Die zunehmenden Schwierigkeiten der Stämme Israel bei der Einnahme des Landes werden uns in einem Überblick in Richter 1,17–36 beschrieben. Sie sind ein Bild der Schwierigkeiten, in die ein Christ kommt, der keinen konsequenten Trennungsstrich zwischen sich und der Welt zieht.

Eingerahmt wird dieses Bild von zwei Problemen, die zu der Inkonsequenz gegenüber den Feinden Gottes geführt haben. In Richter 1,17 holt sich Juda für seinen Eroberungszug Schützenhilfe von Simeon – ohne dass Gott dazu aufgefordert hatte. Mangelndes Vertrauen auf die Kraft Gottes und das Stützen auf menschliche Hilfsquellen führt zu Menschenfurcht und Kraftlosigkeit (Ri 1,19). In Richter 2,1 verlässt der Repräsentant Gottes Gilgal, den Ort der Beschneidung. Das Volk kehrte offenbar nicht mehr wie früher dorthin zurück, und deshalb war er dort überflüssig. Fehlendes Selbstgericht macht das Gewissen stumpf und stört die Gemeinschaft mit Gott. Es ist oft der Ursprung des Niedergangs im Leben eines Christen.

1. Schritt (Ri 1,21): Die Benjamiter lassen die Bewohner Jerusalems „bei“ ihnen wohnen – die Welt bekommt einen ersten (wenn auch kleinen) Platz im Herzen des Christen.

2. Schritt (Ri 1,27.28): Die Manassiter lassen eine ganze Menge Städte unangetastet. Die Kanaaniter „wollen“ im Land bleiben – der Einfluss der Welt wird größer, ihr Gedankengut (Wille) dringt ein und wird maßgeblich.

3. Schritt (Ri 1,29.30): Ephraim und Sebulon lassen die Kanaaniter „in ihrer Mitte“ wohnen – die Welt beginnt, Mittelpunkt und Lebensinhalt zu werden.

4. Schritt (Ri 1,31–33): Aser und Naphtali wohnten bereits ihrerseits „inmitten der Kanaaniter“ – die Welt vereinnahmt, nimmt gefangen und gibt die „Politik“ vor.

5. Schritt (Ri 1,34–36): Von den Daniter heißt es schließlich, dass sie „gedrängt“ wurden und dass ihnen Dinge „nicht gestattet“ wurden – die Welt raubt den Genuss des Erbteils, sie bestimmt, was gemacht wird und der Christ gibt sich mit seinem „Schmalspur-Glauben“ zufrieden.

Diese Entwicklung ist eine ernste Warnung vor der Gefahr, die Verlockungen der Welt auf die leichte Schulter zu nehmen. Die Welt zeigt sich oft zuerst von ihrer süßen Seite und erst am Ende von ihrer egoistischen, unerbittlichen (vgl. das Gleichnis vom verlorenen Sohn in Lukas 15).

Die Lösung liegt darin, den Anfängen zu wehren, auf Gott zu vertrauen und das tägliche Selbstgericht nicht zu vernachlässigen. Und wie die Erinnerung an die wunderbare Errettung aus Ägypten dem Volk die Kraft geben sollte, alle Feinde in die Flucht zu schlagen, kann die Erinnerung daran, was am Kreuz für uns geschehen ist, auch uns die Kraft zu einem heiligen, von der Welt getrennten Leben geben.