In Johannes 7 wird uns der Geist Gottes erneut im Bild des lebendigen Wassers vorgestellt, doch die Umstände und Belehrungen für unsere Seelen sind anders.

Das Laubhüttenfest stand an und alle kamen nach Jerusalem, um es zu halten. Es ist bemerkenswert, dass die Feste im Johannesevangelium immer die „Feste der Juden“ genannt werden (Joh 2,13; 6,4; 7,2; 11,55), während sie in 3. Mose 23 als „Feste des Herrn“ bezeichnet werden. Diese geänderte Bezeichnung ist nicht ohne Bedeutung. Sie waren zur bloßen Form geworden. Es waren nicht mehr Gelegenheiten, wo treue Herzen sich zum Haus Gottes versammeln, weil sie von dem Bewusstsein seiner Güte bewegt sind. Das hatte ganz aufgehört, sie waren zu bloßen rituellen Festen degeneriert.

Die Brüder des Herrn drängten Ihn, auf das Fest zu gehen, um die Gelegenheit zu nutzen, sich der Welt bekannt zu machen (Joh 7,1–5). Sie glaubten nicht an ihn. Sie sahen in Ihm nicht den Gesandten des Vaters, der gekommen war, den Vater zu verherrlichen und seinen Willen zu erfüllen. Ihr Ratschlag war rein fleischlich, was hätten man auch sonst erwarten können? Der Herr ging nicht hin als alle anderen gingen, sondern erst gegen Mitte des Festes gleichsam inkognito. Er ging nicht hin, um an den vorübergehenden, hohlen Freuden teilzunehmen, sondern um dem Verlangen einzelner Suchenden zu begegnen, die unter dieser religiösen Menge zu finden wären.

Das Laubhüttenfest war eine Erinnerung an die Wüstenreise Israels und spricht von dem kommenden Königreich des Messias, wenn ganz Israel wiederhergestellt sein wird und im Land seiner Väter sein wird, erfüllt mit der Güte des Herrn. Wie ernst ist es daher, dass Er seinen Platz völlig außerhalb ihrer Feierlichkeiten einnehmen musste.

Gott hasst reinen Formalismus. Er kann Leute nicht ertragen, die Ihn nur mit den Lippen ehren, während ihre Herzen fern von Ihm sind. So war es in Jerusalem. Das Fest nahm seinen Lauf, Rituale waren in vollem Gange, alle waren voll Freude, doch der Sohn Gottes hielt sich völlig abseits.

 „An dem letzten, dem großen Tage des Festes aber stand Jesus und rief und sprach: Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke“ (Joh 7,37). Vielleicht gab es in dem Gedränge manche durstige Seele. Herzen, in denen der Heilige Geist göttliches Sehnen geweckt hat, können nicht durch bloße religiöse Formen befriedigt werden. Die befriedigen das Fleisch. Allzu oft dienen sie als Vorhang, um vor der Seele ihren wahren Zustand in den Augen eines heiligen Gottes zu verbergen. Das Fleisch liebt Religion, und je pompöser sie ist, desto beliebter. Doch aufrichtige Herzen wollen mehr; ob sie es wissen oder nicht, Christus ist der einzige, der sie befriedigen kann.

Hier sehen wir den verachteten Jesus außerhalb des Scheins und der Religiosität der gegenwärtigen Stunde, wie er durstige Seelen einlädt, zu Ihm zu kommen und zu trinken. Was solche in bloßer Religion nicht finden konnten, würden sie in Ihm finden. Ist das nicht auch heute so? Können all die fleischlichen Formen und Darstellungen der Christenheit den Durst einer Seele stillen, die nach Gott verlangt? Nein, sie halten die Seele fern; sie umhüllen sie mit Wolken und tauchen sie in Kummer und Zweifel. Doch Jesus kann jedes Verlangen stillen. Er steht immer noch außerhalb. Solche, die Ihn aufrichtig suchen, müssen zu Ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, wie Hebräer 13 sagt. Hat es Ihn gefunden, wird das Herz göttlich befriedigt. Es wird nie mehr Durst haben. Wie kann einer Durst haben, der Befreiung und Annahme kennt, der sich der Liebe des Vaters sicher ist, der den freien Zugang zu Gott genießt ohne Vorhang, der vom Heiligen Geist und von Christus erfüllt ist?

Doch der Herr sagt noch mehr: „Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Dies aber sagte er von dem Geist, den die an ihn Glaubenden empfangen sollten; denn noch war der Geist nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war“ (Joh 7,38–39). Hier haben wir mehr als Befriedigung für unsere Seelen – die Gabe des Heiligen Geistes als eine überströmende Kraft. Beachte, dass es so etwas nicht geben konnte, bevor Jesus verherrlicht war. Er hatte den Geist am Jordan persönlich empfangen als einen Ausdruck des größten Wohlgefallens des Vaters an Ihm. Doch Er musste in den Tod gehen und die Erlösung vollbringen, bevor Er den Geist auf eine neue Weise empfangen konnte für die, die an seinen Namen glauben (Lk 3,22; Apg 2,33).

Da wir nun den Geist Gottes haben, sind wir auch verantwortlich, Kanäle des Segens zu sein, während wir durch eine trockene Welt gehen. Doch ich muss selbst befriedigt sein, ja mehr als zufrieden, bevor ich anderen weitergeben kann. Ich kann nichts abgeben, wenn ich selbst nicht genug habe. Welch ein Prüfstein für unsere Herzen. Haben wir genug? Haben wir in dem auferstandenen und verherrlichten Herrn genug, um jedes Verlangen unserer Seelen zu stillen? Für Paulus war Er genug, alles andere war im Vergleich zu Ihm Schaden und Dreck (Phil 3). „Umsonst habt ihr empfangen, umsonst gebt“ (Mt 10,8). Alle um uns her sind bedürftige Seelen. Die Welt kann ihren Bedürfnissen nicht begegnen, Religion auch nicht. Aber wir, die wir die Wahrheit haben können es, indem wir ihnen Christus vorstellen in der Herrlichkeit seiner Person und der Vollgültigkeit seines Werkes.

Aber es muss von innen kommen, sonst wird es zu wenig Segen führen. Was nur aus dem Kopf kommt, mag dem Ohr gefallen und dem Intellekt schmeicheln, aber die arme, hungernde Seele bleibt so unbefriedigt und ungenährt wie vorher. Möge der Geist Gottes in uns allen so ununterbrochen wirken, inem Er uns Christus vorstellt, dass wir in frohem, heiligem Dienst überströmen können, zur Ehre des Herrn und zum Segen für die Menschen.