Für viele Gläubige ist es sehr schwierig, das zu verwirklichen, was uns in Kapitel 12 des ersten Korintherbriefes über den einen Leib mitgeteilt wird. Manche haben kein wahres Verständnis darüber, um was es bei dem einen Leib wirklich geht; andere fühlen sich gehindert, die Wahrheit von dem einen Leib auszuleben, weil die vielen künstlichen Trennwände, die Menschen zwischen den verschiedenen Gruppen von Christen errichtet haben, es nicht zulassen.

Für die Gläubigen aber, die durch Gottes Gnade die in 1. Korinther 12 geoffenbarte Wahrheit kennengelernt haben und außerhalb des Lagers geführt wurden, gibt es in dieser Hinsicht keine Entschuldigung. Sie sind auf eine Grundlage gestellt, auf der sie jeden wahren Christen ohne Unterschied anerkennen können.

Wie ist es aber nun in der Praxis um uns bestellt, die wir doch bekennen, auf der „Grundlage der Wahrheit“ zu stehen? Finden wir auch in unserer Zeit und Situation noch ausreichend Gelegenheit zur Betätigung einer Liebe, die alle umschließt, die zu dem einen Leib gehören? Haben wir von Herzen dieselbe Sorge für alle Glieder Christi an dem Ort, wo wir wohnen? (Vgl. 1. Kor 12,25.26.) Es mag uns vielleicht nicht möglich sein, diese immer auf gleiche Weise auszuüben, aber suchen wir, soweit es an uns liegt, es zu tun?

Ist unsere Liebe zu allen Christen so brennend und ungeheuchelt, dass sie ihnen die Realität der Verbundenheit der Glieder des einen Leibes zeigt? Wird die Wahrheit, die wir in unseren Schriften verbreiten, auch in unserem Wandel gesehen?

Wir wollen doch auf der Hut sein vor der List des Feindes! Die Form will er uns wohl lassen, wenn nur die Kraft verleugnet wird (vgl. 2. Tim 3,5). Auch hat er nichts gegen das Verkündigen der Wahrheit, wenn nur die Praxis eine andere ist. Möchte er uns nicht verführen, den Namen, unter dem wir teilweise bekannt sind – „Ihr alle seid Brüder“ – in einem ausschließlichen Sinn zu gebrauchen. Jedes Kind Gottes hat doch einen Anspruch darauf, Bruder bzw. Schwester genannt zu werden!

Ein weites Herz und ein breiter Weg oder ein enges Herz und ein schmaler Weg, beides entspricht sehr unserer menschlichen Natur, aber keines von beiden entspricht der Wahrheit Gottes. Was der Herr von uns wünscht und was wir haben müssen, ist ein weites Herz und ein Wandel auf schmalem Weg.

Manche unter uns würden gewiss sehr überrascht sein, wenn es uns möglich wäre, in diesem Augenblick die Gedanken Gottes über sein Volk zu sehen. Mit der Selbstgefälligkeit wäre es dann vorbei.