mose 1 lesen, kann es nicht anders sein, als dass wir unseren Herrn und Heiland sehen, wie Er an das schreckliche Kreuz geht, wo Er sich selbst für Dich und mich geopfert hat (s. auch Eph 5,2 und Gal 2,20b). Ist das nicht die Myrrhe? Trotz der Bitterkeit, das Feuer bringt einen Wohlgeruch für Gott hervor.

So sehen wir also, dass Gott hier in Matthäus 2,11 durch die Weisen aus dem Osten die Person und das Leben des Herrn Jesus und das durch Ihn vollbrachte große Werk am Kreuz unmittelbar nach seiner Ankunft auf der Erde vorstellt. Im Prinzip gibt Gott eine vollständige Offenbarung davon, wer das Kind ist. Wir erhalten hier auf eine einfach aber nachdrückliche Weise den Weg vorgestellt, den dieses Kind gehen wird, um seinen Vater aufs Höchste zu verherrlichen und für dich und mich den Weg zum Vater freizumachen.

Die Reihenfolge der Geschenke

Wir haben schon über die Bundeslade, den Räucheraltar und den Brandopferaltar gesprochen. Wenn wir nun 2. Mose 40 aufschlagen, finden wir genau beschrieben, wie dies alles platziert werden musste:

  • Im Allerheiligsten stand die Bundeslade (V. 20–21).
  • Der goldene Räucheraltar musste im Zelt der Zusammenkunft stehen, vor dem Vorhang (V. 26).
  • Und der Brandopferaltar stand am Eingang der Stiftshütte (V. 29).

Wenn man nun in die Stiftshütte hineinging, kam man also als erstes an dem Brandopferaltar vorbei, dann entlang des Räucheraltars in das Allerheiligste, wo die Bundeslade stand. Darin sehen wir die Myrrhe, den Weihrauch und das Gold. Genau in umgekehrter Reihenfolge. Das ist die Reihenfolge für den Menschen. Doch dazu später.

Gott hat immer die Herrlichkeit des Herrn Jesus, seines Sohnes, vor Augen gehabt. Der Herr Jesus hatte eine ungekannte Herrlichkeit bei dem Vater (Joh 17,24). Deshalb steht das Gold in Matthäus 2,11 an erster Stelle, danach Weihrauch und Myrrhe. So sieht Gott den Herrn Jesus. Auch in der Stiftshütte finden wir das wieder. In 2. Mose 25,22 lesen wir, dass Gott von dem Deckel herab – zwischen den beiden Cherumbim hervor, die auf der Lade des Zeugnisses waren – reden wird. Und wenn Gott, mit Ehrfurcht gesprochen, von diesem Ort nach draußen sah, dann sah Er erst den Räucheraltar und dann den Brandopferaltar. Gold, Weihrauch, Myrrhe. Das ist der Weg, den unser Herr und Heiland gegangen ist:

  • Er hat die Herrlichkeit verlassen – das Gold.
  • Er in vollkommener Übereinstimmung mit dem Willen Gottes hier auf der Erde gelebt – der Weihrauch.
  • Schließlich ist Er an das schreckliche Kreuz gegangen – die Myrrhe.

Auch in Philipper 2,6–8 finden wir dieselbe Reihenfolge.

In 2. Mose 30 finden wir die Beschreibung des Waschbeckens. Immer ein Bild von der Bibel, dem Wort Gottes, und seiner reinigenden Kraft (Eph 5,26). Von der Bundeslade aus gesehen, stand das Waschbecken direkt vor dem Brandopferaltar (2. Mo 40,30). In Johannes 19,28 finden wir das wieder. Vor dem Brandopfer musste alles, was in Gottes Wort über den Herrn Jesus geschrieben stand, erfüllt werden, so dass der Herr in Vers 30 ausrufen konnte: „Es ist vollbracht“.

Gold und Myrrhe

Wenn wir in Philipper 2 ab Vers 9 weiterlesen, sehen wir nach der Myrrhe sofort wieder Gold. Sie gehören zusammen. Man kann sie nicht voneinander trennen. Und wie hat Satan das versucht! In Matthäus 4, 8–9 sagt er doch: „Dies alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest“. Du brauchst kein Leiden, keine Myrrhe kennenzulernen, bete mich einfach an und all das Gold gebe ich dir.

In Matthäus 16,21–23 greift Satan wieder an. Als der Herr über das Leiden spricht, sagt Petrus: „Dies wird dir nicht widerfahren!“

Doch unser Herr wollte davon nichts wissen. Er musste durch dieses Leiden gehen. Das war der Wille seines Vaters und diesem Willen zu entsprechen, bedeutete Ihm alles.

Auch in Lukas 24,19–26 sehen wir deutlich, wie Gold und Myrrhe unverbrüchlich zusammen gehören: „Musste nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit eingehen?“

Auch David scheint das schon verstanden zu haben. Als er in der Höhle ist und Saul dort auch hineingeht, ist Satan auch wieder da (1. Sam 24,1–8). Sogar den Namen des Herrn gebraucht er, um David zu verführen. Durch Davids Freunde sagt er: Saul ist in deiner Hand, töte ihn doch und dein Leiden ist beendet und du wirst König werden.

David würde dann das Gold ohne Myrrhe erhalten. Aber er tat das nicht. Er sollte noch vieles leiden, bevor er König werden würde. David wählte Gottes Weg. Erst die Myrrhe und dann das Gold.

Gott legt kurz nach der Geburt des Herrn Jesus diese drei Geschenke zu seinen Füßen nieder. Ab diesem Moment würde die Myrrhe, das Kreuzesleiden, immer näher kommen. Wiewohl die NBG-Übersetzung [eine holländische Übersetzung] an verschiedenen Stellen das Wort „Myrrhe“ einsetzt, kommt es im Grundtext nur dreimal in den Evangelien vor. Die erste Erwähnung ist in Matthäus 2,11, die zweite in Markus 15,23. Hier steht es in der Verb-Form, die eine Vermischung angibt. Die dritte Stelle finden wir in Johannes 19,39.

In Markus 15,23 wird die Myrrhe sehr deutlich mit dem Leiden des Herrn in Verbindung gebracht. Die echte Myrrhe sehen wir während des Lebens des Herrn Jesus immer näher kommen.

  • In Matthäus 2,11 wird sie zu seinen Füßen niedergelegt.
  • In Lukas 7,38–39 sehen wir den Balsam, wie er über seine Füße fließt und
  • in Matthäus 26,6–12 über seinen Kopf und seinen ganzen Körper.

Es ist auffallend, dass überall, wo Myrrhe oder Balsam vorkommt, Sünder damit in Verbindung stehen.

  • Die Sünderin in Lukas 7,
  • Nikodemus in Johannes 19,
  • die Weisen aus dem Osten (die Nationen),
  • die dankbare Maria in Matthäus 26.

Für diese ist der Herr nach Golgatha gegangen, um dort am Kreuz zu sterben, wie Er den Schriftgelehrten und Pharisäern antwortete: „Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Buße“ (Lk 5,32).

Die Reihenfolge für den Menschen

Wie gesagt, ist die Reihenfolge für den Menschen genau umgekehrt. Der Herr Jesus verließ die Herrlichkeit, um hier auf der Erde nach dem Willen seines Vaters zu leben. Doch wir verließen nach unserer  Bekehrung unseren elendigen und verlorenen Zustand. Das ist etwas ganz anderes.

Der Mensch wird erst entlang des Brandopferaltaars gehen müssen. Ohne das Kreuz, ohne das Opfer des Herrn Jesus, ist keine Rettung möglich (1. Tim 2,5.6). Wenn wir dort, an dem Fuß des Kreuzes, beim Brandopferaltaar unsere Sünden bekannt und den Herrn Jesus als unseren persönlichen Erlöser angenommen und in unser Herz eingelassen haben, dann fängt Weihrauch an. Dann gehen wir auf unserem Weg mit Ihm weiter. Dann wollen wir in Gemeinschaft mit Ihm leben, der uns erkauft hat. Das Waschbecken, Gottes Wort, spielt dabei natürlich eine wichtige Rolle. Lies 2. Mose 30,17 ff. einmal nach.

Dieser Wandel wird nicht ohne Myrrhe sein. Viele wissen nur zu gut, was Johannes 15,18–22 beinhaltet. Der Apostel Petrus schreibt darüber in seinem ersten Brief ausführlich. Erst die Myrrhe, dann das Gold (s. 1. Pet 1,4–7; 2,19–21; 3,13–18; 4,1.2; 4,12–14; 5,10.11). Wie hat Petrus das nicht erfahren? War er dem Leiden nicht aus dem Weg gegangen? Dreimal leugnet er, ein Jünger des Herrn Jesus zu sein. Er war es, der rief: „Das wird dir nicht widerfahren!“, als der Herr über das Leiden sprach. Petrus hatte diese Lektion gut gelernt.

So kommen wir zum Gold, der Bundeslade, dem Herrn Jesus. Ein ergreifendes Beispiel für Myrrhe, Weihrauch und Gold sehen wir in Stephanus (Apg 7,54–60). Mitten im Leiden konnte er ausrufen: „Siehe, ich sehe die Himmel geöffnet und den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen“. Und was für ein Gebet für seine Feinde, die ihn töteten: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht zu“. Was für ein Vorbild! Würde ich dazu bereit sein?

[Aus: „Uit het woord der waarheid“, Jahrgang 1985]