„Eifert aber um die größeren Gnadengaben; und einen noch weit vortrefflicheren Weg zeige ich euch“ (1. Kor 12,31).

Die Korinther hatten an keiner Gnadengabe Mangel. Sie spielten aber mit diesen Gaben wie Kinder mit ihrem Spielzeug und hatten zu wenig die Erbauung der Versammlung im Auge. Das führte dazu, dass bei ihnen besonders die aufsehenerregende Gabe des Sprachenredens zu sehr in den Vordergrund gerückt und währenddessen die Gabe der Weissagung in den Hintergrund gedrängt wurde. Paulus unterbindet das Sprachreden nicht, denn es war eine Gabe Gottes, aber er zeigt, dass die Weissagung die größere Gnadengabe ist, da sie mehr zur Erbauung der Versammlung ist.

Das Eifern um die größere Gnadengabe meint also: Die Korinther sollten danach trachten, dass in ihrer Mitte, in den Zusammenkünften, hauptsächlich die größeren Gnadengaben zur Ausübung kommen. Die Weissagung hat Vorrang vor dem Sprachenreden. „Wer in einer Sprache redet, erbaut sich selbst; wer aber weissagt, erbaut die Versammlung. Ich wollte aber, dass ihr alle in Sprachen redetet, viel mehr aber, dass ihr weissagtet. Wer aber weissagt, ist größer, als wer in Sprachen redet, es sei denn, dass er es auslegt, damit die Versammlung Erbauung empfange“ (1. Kor 14,4.5).

Es geht nicht darum, wie oft gesagt wird, dass wir danach trachten sollen, dass unsere Gabe größer wird oder dass wir persönlich eine größere Gabe empfangen. Denn Paulus hatte vorher ja gerade erklärt, dass jeder persönlich mit seiner Gabe, mit seiner Funktion am Leib Christi zufrieden sein soll. 1. Korinther 12,31 ist kollektiv zu verstehen, nicht persönlich, was auch der Zusammenhang ab Vers 28 zeigt.

Noch besser, als mit Gaben und mit deren Nützlichkeit beschäftigt zu sein, ist, den Weg der Liebe zu gehen. Wer Liebe hat und in der Liebe lebt, der wird gewiss auch das tun, was zur Ehre Gottes und zum Nutzen der Gläubigen ist. Dieser Weg der Liebe ist der „weit vortrefflichere Weg“, der dann in 1. Korinther 13 ausführlich beschrieben wird.