Als der Herr über den See Genezareth ging, um seinen Jüngern zu begegnen, meinten sie, ein Gespenst zu sehen – und sie schrien vor Furcht. Auch Petrus schrie sicher mit. Als der Herr sich zu erkennen gab, muss ihnen das peinlich gewesen sein. Petrus fühlte sich direkt gedrängt, seine Angst zu kompensieren und zu zeigen, dass er doch ein echter Kerl ist. Er sagte darum zum Herrn: „Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf den Wassern.“

Beachten wir, dass der Herr nicht sagt: „Ich befehle dir: Komm zu mir“, sondern er sagte nur: „Komm!“ Es war eine Erlaubnis und nicht ein Befehl (so wie Joab es Achimaaz erlaubte, zu dem König zu gehen, 2. Sam 18). Sicher lag in der Erlaubnis auch die Verheißung, dass er nicht untergehen würde – dennoch musste Petrus damit rechnen, dass sein Selbstvertrauen (dass neben seinem Gottvertrauen hier eine Rolle spielte) ihn in irgendwelche Schwierigkeiten bringen würde.

Und tatsächlich: Als Petrus losgegangen war und nach einigen Schritten auf die Wellen blickte, sank er. Er, der Held, musste seine Schwachheit eingestehen. Und doch wirft der Herr ihm nicht vor, dass er etwas forsch um einen Befehl gebeten hatte. Nein, er fragt Petrus nur: „Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“ (Mt 14,31).

Es mag sein, dass wir etwas übermütig eine Sache in Angriff genommen haben. Vielleicht wollten wir damit unsere alberne Ängstlichkeit kompensieren. Vielleicht wollten wir uns oder anderen auch etwas beweisen. Doch wenn wir etwas im Vertrauen auf den Herrn begonnen haben, wird er uns nicht versinken lassen. Daran dürfen und sollen wir festhalten. Gleichzeitig wollen wir lernen, unser Selbstvertrauen durch Gottvertrauen nach und nach zu ersetzen.