Und der Schriftgelehrte sprach zu ihm: Recht, Lehrer, du hast nach der Wahrheit geredet; denn er ist einer, und außer ihm ist kein anderer; und ihn lieben aus ganzem Herzen und aus ganzem Verständnis und aus ganzer Kraft, und den Nächsten lieben wie sich selbst, ist mehr als alle Brandopfer und Schlachtopfer. Und als Jesus ihn sah, dass er verständig geantwortet hatte, sprach er zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und niemand wagte mehr, ihn zu befragen. (Markus 12,32–34)

Der Schriftgelehrte fand die Worte des Herrn überzeugend. Er wiederholte noch einmal die drei wichtigsten Aussagen des Herrn und fügte hinzu, dass die Liebe mehr wert sei als Brandopfer und Schlachtopfer. Damit legte er die Betonung auf die moralische Gebote Gottes und stellte sie den zeremoniellen Geboten voran. Das war sicher richtig. Denn die zeremoniellen Vorschriften (wie das Darbringen von Opfertieren) hatte doch in sich selbst keinen Wert, wie geschrieben steht: „An Schlacht- und Speisopfern hattest du kein Gefallen; Ohren hast du mir bereitet; Brand- und Sündopfer hast du nicht gefordert“ (Psalm 40,7.8). Der Wert der Opfer lag doch in dem Herzensgehorsam des Israeliten gegenüber Gottes Anweisungen und in ihrer bildlichen Bedeutung (die wir Christen heute erkennen können).

Der Schriftgelehrte hatte Recht. Es kommt auf das Herz an, es geht darum, Gott und den Nächsten zu lieben – und diese Liebe reguliert alles. Das hat er gesehen. Das war gut. Aber das war nicht genug. Wir müssen nicht nur sehen, worauf es ankommt, wir müssen nicht nur erkennen, wie gut die Worte des Herrn Jesus sind, wir müssen noch etwas anderes einsehen: dass wir verlorene Sünder sind, die Gottes Ansprüchen nicht genügt haben. Nur wenn man Buße tut, kann man in das Reich Gottes eingehen. Und deshalb sagte der Herr auch zu dem Schriftgelehrten: „Du bist nicht fern vom Reich Gottes.“ Er war eben noch nicht drin, auch wenn er nicht zu den Schriftgelehrten gehörte, die Jesus in eine Falle locken wollten (Mk 12,13).

Der Herr hatte (natürlich) eine gute Antwort gegeben. Der Schriftgelehrte hat das (was weniger selbstverständlich ist) auch anerkannt. Dennoch wagte niemand mehr den Herrn Jesus zu befragen. Warum denn? Seine Antworten waren doch gut! Nun, das Problem ist, dass er den Fragesteller ins Licht Gottes stellt. Und jeder, der Arges tut, hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, weil seine Werke böse sind.