Es gibt zwei Hauptzweige des Werkes des Geistes unter Christen: 1. in dem einzelnen Gläubigen und 2. in der Versammlung Gottes. Das letztere wird allgemein nicht so verstanden wie das erstere. Sehr viele Gläubige verstehen sein wunderbares Handeln in dem Einzelnen, vergleichsweise wenige erfassen die Bedeutung und Herrlichkeit seines Handelns in der Versammlung Gottes. Wir finden beides sehr deutlich im 1. Korintherbrief. In Kapitel 6,19 lesen wir: „ wisset ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt, den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euer selbst seid?“ Der Zusammenhang zeigt, dass hier einzelne Gläubige angesprochen werden, denn der Apostel fordert zur persönlichen Heiligkeit auf. In 1. Korinther 3,16 lesen wir: „Wisset ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“ Hier redet er die „Versammlung Gottes, die in Korinth ist“ an (1. Kor 1,2), daher ist die Belehrung hier von einer ganz anderen Art.

Es ist eine lebendige Wahrheit des Christentums, dass die Versammlung eine „Behausung Gottes im Geist“ ist (Eph 1,22). Früher wohnte Gott in der Stiftshütte in der Mitte seines erlösten Volkes und später im Tempel, den Salomo für seinen Namen gebaut hatte. Aber zwischen Gott und seinem Volk war immer Distanz. Der Vorhang schloss Gott ein und das Volk aus. Es gab kein Nahen zu Gott in das Heiligtum (Heb 9,8). Doch das vollbrachte Werk Christi hat mächtige Veränderungen bewirkt. Nicht nur die Sünde ist weggetan, sodass ein gereinigtes Gewissen das Geburtsrecht eines jeden Gläubigen ist, sondern der Geist Gottes ist auch vom Himmel gekommen, um die Versammlung zu bilden und in ihr zu wohnen. Wir lesen: „Denn ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: „Ich will unter ihnen wohnen und wandeln“ (2. Kor 6,16). Gott, der Heilige Geist, wohnt in der Versammlung, um die Herrschaft (lordship) des Herrn aufrecht zu erhalten und die Gläubigen in all ihren Diensten für Gott anzuleiten. Das wird nur wenig verstanden. Es wurde in den ersten Tagen der Versammlung Gottes voll und ganz geglaubt. Das wackelnde Gebäude (Apg 4,31) und der Tod von Ananias und Sapphira (Apg 5,1–11) waren deutliche Beweise, dass eine göttliche Person wirklich unter ihnen war. Und obwohl wir heute keine solchen Zeichen mehr haben, ist seine Gegenwart doch nicht weniger wahr und wirklich; der Glaube muss es nur verwirklichen.

Er ist der für alles ausreichende Leiter und Führer der Versammlung. Welche andere sollte noch zum Regulieren oder beaufsichtigen nötig sein, wenn sie zur Anbetung oder zum Gebet zusammenkommt? Diese menschlichen Vorkehrungen wurden erst getroffen, als die Wahrheit der Gegenwart des Geistes in dem Bewusstsein der Menschen schwächer wurde. In 1. Korinther 12,10–11 steht, dass der Geist einem jeden austeilt, wie Er will. Es gibt eine große Vielfalt, und alles wird benötigt zur allgemeinen Auferbauung und zum Segen. Die moderne Vorstellung ist Konzentration nicht Verteilung, als wäre es einem Glied am Leib Christi möglich, alles Erforderliche für die Unterstützung und den Fortschritt aller zu haben. Wer auf dieser Grundlage handelt, wird sicher in der Folge tief in der Seele leiden.

1. Korinther 14 ist sehr wertvoll, was die Regulierung von Dingen in der Versammlung Gottes angeht. „Alles geschehe zur Erbauung“, ist die goldene Regel, die dort niedergelegt ist. Aus diesem Grund sollten solche in Korinth, die die Gabe der Sprachen besaßen, diese nicht ausüben, wenn kein Ausleger da war. Wir lesen von Gebet, Gesang und Weissagung. Vers 26 scheint zu zeigen, dass es in der korinthischen Versammlung beachtlichen Eifer gab, eine Rolle in den öffentlichen Zusammenkünften der Gläubigen zu spielen. Doch die Gläubigen werden nicht gebeten, zu schweigen und offizielle Leiter wieder einzuführen, sondern werden ermahnt: „Alles geschehe zur Erbauung.“ Göttliche Freiheit wird gewährt, aber auch ein apostolischer Rat gegeben. Die Einzigen, die in der Versammlung schweigen sollten, waren die Frauen, und das sowohl aus natürlichen als auch aus anderen Gründen. Wenn wirklich auf den Geist Gottes geblickt und vertraut wird, werden die Gläubigen nicht vergeblich zusammenkommen. Wie wenig und schwach sie auch sein mögen, der göttliche Bewohner wird nicht nachlassen, ihnen durch das eine Gefäß oder das andere das zu geben, was ihre Seelen bedürfen und verlangen.

Welcher echte Unglaube in Bezug auf dies existiert seit langem in der Christenheit! Manche erbitten den Heiligen Geist, als wäre Er noch nicht gekommen, bei anderen ist seine Gegenwart Lehre und sonst nichts. Das ist alles ernste Verunehrung Gottes, wenn auch vielleicht nicht beabsichtigt. Möge es unser ernstes und unablässiges Gebet sein, dass Gott in Gnaden die ganze Versammlung zu einem tieferen Bewusstsein der Gegenwart des Heiligen Geistes und zu einfältigerem Vertrauen auf Ihn in Bezug auf alle Bedürfnisse unserer Seelen erheben möchte, bis der Herr Jesus kommt.