Der Herr Jesus belehrte die Pharisäer darüber, dass man nicht einen Flicken von einem neuem Kleid auf ein altes Kleid setzt und dass man nicht neuen Wein in alte Schläuche fließen lässt. Denn auf diese Weise würde jeweils beides zerstört werden (Lk 5,36–39).

Das Neue ist das Christentum, das in der Person des Herrn Jesus gewissermaßen seinen Anfang nahm, und das Alte ist das Judentum. Die äußere Form, die die Gnade brachte (das neue Kleid), sowie die innere Energie der Gnade (der neue Wein), konnten mit dem abgenutzten, alten Judentum nicht verbunden werden.

Die nachfolgenden Begebenheiten (in dem Bericht des Lukas) illustrieren das anschaulich:

An einem Sabbat gingen die Jünger und pflückten Ähren ab. Nach Meinung der Pharisäer brachen sie damit das Sabbatgebot. So etwas tat man doch am Sabbat nicht! Und hier sehen wir das „alte Kleid“ – die äußere Form des Judentums. Doch der Herr zeigt, dass es nicht die Zeit war, um kleinlich Gesetzesvorschriften einzuhalten. Es ging darum, dass der wahre König in ihrer Mitte war. Das ist die Belehrung, die wir in Lukas 6,1–5 finden.

An einem anderen Sabbat war in der Synagoge ein Mensch mit einer verdorrten Hand (Lukas 6,6–11. Die Pharisäer hatten keine Kraft diesen Mann zu heilen. Das ist der „alte Wein“, der nicht mehr gärt, der die Schläuche nicht spannt, der keine Kraft mehr hat. Doch in Christus wirkte die Macht heiliger Gnade (der „neue Wein“) und er konnte und wollte diesen Menschen gesund machen. Die kleinlich ausgelegten Gesetzesvorschriften sollten ihn nicht darin hindern.

Wie verhängnisvoll ist doch bis zum heutigen Tag die Vermischung zwischen Gesetz und Gnade, zwischen Israel und der Versammlung, zwischen Christentum und Judentum! Die Folge dieser Vermischung ist, dass man weder von dem einen noch von dem anderen eine klare Vorstellung hat und beides „verliert“.