Christen leben in einem Spannungsfeld zwischen Absonderung und Auftrag. Einerseits sollen wir uns von der Welt unbefleckt erhalten, andererseits sind wir in diese Welt gesandt, um ein Zeugnis zu sein. Einerseits sollen wir uns von dem Bösen unter dem Volk Gottes wegwenden, andererseits sollen wir arbeiten, damit alle vollkommen in Christus dargestellt werden.

Die Balance zu halten, ist nicht einfach. Wir können es mit der Absonderung übertreiben, wir können auch den Aspekt überdehnen, dass wir einen Auftrag haben.

Es gibt Christen, die reden sehr viel über Absonderung. Immerzu klagen sie über die Zustände in der Welt und unter den Gläubigen. Sobald sich etwas zeigt, was ihrer Meinung nach nicht in Ordnung ist, wenden sie sich ab. Da natürlich immer mal etwas vorkommt, was nicht gut ist, leben sie ziemlich isoliert. Sie denken zuerst an sich und an ihre eigene Reinheit – der Gedanke, anderen eine Hilfe zu sein, scheint ihnen wenig in den Sinn zu kommen. Sie entsprechen nicht dem Maßstab der Schrift. Man denke nur an den Apostel Paulus, wie er um die Gläubigen gerungen hat. Er hatte keine Gemeinschaft mit dem Bösen, aber er ließ die Gläubigen auch nicht links liegen. Wenn wir nur an die Absonderung denken, dann werden wir ziemlich nutzlose Gläubige sein.

Es gibt Christen, die reden viel über ihren Auftrag. Die Arbeit geht ihnen über alles. Es ist egal, wo das Evangelium gepredigt wird, es ist egal, mit wem man im Dienst für den Herrn zusammenarbeitet, es ist auch egal, welche Methoden dabei zum Einsatz kommen – Hauptsache, es wird etwas getan! Alles wird dem Dienst untergeordnet. Mahner werden als kleinkarierte Miesmacher in die Ecke geschoben. Der Zweck muss die Mittel heiligen. Doch so bewegt man sich auch nicht auf dem Boden der Schrift. Wenn auch Gott souverän ist und alle Bemühungen segnen kann, so erwartet er von uns doch persönliche Heiligkeit. Wir dürfen die Ehre des Herrn nicht über den Segen für die Menschen stellen.

Wie betete der Herr Jesus? „Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt wegnehmest, sondern dass du sie bewahrest vor dem Bösen. Sie sind nicht von der Welt, wie ich nicht von der Welt bin. Heilige sie durch die Wahrheit: Dein Wort ist Wahrheit. Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt“ (Joh 17,15–18).