„Es gibt nichts Schöneres, als sich mit der Person des Herrn Jesus zu beschäftigen. Er ist es, der sich für uns hingegeben hat. Er ist das Thema unserer Anbetung. Und eine intensive Beschäftigung mit den verschiedenen Seiten seiner Herrlichkeit kann unsere Anbetung nur fördern. Dieser Artikel soll uns damit beschäftigen, was der Herr selbst getan hat, noch tut und in Zukunft tun wird. Natürlich ist das Wort Gottes voll von Dingen, die der Herr getan hat. Aber an manchen Stellen finden wir die Formulierung (und wie ich glaube nicht umsonst, denn kein Wort in der Bibel ist überflüssig), dass der Herr selbst etwas tut oder getan hat.

Seine Menschwerdung – Freiwillige Erniedrigung

Fangen wir am „Anfang“ an, und zwar an dem Anfang, der uns in 1. Johannes 1,1ff als der Anfang der Offenbarung Gottes durch den Sohn beschrieben wird. Dieser Anfang der Offenbarung Gottes durch den Sohn begann mit dem Kommen des Sohnes Gottes auf diese Erde.

Wer war denn dieser Sohn Gottes? Es war und ist kein anderer als Gott selbst, der von sich sagt: „Ich der HERR, bin es, der alles wirkt, der die Himmel ausspannte, ich allein, die Erde ausbreitete durch mich selbst“ (Jes 44,24). Auch die ersten Verse des Johannes-Evangeliums lassen keinen Zweifel daran, dass der Herr Jesus (hier bezeichnet als das Wort, d.h. der offenbarte Ausdruck der Gedanken und des Wesens Gottes) nicht nur bei Gott war, sondern Gott selbst war, und das von Ewigkeit her.

In Philipper 2,6ff wird uns dann in eindrücklicher Weise erklärt, was wir in Johannes 1,14 mit den Worten „und das Wort wurde Fleisch“ beschrieben finden. Um auf dieser Erde „wohnen“ zu können, musste der Herr Jesus sich selbst zu nichts machen und Knechtsgestalt annehmen. Er machte sich zu nichts, indem Er Diener wurde, was besonders im Markus-Evangelium beschrieben wird. Er machte sich auch in diesem Sinn zu nichts, dass Er demütig war und alle anderen höher achtete als sich selbst. (Hast du schon einmal darüber nachgedacht, dass der Herr Jesus sein eigenes Leben weniger wertgeachtet hat als dein Leben?) Aber Philipper 2 sagt eigentlich, dass er sich selbst zu nichts machte und Knechtsgestalt annahm, indem Er in Gleichheit der Menschen geworden ist. Seine Menschwerdung bedeutete für Ihn, sich selbst zu nichts zu machen. Beeindruckt dich diese tiefe Erniedrigung deines Herrn immer noch?

Weiter lesen wir in Philipper 2,8, dass Er sich selbst erniedrigte, indem Er gehorsam wurde. Können wir das begreifen? Er, dem alles zu Gebote stand, auf dessen Befehl die Schöpfung ins Dasein gerufen wurde (Ps 33,9) und Ihm zu Gehorsam verpflichtet ist, dieser Herrscher aller Dinge, der die Herzen von Königen lenkt wie Wasserbäche (Spr 21,1), wurde gehorsam.

Selbst gehorsam sein zu müssen, war für Ihn bis dahin etwas Unbekanntes. Als Gott musste Er niemand gehorchen. Deshalb heißt es auch in Hebräer 5,8, dass Er den Gehorsam lernte, d.h. kennen lernte. Und wie dürfen wir Ihm danken, dass Er nicht nur gehorsam wurde, sondern auch gehorsam blieb, und zwar bis zum Tod am Kreuz. Auch dem Gebot des Vaters, dass Er sein Leben lassen sollte (Joh 10,18), war Er gehorsam. So sehr hat Er sich selbst erniedrigt.  

Sein Leben – Freiwillige Aktivität

In seinem ganzen Leben sehen wir den Herrn Jesus als den abhängigen Menschen. Ganz besonders deutlich wird diese Abhängigkeit, als Er in der Wüste von dem Teufel versucht wurde (Lk 4,1–14 u. Mt 4,1–11). Da weigerte Er sich, etwas zu tun, was der Vater Ihm nicht aufgetragen hatte. Sein Leben war in völliger Übereinstimmung mit seinem Vater. In diesem Zusammenhang finden wir eine ergreifende Szene in Johannes 6. Der Herr Jesus hatte mit fünf Broten und zwei Fischen fünftausend Männer mit Frauen und Kindern gesättigt. Die Volksmenge war überwältigt von diesem Zeichen und wollte Ihn zum König machen. Es schien, dass jetzt seine große Stunde gekommen war. Endlich nahmen sie Ihn an. Er war doch der verheißene Messias!

Aber wie reagiert der Herr? „Da nun Jesus erkannte, dass sie kommen und ihn ergreifen wollten, um ihn zum König zu machen, zog er sich wieder auf den Berg zurück, er allein“ (Joh 6,15, im Griechischen steht hier für „er“ ein Wort, das dem an anderen Stellen mit „selbst“ übersetzten Ausdruck ähnlich ist). Es war nicht der Wille des Vaters, dass Er jetzt König werden sollte. Gerade noch umgeben von einer begeisterten Volksmenge, war Er jetzt allein. „Denn er selbst wusste, was in dem Menschen war“, und deshalb „vertraute er sich ihnen nicht an“ (Joh 2,24.25). Er wusste, dass die Seinen (d.h. sein Volk), Ihn nicht wirklich annahmen. Er wusste, dass es dieselben waren, die später rufen würden: „Kreuzige ihn!“, die lästern und den Kopf schütteln würden angesichts seiner Leiden am Kreuz. Gott würde Ihn zu seiner Zeit zum König in Zion salben, aber jetzt war diese Stunde noch nicht gekommen, und deshalb zieht der Herr sich zurück.

Eine weitere schöne Seite der Person des Herrn Jesus finden wir in Matthäus 8,17. Dort wird Jesaja 53,4 zitiert, aber das Wort „selbst“ wird eingefügt. „Er selbst nahm unsere Schwachheiten und trug unsere Krankheiten“. Hier wird besonders deutlich, dass die Heilung von Kranken nicht nur ein Akt seiner göttlichen Kraft war. Nein, Er selbst nahm ihre Schwachheiten (und zwar auf sich, wie wir in Jesaja 53 lesen), und Er selbst trug ihre Krankheiten. Es bedeutete für Ihn Leiden, wenn Er Kranke heilte. Er litt unter dem Anblick der gefallenen Schöpfung, wo Krankheit und Tod eingetreten waren. Als Lazarus gestorben war, seufzte Er tief im Geist und erschütterte sich, und angesichts des Todes vergoss Er Tränen (Joh 11, 33. 35). Ein Bruder hat das einmal sehr treffend so ausgedrückt: „Er trug in seinem Geist, was Er mit seiner Hand wegnahm.“

Sein Sterben – Freiwillige Hingabe

Die weitaus meisten Stellen, in denen wir finden, dass der Herr Jesus etwas selbst tat, stehen in Verbindung mit seinem Sterben. Denken wir an die Stellen, wo es heißt, dass Er sich selbst als Lösegeld (1. Tim 2,6) für unsere Sünden (Gal 1,4) für uns (Eph 5,2) für mich (Gal 2,20) für die Versammlung (Eph 5,25) hingegeben hat. 1. Petrus 2,24, fügt hinzu, dass der Herr Jesus „selbst unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen hat“. Nach Hebräer 1,3 hat Er „durch sich selbst die Reinigung der Sünden bewirkt“.

Eine besondere Seite seines Werkes finden wir in Hebräer 9,14. Dort heißt es von dem Herrn Jesus, dass Er „durch den ewigen Geist sich selbst ohne Flecken Gott geopfert hat“. Mit diesen jetzt genannten Stellen, die von dem Tod des Herrn Jesus sprechen, kann man sich nicht genug beschäftigen. Es würde jedoch zu weit führen, jede Stelle in ihrem Zusammenhang zu betrachten (wobei es empfehlenswert ist, dies im persönlichen Bibelstudium zu tun). Ich möchte mich auf zwei spezielle Aspekte beschränken.

Christus hat das Werk selbst vollbracht

In Hesekiel 22,30 lesen wir, dass Gott jemanden suchte, der in den Riss treten könnte und keinen fand. Da kam der Sohn Gottes selbst und sagte: „Siehe, ich komme; in der Rolle des Buches steht von mir geschrieben“ (Ps 40,7). Zwar war es von Ewigkeit her der Ratschluss Gottes, dass der Herr Jesus in die Welt kommen sollte, um Sünder zu erretten. Aber bleiben wir einmal bei der bildlichen Darstellung von Psalm 40 und Hesekiel 22, so sehen wir darin einen Hinweis darauf, dass Gott einen Weg suchte, um den gefallenen Menschen zurück an sein Herz zu bringen. Gott wollte den Menschen Gnade erweisen, weil Er nicht will, dass irgendwelche verloren gehen (2. Pet 3,9).

Und das konnte auch nicht geschehen, indem ein Bruder seinen Bruder erlöste (Ps 49,7). Es blieb nur eine Möglichkeit. Es gab nur einen, der dieses Opfer stellen konnte: den Sohn Gottes selbst. Wie groß leuchtet die Gnade und Liebe des Sohnes Gottes hervor, dass Er selbst, der genau wusste, welche Leiden dieser Weg mit sich bringen würde, bereit war, das Opfer zu werden. Als der Mensch alles verspielt hatte, als er alle Warnungen Gottes in den Wind geschlagen hatte, da kam der eine, geliebte Sohn selbst, um den Weg zum Vaterherzen Gottes freizumachen. Er trug sich selbst das Kreuz nach Golgatha (Joh 19,17), um dort sich selbst für dich und mich hinzugeben.

Christus hat sich selbst gegeben

In Matthäus 13 heißt es von dem Kaufmann, dass er alles verkaufte, was er hatte, um die eine, sehr kostbare Perle zu besitzen. Aber haben wir auch schon einmal darüber nachgedacht, dass der Herr Jesus weit über den „Verkauf seiner Besitztümer“ (z.B. seiner Ansprüche an das Volk Israel) hinaus sich selbst hingegeben hat? Für Isaak konnte ein Ersatz gefunden werden und die Priester brachten die vorgeschriebenen Opfertiere dar, aber der Herr Jesus hat sich selbst Gott geopfert. Kann es ein besseres, größeres, vollkommeneres Opfer geben? Ich darf wissen, dass Er sich auch für mich hingegeben hat und Ihm dafür von Herzen danken und Ihn preisen. Haben wir es heute schon getan?

Was Er selbst für uns heute tut

Doch der Herr ist auch heute noch für uns tätig. Zunächst ruft Er selbst uns in seine Nachfolge („Und er ... ruft herzu, welche er selbst wollte“, Mk 3,13). Wir sind seine Jünger, und Er selbst hat uns herzugerufen. Er will uns in seiner Nachfolge haben. Bedenken wir aber auch dabei, dass wir Ihm selbst verantwortlich sind, bei allem, was wir tun.

Wir wissen auch, dass konsequente Nachfolge Kampf bedeutet. Doch auch hier haben wir die Zusage unseres Herrn, dass Er selbst mit uns sein wird und uns nicht versäumen und nicht verlassen wird (5. Mo 31,8). Auch wenn wir versucht werden, nimmt Er sich unser an. Und wer könnte uns besser verstehen und uns helfen als der, der selbst gelitten hat, als Er versucht wurde (Heb 2,18)?

Eine besonders schöne Szene finden wir in Lukas 24, wo die beiden Jünger traurig nach Emmaus gehen, weil sie nicht verstanden, warum der, den sie doch als Messias erkannt hatten, jetzt in Jerusalem so schmachvoll gestorben war. In dieser Situation der Niedergeschlagenheit kam Er selbst und  ging mit ihnen (Vers 15). Er erklärt ihnen, dass der Christus leiden musste. Wer wäre nicht gerne dabei gewesen, als der Herr Jesus ihnen die Schriften öffnete, und zwar in einer Art und Weise, dass ihre Herzen brannten? So ist es auch heute noch. Nur wenn Er selbst es ist, der zu unseren Herzen über Dinge redet, die Ihn betreffen, werden unsere Herzen wirklich für Ihn brennen. Kennen wir dieses brennende Herz für Ihn?

Später stand Er selbst in ihrer Mitte und sprach: „Friede euch!“ (Vers 36). Er war der Inhalt ihrer Unterhaltung gewesen, als Er selbst in ihre Mitte trat: „Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen“ (Joh 20,20).

Sein Wiederkommen

Es gibt noch etwas, was der Herr selbst tun und nicht einem anderen überlassen wird. „Der Herr selbst wird ... hernieder kommen vom Himmel“, um seine Braut heimzuholen (1. Thes 4,16). Welch eine Freude für uns, dass Er selbst uns zu sich nehmen wird. Er wartet sehnsüchtig darauf, die bei sich zu haben, die der Vater Ihm gegeben hat. Warten wir bewusst auf diesen Augenblick, wo wir Ihn sehen werden, der uns so geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat? Der Herr wird selbst kommen und seine Knechte in die Herrlichkeit einführen. Wie schön, wenn Er dann auch zu uns sagen könnte: „Wohl, du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; geh ein in die Freude deines Herrn“ (Mt 25,21). Dann wird Er sich umgürten und uns zu Tisch legen lassen, wird hinzutreten und uns bedienen (Lk 12,37). Unfassbare Liebe! Lohnt es sich da nicht, diesem Herrn mit Hingabe zu dienen und Ihm bis zum Ende die Treue zu halten?