Ich hörte einmal die Geschichte von dem einzigen Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns, der sich für den amerikanischen Bürgerkrieg als Soldat verpflichtete. Er wurde in einem Gefecht verwundet und kam ins Lazaret. Dort begegnete er einem etwas zügellosen jungen Soldaten, zu dem er sich hingezogen fühlte. Dieser Soldat wurde entlassen und hatte nur ein paar Cent in der Tasche. Seine Heimat war Chicago. Bevor er abreiste, gab ihm der Kaufmannssohn eine Notiz an seinen Vater mit, durch dessen Stadt er auf seinem Nachhauseweg reisen würde.

Eines Tages, als der Kaufmann sehr beschäftigt über seinen Büchern saß, kam ein zerlumpter Soldat an seinen Schreibtisch und legte ihm ein schmutziges und zerknittertes Stück Papier vor. Bettelnde Soldaten auf Reisen waren nichts Ungewöhnliches zu jener Zeit, und der Kaufmann lehnte es zunächst ab, auch nur einen Blick auf das Papier zu werfen, das ihm da vorgelegt wurde. Er sagte: „Ich kann mich nicht um Sie kümmern. Ich bin sehr beschäftigt, und dieses ganze Betteln geht mir auf die Nerven.“ „Diese Notiz ist von Charley“, sagte der Soldat.

Da ging sofort eine Veränderung in dem Kaufmann vor. Er nahm die Notiz, öffnete sie und las etwa Folgendes: „Lieber Vater – dieser Mann ist mittellos und möchte gerne zu seiner Familie und seinen Freunden nach Chicago. Er war im Lazaret sehr freundlich zu mir. Hilf ihm, um Charleys willen.“ Zitternd stand er von seinem Stuhl auf und schüttelte dem Soldaten warmherzig die Hand. Auf einmal hatte er viel Zeit. Er nahm ihn mit nach Hause und setzte ihn an eine großzügige Tafel. Er gab ihm für die Nacht eins der besten Betten des Hauses und stattete ihn am nächsten Morgen mit neuer Kleidung aus. Dann kaufte er ihm ein Ticket nach Chicago und drückte ihm zum Abschied ein paar Dollarnoten in die Hand.

Warum tat er das alles? Es war um Charleys willen. Der Soldat hatte kein Recht auf seine Freundlichkeit. Der Kaufmann dachte auch nicht an die Verdienste des Soldaten, sondern an Charley. Der Soldat mochte seiner Freundlichkeit unwürdig gewesen sein, aber er dachte an Charley; er hatte dabei Charley vor Augen.

Und deswegen errettet Gott den Sünder: Es ist um Jesu willen. Wir sind nicht angenommen, weil wir etwas Gutes in uns selbst haben, sondern Gott hat uns „begnadigt (o. angenehm gemacht) in dem Geliebten, in dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen, nach dem Reichtum seiner Gnade“ (Eph 1,6–7).