Ich sprach: HERR, sei mir gnädig! Heile meine Seele, denn ich habe gegen dich gesündigt (Ps 41,5).

Das muss man sich erst einmal trauen: um Heilung zu bitten, während man in dem Bewusstsein seiner eigenen Sünde lebt. Um dein Krankenbett herum stehen dann auch noch deine Feinde. Nicht dass sie das überdeutlich hören lassen, nein, sie tun so, als wenn sie wirkliches Interesse an dir hätten; doch sobald die Tür hinter ihnen ins Schloss fällt, entpuppen sie sich als Feinde und lästern: „Er muss etwas Schlimmes getan haben, sonst wäre ihm dies nicht überkommen!“ Die größte Enttäuschung kommt, wenn derjenige, auf den du vertraust, dich im Stich lässt, ja sich gegen dich kehrt. Jetzt bist du reif für eine schwere Depression. Aber, zum Glück, es folgt die Veränderung.

Licht bricht sich Bahn. Es gibt Gnade. Gnade ist unverdientes Gutes. In dem Bewusstsein, nichts verdient zu haben, wendest du dich an Gott und sagst: Herr, sei mir gnädig! Natürlich, über alles, was dir angetan wird, darfst du dein Herz erleichtern, du darfst, ja du musst dich unter die Zucht Gottes beugen. Doch dabei darfst du es nicht belassen, sondern musst aufsehen zu dem Gott, der uns in Christus so nahe gekommen ist, dass Er uns unsere Sünden vergeben kann.

Die dunklen Wolken einer drohenden Depression weichen vor dem Licht von Gottes Güte! Wie oft schon hat Gott ein Krankenbett benutzt, um uns näher an sein Herz zu bringen. Manchmal in korrigierendem Sinn, jedoch auch in erziehendem Sinn. Für einen Christen wird es immer zu seinem Vorteil sein und ihm gleichzeitig auch wieder ein tieferes Bewusstsein von Gottes helfender Gnade geben, die uns sogar in unserer Krankheit nahe ist und bleibt. Mehr als sonst lernen wir den Herrn Jesus auch als unseren Hohenpriester kennen, der in allen Dingen versucht worden ist wie wir, ausgenommen die Sünde, und der mit unseren Schwachheiten mitleiden kann. Lasst uns daran festhalten, dass die dunkelste Nacht ihren Stern hat und die längste ihren Morgen.