Der Dienst des Propheten (4/4)

In Jeremia 29 ist von einem Brief die Rede, den der Prophet Jeremia an die Ältesten von Jerusalem schickte, die in der Zeit von Jojakin nach Babel weggeführt wurden. Dieser Brief ist ein interessantes Dokument. Er scheint unter einer Reihe falscher Propheten unter den Weggeführten viel Böses angerichtet zu haben und den aufständischen Geist der Weggeführten angereizt zu haben. Das Volk wurde dadurch falsch unterrichtet, denn es wurde die falsche Hoffnung geschürt, dass sie bald aus der Gefangenschaft befreit sein würden. Während nun Jeremia seinen Dienst unter den wenigen Armen ausübte, die zurückgelassen worden waren, war Hesekiel mit den Weggeführten mitgegangen und äußerte seine Botschaft gegen die falsche Hoffnung des Volkes, bei dem jedoch kein Schatten einer Bekehrung oder Reue erkennbar war.

Jeremia hatte den Weggeführten die Botschaft geschickt, ihre falsche Hoffnung aufzugeben: „Sobald siebzig Jahre für Babel voll sind, werde ich mich euer annehmen und mein gutes Wort an euch erfüllen, euch an diesen Ort zurückzubringen“ (Jer 29,10).

Hesekiel arbeitete unter diesen Weggeführten und diente ihnen damit, ihre falsche Hoffnung zu zerstören. Nein, es gab jetzt keine Hoffnung für Jerusalem. – Doch wenn später der Zustand sich ändert, ändert Hesekiel auch seinen Dienst und tröstet die Enttäuschten und das gebrochene Herz des Volkes, indem er ihnen die große Wiederherstellungsbotschaft bringt.

Der Prophet hatte die Aufgabe in der Gegenwart des Volkes, das auf die falschen Propheten hörte, seine Botschaft durch Bilder zu verdeutlichen. In Kapitel 3,24–26 musste er sich selbst einschließen und binden, und er wurde stumm gemacht. Dann bekam er die Aufgabe, 430 Tage lang auf seiner rechten Seite zu liegen. Danach musste er unreines Brot essen. Dann mit einem scharfen Messer sein Kopf- und Barthaar schneiden. Und als seine Frau starb, durfte er nicht über sie trauern (24,15–20). Schließlich wurde er wieder stumm. Den Schlüssel für dies alles finden wir in Hesekiel 24,24: „Und so wird euch Hesekiel zu einem Wahrzeichen sein: nach allem, was er getan hat, werdet ihr tun. Wenn es kommt, dann werdet ihr wissen, dass ich der Herr, HERR, bin.“

Die Gesichte schließlich, die Hesekiel von der Herrlichkeit sah, gehören zu den größten Gesichten, die das Wort Gottes mitteilt. Sehr vieles zu Beginn seines Buches erinnert uns an das letzte Buch der Bibel, an die Offenarung.

Vergleiche Hesekiel 1 mit Offenbarung 4 und 5; Hesekiel 3,3 mit Offenbarung 10,10; Hesekiel 8,3 mit Offenbarung 13,14.15; Hesekiel 9 mit Offenbarung 7; Hesekiel 10 mit Offenbarung 8,1–5.

[Bode des Heils, Jahrgang 91, S. 174]