Es ist schon verschiedentlich erörtert worden, was ein Zusammenkommen als [oder: in] Versammlung ist. Meistens werden drei Zusammenkommen hier genannt:

  • das Zusammenkommen zum Gebet (Mt 18,18–20)
  • das Zusammenkommen zur Erbauung, was oftmals mehr oder weniger mit einer Predigt gleichgesetzt wird (1. Kor 14,23.26)
  • das Zusammenkommen zum Brotbrechen (Apg 20,7)

Das Problem ist, dass die Bibelstunde/Wortbetrachung, die an vielen Orten im Anschluss an die Gebetsstunde erfolgt, in dieser „Aufstellung“ nicht vorkommt. Daraus haben manche geschlossen, dass die Wortbetrachtung kein Zusammenkommen als [in dem Charakter von] Versammlung ist, also kein Zusammenkommen im Namen des Herrn nach Matthäus 18,20 – mit der speziellen Verheißung seiner persönlichen Gegenwart. Dieser Gedanke wird dadurch beflügelt, dass bei einer Bibelstunde der vorher zu betrachtende Bibelabschnitt feststeht und somit die freie Wirksamkeit des Geistes eingeschränkt zu sein scheint.

Einige Überlegungen dazu:

  • Wäre es nicht sehr sonderbar, wenn der Herr in der Mitte eines Zusammenkommens (denn oft erfolgt die Bibelstunde im Anschluss an die Gebetsstunde) seine persönliche Gegenwart zurückzöge?
  • Eine örtliche Versammlung, die zusammen ist, um das Wort Gottes zu betrachten, ist auch in der Lage, zu binden und zu lösen. Das zeigt, dass der örtliche Ausdruck der Versammlung gewahrt ist („Zusammenkommen als Versammlung“).
  • Passt in den Rahmen von 1. Korinther 14 nicht auch eine Bibelstunde bzw. eine gemeinsame Wortbetrachtung (siehe z.B. Vers 6, 26), auch wenn der Dienst der Weissagung nicht im Vordergrund steht? 
  • Wenn die örtliche Versammlung unter der Autorität des Herrn nach den Grundsätzen seines Wortes zusammenkommt, ist es ein Versammeltsein „in seinem Namen“. Dabei ist es doch nicht entscheidend, ob gebetet wird, ein Psalm (eine geistliche Dichtung) vorgetragen wird, eine Wortbetrachtung oder ein gemeinsames Gebet erfolgt oder Lehrgedanken geäußert werden (Vers 26). 
  • Die Tatsache, dass man weiß, welcher Bibelabschnitt betrachtet wird, scheint mir kein Verstoß gegen die Leitung des Geistes und damit ein menschlich geordneter Dienst zu sein, zumal nicht feststeht, wer was sagt. Ferner besteht auch da die Freiheit, einen anderen Gegenstand zu wählen und das zu bringen, was zur Erbauung der Gemeinde dienen mag.

So scheint es mir doch gut zu sein, das (örtliche) Zusammenkommen zur Betrachtung des Wortes Gottes als ein Zusammenkommen zum Namen des Herrn zu erachten.