Das Problem alter Menschen

In unserer Zeit sprechen wir zwar über ein „Jugendproblem“, aber lasst uns nicht vergessen, dass es auch ein „Alte-Menschen-Problem“ gibt. Nicht so sehr im Sinne von: „Was sollen wir für die Alten an Tagen tun – wie sollen wir sie beschäftigen?“

In dieser Hinsicht wird für Ältere viel getan. Sie werden nicht mehr in Einrichtungen mit wenig Ausstattung und einem Minimum an Unterhalt „weggeschlossen“.

Nein, wir meinen mit diesem Problem einen Aspekt, der viel Alte betrifft:

a)     noch Ziel und Aufgabe im Leben zu sehen;

b)     nicht aufbegehrend zu sein im Verfallsprozess, dem der menschliche Körper unterworfen ist;

c)      zufrieden zu sein mit dem Platz und der Stellung, die man einnimmt.

Er versorgte den verworfenen König

Barsillai aus Rogelim hat auch derartige Probleme gekannt und hat auf seine alten Tage die Lösung dafür gefunden. Wir lesen von ihm, als David vor Absalom flüchten musste. Jeder Israelit stand damals vor der Wahl: David oder Absalom. Auf seiner Flucht nach Machanaim hatte David angenehme und unangenehme Begegnungen. Eine unangenehme Begegnung war Simei, der sich gegen den König stellte und ihm fluchte und ihn schmähte.

Eine angenehme Begegnung hatte er mit Barsillai, der gemeinsam mit Schobi aus Rabba und Makir aus Lodebar den König aufsuchte. Von diesen Männern bekam er für sich und für die Soldaten, die bei ihm waren: „Betten und Becken und Töpfergefäße und Weizen und Gerste und Mehl und geröstete Körner und Bohnen und Linsen und Geröstetes und Honig und geronnene Milch und Kleinvieh und Kuhkäse“ (2. Sam 17,28.29; siehe auch Kap 19,32). Sie wählten also deutlich die Seite von David und stellten ihre Güter dem verworfenen König zur Verfügung.

Barsillai war alt, nämlich 80 Jahre, aber er hing nicht an seinem Besitz. Was er besaß, stellte er David zur Verfügung.

„Das konnte er leicht machen“, könnte jemand sagen, „denn er war reich“. Doch gerade für reiche Menschen ist die Gefahr groß, dass sie ihren Besitz zu einem Götzen machen.

So gibt Barsillai uns ein herrliches, lehrreiches Beispiel. Unerwartet bekommt er die Gelegenheit, um mit dem, was er besitzt, David Gutes zu tun. Dasselbe können wir auch mit unserem Besitz tun, indem wir es dem großen, verworfenen David zur Verfügung stellen. Ob wir uns nun in einem Wohn-Schlafzimmer eines Altenheims befinden, bei den Kindern wohnen oder noch selbständig sind, wir werden immer wieder vor die Wahl gestellt: Was tun wir mit Besitz, mit unserer Zeit usw.? Haben wir eine entschiedene Wahl getroffen für den großen, verworfenen David? Dann können wir Ihm auch im Alter unser Leben weihen. Auch dann gibt es noch ein Ziel und eine Aufgabe für den Herrn in unserem Leben. Sei es, dass wir einen Kranken besuchen, ein Traktat weitergeben, für die Evangelisationsarbeit beten oder für den Herrn von unserem irdischen Besitz abstehen.

Er erfuhr körperlichen Verfall

Barsillai teilte die Schmach des verworfenen Königs. Er nahm auch an seiner Wiederherstellung teil und begleitete David bei seiner Rückkehr nach Jerusalem bis über den Jordan.

David will ihn nach Jerusalem mitnehmen und ihn belohnen. Allerdings lehnt Barsillai das ab: „Ich bin heute achtzig Jahre alt; kann ich Gutes und Schlechtes unterscheiden? Oder kann dein Knecht schmecken, was ich esse und was ich trinke? Oder kann ich noch auf die Stimme der Sänger und der Sängerinnen horchen?“ (2. Sam 19,35).

Körperlicher Verfall kann eine harte Prüfung sein. Wenn wir unsere Tasse Kaffee nicht mehr schmecken, das Gute in der Mahlzeit nicht mehr unterscheiden können, dann ist das eine Erprobung des Alters.

Wenn das Gehör nachlässt, wie bei Barsillai, und das Vermögen, die guten Dinge des Lebens zu genießen, dann kann das rebellisch machen. Dann können wir verbitterte alte Menschen werden, die für sich selbst zur Qual und eine Last für die Umgebung werden.

Er war zufrieden mit dem, was Gott ihm schenkte

Barsillai gibt uns ein Beispiel, wie wir diese Dinge aus der Hand des Herrn annehmen und zufrieden sein können.

Es ist eine Kunst, zufrieden zu sein, vor allem, wenn wir älter werden. Barsillai kannte davon das Geheimnis. Er zählte die Segnungen, die Gott ihm gab.

Er wünscht nichts mehr, als in seine eigene Umgebung zurückzukehren und in seiner eigenen Stadt zu sterben. Er war zufrieden mit dem, was er hatte. Dennoch wurde er reich belohnt und zwar in seinen Söhnen (1. Kön 2,7), woraus man schlussfolgern könnte, dass Barsillai zu der Zeit selbst nicht mehr lebte. Seine Söhne durften nach der Verordnung Davids zu den Tisch-Gästen des Königs Salomo gehören.

Wenn, wie wir annehmen können, Barsillai ein gläubiger Mann war, wird er einmal selbst auferstehen und die Herrlichkeit des großen Friedefürsten teilen, mit einem Körper, der keine Leiden mehr kennt und der von den Qualen der Tage des Alters erlöst ist. Das wird sein, wenn wir mit Ihm und er mit uns am Tisch des Königs sitzen werden.

[Übersetzt aus dem Holländischen; „Bode 1967“]