Harre auf Gott, denn ich werde ihn noch preisen für die Rettung seines Angesichts (Ps 42,6).

Alle Hoffnung scheint verflogen. Weit weg vom Tempel, im äußersten Norden des Landes, bei den Quellen des Jordan, dort, wo der Fluss seinen Ursprung hat, klagt der Verbannte seine Not. Wird er je wieder vor Gottes Angesicht erscheinen? Er ringt nicht nur mit dieser Frage, sondern ist auch noch von Schuld bedrückt und sagt zu Gott: „Warum hast du mich vergessen?“ Zum Überfluss seiner Plage sind auch noch die ihn umringenden Feinde da, die wiederholt sagen: „Wo ist dein Gott?“

Um sich her blickend, sieht er den Hirsch schmachtend zu den Wasserbächen laufen. Er vergleicht sich damit. Auch er hat Durst, ja seine Seele schmachtet nach Gott, nach dem lebenden Gott! In seiner Erinnerung geht er in die Zeit zurück, in der er in einer großen Schar zum Haus Gottes zog. Was waren das für Zeiten! Er schöpft aus der Vergangenheit Kraft für heute und ruft schließlich seiner Seele zu: „Was beugst du dich nieder, meine Seele, und bist unruhig in mir?“ Langsam, aber sicher klettert er aus der Grube heraus und sagt: „Am Tag wird der HERR seine Güte entbieten, und bei Nacht wird sein Lied bei mir sein, ein Gebet zu dem Gott meines Lebens.“ Alle Hoffnung verflogen? Nein, Gott bleibt sein Fels! Wenn er auch die Hand Gottes in vielem erkennt, was ihm überkommt – „alle deine Wogen und deine Wellen sind über mich hingegangen“ –, so ist es doch der Gott, den er seinen Retter nennt, und es wird sicher eine Zeit kommen, in der er Ihn wieder preisen wird. Zweifel und Furcht verschwinden!

Der Sturm in seinem Herzen kommt zur Ruhe, die Unruhe verschwindet, und durch die Tränen hindurch sieht er das Licht des neuen Tages.