O Gott, führe uns zurück! (Ps 80,4).

Genau wie der vorige Psalm bringt uns auch dieser Psalm in die Zeit der ersten Verwüstung Jerusalems unter Nebukadnezar zurück. Darüber hinaus gönnt er uns jedoch auch einen Blick in die nahe Zukunft, wenn der gläubige Überrest von Israel in die große Drangsal kommt, die nach der Aufnahme der Gemeinde anbrechen wird. Dann wird dieses Gebet auch aus den zerschlagenen Herzen und zerbrochenen Geistern der Juden aufquellen, die um ihres Glaubens willen und wegen ihres Eifers für Gott durch ihr eigenes Volk und ihre Bundesgenossen verfolgt und unterdrückt werden. Der Ausruf „Gott, führe uns zurück“ enthält auch ein Bekenntnis, nämlich dass sie von ihren Irrwegen zurückkommen wollen.

Mit Reue und Bedauern erinnern sie sich, wie Gott sie aus Ägypten hergebracht und als ein Setzling des Weinstocks im Land Kanaans gepflanzt und versorgt hat, um Frucht für Gott hervorzubringen. Denn der Most ist ein Symbol von der mit Freude und Verwunderung erfahrenen Gemeinschaft mit Gott.

Doch Israel hat fürchterlich versagt. Gott hat damals die Mauern des Weinbergs niederreißen müssen. Sein Volk hat Er über den ganzen Erdboden zerstreuen müssen. Doch jetzt sind sie wieder in Jerusalem zurück und werden dort (erneut) schrecklich bedrängt. Sie fühlen sich als Schafe, die zur Schlachtung geführt werden und schreien in ihrer Not: „Hirte Israels, nimm zu Ohren!“ Sie essen Tränenbrot und trinken Tränen. Sie gehen gebeugt unter der Tatsache, dass sie ein Zankapfel für ihre Nachbarn sind. Dennoch leuchtet Licht am Horizont, denn sie sprechen zweimal über den Sohn, den Menschensohn, den Er sich gestärkt hat, und über den Weinstock, den Gottes Rechte gepflanzt hat. In erster Linie betrifft das Israel selbst, doch die prophetische Bedeutung geht weit darüber hinaus: Es ist ein direkter Hinweis auf Christus, der gesagt hat: „Ich bin der wahre Weinstock.“ Er ist der Menschensohn, den Gott gab, um das widerspenstige Volk Israel (und auch uns) schließlich zur vollen Erlösung zu bringen.