„So auch ihr, haltet dafür, dass ihr der Sünde tot seid, Gott aber lebend in Christus Jesus“ (Röm 6,11). 

Wir kennen wahrscheinlich als Gläubige alle das Problem, dass wir für Gott leben wollen und dann doch immer wieder feststellen, dass wir versagen. Unsere guten Vorsätze reichen nicht weit und wir verspüren etwas von der Macht der Sünde in uns.

An dieser Stelle wird oft der Rat gegeben: „Wenn eine Versuchung kommt, musst du sagen: Ich bin tot! Ich bin mit Christus gestorben! Ich halte mich der Sünde für tot. Und so wie ein Toter nicht versucht werden kann, kannst du auch nicht versucht werden.“ Ich sage nicht, dass das falsch ist, aber Hand aufs Herz: Bekommen wir so wirklich Kraft, wenn die Versuchung an uns herantritt? Kommen wir so wirklich weiter in den Pfaden der Gottseligkeit?

Ich denke nicht. Es scheint etwas im Ansatz nicht zu stimmen. Und tatsächlich: Der Hintergrund der Belehrungen in Römer 6, auf die man sich bei der obigen Aussage bezieht, ist nicht jemand, der um Heiligkeit ringt und dabei oftmals scheitert, sondern es geht um jemand, der gleichgültig gegenüber der Sünde ist. Die Verse 1 und 15 belegen das deutlich.

Und gerade so jemand (aber natürlich auch jedem Christen) muss gesagt werden: Du hast mit der Sünde nichts zu tun. Dein ganz alter Zustand ist von Gott am Kreuz verurteilt worden. Deshalb ist es ein Widerspruch zu deiner Stellung, wenn du in der Sünde lebst. Du hast zu verwirklichen, dass du tot bist. So wenig, wie ein Toter etwas mit der Sünde zu tun hat, darfst du etwas damit zu tun haben. Du hast ganz für Gott zu leben, so wie Christus im Himmel für Gott lebt. Das ist eine wichtige Ermahnung.

Es geht nicht so sehr um die Frage, woher die Kraft kommt, sondern was unsere Stellung ausmacht und was für eine Verplichtung daraus erwächst. Natürlich: Die Frage nach der Kraft muss beantwortet werden. Und in Kapitel 7 wird gezeigt, dass sie nicht aus dem Gesetz kommen kann; Kapitel 8 macht dann klar, dass es nur durch den Geist Gottes geht. Und dieser Geist weist immer auf Christus hin. Wenn wir von der Sünde gelockt und fortgezogen werden, rufen wir also (um es einmal „zuzuspitzen“) nicht „Ich bin tot“, sondern „Jesus lebt“. So werden wir mehr als Überwinder durch den, der uns geliebt hat.