Wenn es um Gemeinschaft in Zeiten des Verfalls spricht, kommt man regelmäßig auf Folgendes zu sprechen: „Sobald wir ein liebes Kind Gottes im Zug treffen, freuen wir uns. Wir haben dasselbe Leben und einen gemeinsamen Gegenstand des Glaubens. Wir merken dann: Die Familie Gottes ist noch intakt. Das ist uns in der Zeit des Verfalls und der vielen Gruppen und Gruppierungen geblieben! Und auch nur das.“

Aber: Ist denn der Leib Christi nicht mehr intakt? Warum soll ich diese Beziehung, überspitzt gesagt, vergessen, sobald ich einen Zug betrete? Auch in der Zeit des Verfalls gilt: Die Verbindung der Glieder zum Haupt und untereinander ist intakt. Natürlich nicht in der Praxis – aber das gilt doch für die Familie Gottes in gleicher Weise.  Wir verwirklichen oft beide Wahrheiten nicht (und andere leider auch).

Die Schrift spricht weder in Zusammenhang mit der Familie Gottes noch mit dem Leib Christi von Verfall (sie tut es aber bei dem Haus Gottes). Darum kann man, wenn man einen Christen trifft, sowohl an die intakte Familie als auch an den intakten Leib denken.

Beim Brotbrechen wird die Einheit des Leibes Christi, die bis heute besteht, dargestellt (1. Kor 10,16.17). Das können wir tatsächlich nicht mit allen tun, mit denen wir Gemeinschaft im Zug, im Flugzeug oder wo auch immer haben. Ein Hinderungsgrund ist dabei gerade die Zersplitterung der Christen in tausend verschiedene Gruppierungen. Wir haben Gemeinschaft mit vielen Christen auf vielfältige Art und Weise, aber nicht ohne weiteres Gemeinschaft im Brechen des Brotes – der höchste Ausdruck der christlichen Gemeinschaft.

Nicht nur, wenn wir das Brot brechen, denken wir an den einen Leib. Nein, diese Wahrheit soll unser ganzes Leben durchziehen. Ein Christ, mit dem ich (noch) keine Gemeinschaft im Brechen des Brotes habe, soll von mir sehr wohl zu spüren bekommen, dass wir Glieder voneinander sind. Oder auch, dass wir zu einer Familie gehören.