Wir sind umgeben von vielen Menschen, die Wertvorstellungen haben, die nicht mit der Bibel übereinstimmen. Leicht geschieht es, dass wir ihre Ansichten übernehmen oder uns von ihnen aufs Glatteis der Begierde führen lassen. Sehen wir uns deshalb einen Abschnitt aus der Bibel an, wo wir etwas von zwei Schwestern lernen können.

Die kleine Schwester – Mauer oder Tür?

Wir haben eine Schwester, eine kleine, die noch keine Brüste hat; was sollen wir mit unserer Schwester tun an dem Tag, da man um sie werben wird? Wenn sie eine Mauer ist, so wollen wir eine Zinne aus Silber darauf bauen; und wenn sie eine Tür ist, so wollen wir sie mit einem Zedernbrett verschließen (Hld 8,8.9).

In den Versen 8 und 9 reden ältere Brüder über ihre jüngere Schwester. Die Brüder fühlen sich – wie das damals üblich war – mitverantwortlich für die Zukunft ihrer Schwester. Sie ist zwar noch ein Kind, aber die Zeit kommt, wenn man um sie werben wird. Was sollen sie dann mit der Schwester tun?

Das hängt davon ab, wie ihre Schwester sich als Teenager verhalten würde. Die Brüder sehen zwei Möglichkeiten:

  1. Sie ist eine Mauer – dann soll eine Zinne aus Silber darauf gebaut werden.
  2. Sie ist eine Tür – dann soll sie mit einem Zedernbrett verschlossen werden.

Die erste Möglichkeit ist die Mauer: Es geht um ein Mädchen, das Jungs gegenüber wie eine Mauer ist. Eine Mauer ist fest und undurchdringlich. Bei „Fräulein Mauer“ haben Jungs mit plumpen Annäherungsversuchen keine Chance. Jungs, die nur das eine wollen, beißen bei ihr auf Granit. Sie ist standfest in ihrer Überzeugung und eindeutig in ihrem Verhalten.

Wenn die kleine Schwester so leben wird, wird sie als junge Frau von ihren Brüdern geehrt werden: Die „Mauer“ bekommt eine silberne Zinne, die weithin sichtbar im Sonnenlicht glänzt. Das heißt: Alle dürfen wissen, wie tugendhaft sie ist. Einer glücklichen Ehe mit einem ehrenwerten Mann steht nichts im Weg.

Die zweite Möglichkeit ist die Tür: Durch eine Tür kann man aus- und eingehen. „Fräulein Tür“ ist leicht zu erobern. Die Jungs brauchen nur anzuklopfen, um das zu bekommen, was ihnen gefällt. Das Wort „Ich liebe dich“ genügt und schon drückt sie naiv die Klinke nach unten und der „Zutritt“ zu ihrem Körper öffnet sich. Es fällt ihr unglaublich schwer, Nein zu sagen.

Wenn „die kleine Schwester“ so leben wird, werden die Verantwortlichen die Tür mit einem stabilen Zedernbrett verriegeln müssen. Das lockere, flotte und sündige Treiben muss zu Ende kommen. Erst wenn Buße getan wurde und Ruhe eingekehrt ist, wird eine Persönlichkeit heranreifen können, die für eine lebenslange Ehegemeinschaft geeignet ist.

Die große Schwester – eine Mauer 

Ich bin eine Mauer; und meine Brüste sind wie Türme; da wurde ich in seinen Augen wie eine, die Frieden findet (Hld 8,10).

Unmittelbar nach der Unterhaltung über die jüngere Schwester ergreift die ältere Schwester Sulamith das Wort. Sie kann sagen, dass sie eine Mauer ist – sie hat sich als standfest gegenüber Annäherungsversuchen erwiesen.

Sie fügt hinzu, dass ihre Brüste wie Türme sind. Türme sind erstens schwer zugänglich: Sulamiths jugendliche Brüste durften von niemand betastet werden, sie blieb auch in dieser Hinsicht jungfräulich (Hes 23,3.21). Zweitens sind Türme hoch: Sulamith hat also, im Gegensatz zu ihrer kleineren Schwester, ausgewachsene Brüste. Sulamith ist erwachsen und reif für eine Beziehung. Die Zeit der Liebe ist bei ihr gekommen (Hes 16,7.8).

Das Hirtenmädchen Sulamith ist rein und reif. Der König Salomo weiß das zu schätzen. Er wendet Sulamith seine Gunst zu und knüpft eine Beziehung des Vertrauens und des Friedens mit ihr. Die Liebesgeschichte zwischen Salomo und Sulamith, wie sie im Buch Hohelied beschrieben wird, ist voller Schönheit, Freude und Romantik. Dass gerade Sulamith das erleben durfte und die Ehre bekam, die Gattin eines Königs zu werden, hängt auch mit ihrem anständigen Leben als Teenager zusammen.

Das Beispiel Sulamiths zeigt, dass Mädchen und junge Frauen (und natürlich auch junge Männer) sich rein erhalten und warten sollen – warten, bis die Zeit für eine Ehe mit dem Mann gekommen ist, den Gott für sie bestimmt hat.