In Johannes 3

Das alles bleibt wahr, aber es ist noch nicht die volle Wahrheit. Jetzt kommt das, was speziell christlich ist. Jetzt finden wir einen großen Teil des „Besseren“, das Gott für uns vorgesehen hat. Ihm, der würdig ist, dessen persönlicher Würde es entsprach, durch den Gnade und Wahrheit Dasein und Form erhielten, war es vorbehalten, das gegenwärtige Leben bekannt zu machen, und zwar in dem Evangelium, das mit dem von der Welt nicht gekannten und von dem eigenen Volk verworfenen Sohn beginnt.

Den Offenbarungen nach ist Nikodemus der Erste, dem es enthüllt wird, und das, als er noch ein Fragesteller war, der zwar in seinem Gewissen berührt, aber noch nicht von neuem geboren war. Der Herr selbst stellt sich ihm im Fleisch gekommen als den einzigen Weg durch Glauben zu dem Vater vor und korrigiert damit die Unkenntnis über das, was der jüdische Lehrer aus den alten Weissagungen über die irdischen Dinge des Reiches hätte wissen müssen. Welch ein geeigneter Zeuge ist Er, der von sich selbst sagt, dass keiner in den Himmel hinaufgestiegen ist als nur der, der auch aus ihm herabgestiegen ist, der Sohn des Menschen, der im Himmel ist (nicht nur „war“)! „Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss der Sohn des Menschen erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe“ (Joh 3,14–16). Die Segnung ist also die Gabe des ewigen Lebens, gefolgt von der Zusicherung, nicht verloren zu gehen, sondern errettet zu werden (Joh 3,17), als Ausfluss der göttlichen Gnade. Der Gläubige wurde in Christus dazu gebracht, gekanntes Leben zu empfangen, ewiges Leben, das fähig ist, Gott selbst zu kennen und zu genießen.

In Johannes 5

Wenn Johannes 4,14 davon spricht, dass der Heilige Geist dem Gläubigen gegeben ist, um in ihm eine Quelle Wassers zu werden, das ins ewige Leben quillt, dann zeigt Johannes 5 diese Quelle. Nicht Heilung fehlt dem sündenkranken Menschen, sondern Leben. Der Besuch eines Engels ist ziemlich unzureichend; Er ist da, der Sohn Gottes und Sohn des Menschen. Jesus gibt Leben in Gemeinschaft mit dem Vater. Ihn als Sohn Gottes aufzunehmen, macht lebendig; wenn Er abgelehnt wird, wird man Ihn als Sohn des Menschen irgendwann ausschließlich als Richter erleben. Und so wird es auch eine zweifache Auferstehung geben: die des Lebens für solche, die das Gute verübt haben (das Ergebnis des göttlichen Lebens); und die des Gerichts für solche, die das Böse getan haben (als tot in Vergehungen und Sünden). Wenn sie nicht an den Sohn Gottes geglaubt haben, werden sie Ihm nicht entfliehen, wenn Er als der Sohn des Menschen Gericht übt. „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tod in das Leben übergegangen“ (Joh 5,24). Hier wird ausdrücklich offenbart, dass der, der an Christus glaubt, ewiges Leben hat. Das ist nicht nur zukünftig, sondern gegenwärtiger Besitz. So sicher wie er nicht ins Gericht kommt, ist er auch aus dem Tod in das Leben übergegangen. In Johannes 5,25 finden wir genau die gleiche ernste Zusicherung: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, dass die Stunde kommt und jetzt ist, da die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie gehört haben, werden leben.“ Ihn zu hören, und zwar „jetzt“, wird deutlich unterschieden von dem Hören seiner Stimme, wenn sie später zunächst die, die an der ersten Auferstehung teilhaben, und danach solche, die zum Gericht oder zum zweiten Tod auferweckt werden, aus den Gräbern herausruft. Welch ein ernstes Wort für solche, die die Schriften erforschten, indem sie meinten, in ihnen ewiges Leben zu haben. Tatsächlich redeten die Schriften aber von Jesus; doch die Juden wollten nicht zu Ihm kommen, damit sie ewiges Leben hätten. Denn in Ihm, nicht in den Schriften, war Leben; und das Leben ist das Licht der Menschen.

In Johannes 6

Passenderweise folgt Kapitel 6, wo jeder andere Gegenstand und für einen Augenblick sogar seine eigene messianische Herrlichkeit gemäß den Verheißungen und Prophezeiungen beiseitegesetzt werden. Jesus wird als das wahre Brot gezeigt, das der Vater vom Himmel her gibt. Das ist Er selbst, fleischgeworden, das Brot des Lebens; damit jeder, der den Sohn sieht und an Ihn glaubt, ewiges Leben habe und als weitere, aber sichere Folge von Ihm auferweckt werde am letzten Tag. Das erregt den finsteren Unglauben der Juden, und der Herr bezeugt erneut ernstlich: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es sei denn dass ihr das Fleisch des Sohnes des Menschen esst und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in euch selbst. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag“ (Joh 6,53.54). Der Besitz des Lebens ist jetzt schon Wirklichkeit, und das Ergebnis, nämlich die Auferweckung unseres Körpers, nicht weniger sicher und herrlich als der vollkommene Sieg des Lebens in Christus über den Tod.

Wir sollten jedoch im Gedächtnis behalten, dass Johannes auch vom ewigen Leben in dem zukünftigen Sinn spricht, wie in Johannes 4,14; 5,39; 6,27; 12,25.

Weil Er in sich selbst wusste, dass nicht nur die Juden, sondern auch seine Jünger über dieses für jüdisches Denken so fremde Wort murrten, sagte Jesus: „Ärgert euch dieses? Wenn ihr nun den Sohn des Menschen dahin auffahren seht, wo er zuvor war?“ (Joh 6,61.62). Wieder ist Er selbst es, nicht nur fleischgeworden, nicht nur im Tod, sondern auffahrend zum Himmel; ein Wechsel, der jede jüdische Erwartung überstieg, jetzt, da der Messias einmal da war. Doch es ist das Charakteristische am Christentum, Ihn dort zu wissen, wenn es auch einem anderen Apostel gegeben war, dies zu entwickeln in Verbindung mit dem Geheimnis über Christus und die Versammlung. Die große Wahrheit hier ist der Sohn des Menschen, nicht als Richter der Lebendigen und Toten, sondern als die zwischenzeitliche Nahrung für den christlichen Glauben und als das Mittel, um jetzt ewiges Leben zu haben und am letzten Tag dessen Krone, ohne dass auch nur eine Seele, die geglaubt hat, eins von beidem verliert, im klaren Gegensatz zu der zerstörten messianischen Hoffnung jüdischer Herzen. Den menschgewordenen, von den Juden verworfenen Sohn aufzunehmen, bedeutete, ewiges Leben zu haben. Doch musste Er sterben, um Gott zu verherrlichen und den sündigen Menschen zu befreien, und so isst der Glaube sein Fleisch und trinkt sein Blut. Der Unglaube schien Ihn im Fleisch gekommen zu begrüßen. Er verriet jedoch seine Feindschaft gegenüber Gott und sein Zufriedensein mit bloßer Humanität, indem er über die tiefere Gnade, die Erniedrigung und das Gericht über die Sünde stolperte und nicht erkannte, dass dadurch ein neuer Zustand eingeführt wurde, den der Besitz des ewigen Lebens jetzt schon verbürgt und dessen herrliches und sicheres Ergebnis jener vollendete Zustand ist. Seine Worte sind wirklich Geist und sind Leben.

In Johannes 7, 8 und 9

In Johannes 7 hören wir (wie in Kapitel 4) nicht von „Leben“, sondern von „lebendigem Wasser“. Das ist mehr, es ist der Geist in Kraft: einerseits als eine innere Quelle, die quillt, die Kraft zur Anbetung; andererseits als Ströme, die ausfließen, die Kraft zum Zeugnis für Ihn, der, von den Juden verworfen, schon verherrlicht zur Rechten Gottes ist.

In den Kapiteln 8 und 9 ist der Herr völlig offenbart und verworfen: erstens in seinem Wort und damit in seiner göttlichen Natur und seiner Person; zweitens in seinem Werk, als Er Mensch wurde und bewirkte, dass solche, die sich rühmten und darauf vertrauten zu sehen, richterlich blind gemacht wurden, und solche, die nicht sahen, die blind geboren waren, klar und Gott gemäß sahen. Hier haben wir in beiden Kapiteln Christus als das Licht der Welt, mit der herrlichen Auswirkung, dass der, der Ihm nachfolgt, das „Licht des Lebens“ hat (Joh 8,12). Das ist nicht nur, Christus zu kennen, sondern Ihn zu haben als sein Leben, das Licht der Menschen. Jetzt haben wir es so nötig und hier, in der Welt der Finsternis, wenn auch die Fülle des vollen Genusses droben erst bald kommen wird. Doch das, was erforderlich ist, ist nicht mehr als: „Wenn jemand mein Wort bewahren wird, so wird er den Tod nicht schmecken ewiglich“ (Joh 8,52). Er benutzt symbolische Ausdrücke, aber betont doch aufs Deutlichste, dass Er durch das Bewahren des Wortes Leben geben wird, das über den Tod erhaben ist, so wie Satan durch seine Lüge mordet. Christus ist das Licht des Lebens.

In Johannes 10

Kapitel 10 ist einfacher und klarer. „Der Dieb kommt nur, um zu stehlen und zu schlachten und zu verderben. Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und es in Überfluss haben“ (Joh 10,10). Als Menschgewordener war Er das Leben und gab es dem Gläubigen; aber als Er starb und auferstand, war es sein Leben in Auferstehungskraft, wo alle Vergehungen vergeben sind (Kol 2,13). Es war wirklich Leben im Überfluss und zeigte sich am Auferstehungstag, als Er in sie hauchte, wie Er es nie vorher getan hatte (Joh 20,22). In Übereinstimmung mit dem vorher Gesagten, dass die Geburt nicht nur aus dem Wort (wovon das Wasser ein Bild ist), sondern auch aus Geist geschieht, sagt Er jetzt: „Empfangt Heiligen Geist“, denn genau das war der Charakter, obwohl der Sachwalter noch nicht gegeben worden war, um in persönlicher Kraft in ihnen zu wohnen. Und da wird auch die Nichtzurechnung von Sünden eindrucksvoll angedeutet, indem Er ihnen die administrative Funktion verleiht, Sünden anderer zu vergeben oder zu behalten, je nachdem, wie es die Situation im Dienst Gottes erfordert. Es ist ein wichtiger Zugang, der hier deutlich angekündigt wird und sich auch merklich erfüllt, wie wir gesehen haben. Seine Person und sein Werk sind der Schlüssel.

Im weiteren Verlauf des Kapitels erklärt unser Herr den Juden, warum sie jeden Beweis und jedes Zeugnis ablehnten: „Ihr glaubt nicht, denn ihr seid nicht von meinen Schafen, wie ich euch gesagt habe. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren ewiglich, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters rauben. Ich und der Vater sind eins“ (Joh 10,26–30). Hier wird unanfechtbare Sicherheit zugesichert, weder inneres Versagen noch äußere Gewalt könnten ihr Leben gefährden; es wird bewahrt durch den Vater und den Sohn, die in ihrer liebenden Sorge für die Schafe nicht minder eins sind als in ihrer göttlichen Natur.

In Johannes 11 bis 14

In Kapitel 11,25 verkündet Jesus: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ Davon war die Auferstehung des toten und begrabenen Lazarus ein leuchtendes Zeugnis. Wenn diese Auferstehung auch nur zum natürlichen Leben geschah, schauen doch seine darauffolgenden Worte darüber hinaus auf die endgültige Erfüllung: „Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist; und jeder, der da lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit“ (Joh 11,26). So wird es bei seinem Kommen sein. Der gestorbene Gläubige wird auferweckt werden und, was den Körper betrifft, ewig leben; der lebende Gläubige wird nicht sterben, sondern die Sterblichkeit wird vom Leben verschlungen. Der Ausdruck „ewiges Leben“ wird hier nicht gebraucht, aber genau das ist gemeint, und zwar Leben in völliger Gleichheit mit Ihm auch körperlich, zu himmlischer und ewiger Herrlichkeit.

In Kapitel 12,50 sagt der Herr außerdem: „Ich weiß, dass sein [des Vaters] Gebot ewiges Leben ist.“ Der Vater gab Ihm das, was Er sagen und reden sollte. Ewiges Leben, nicht Fürsorge oder regierungsmäßiges Handeln, war das herrliche Thema der Anordnung des Vaters und der gnädigen Verkündigung des Sohnes. Wenn Er und seine Worte voller Gnade von jemandem nicht angenommen würden, dann würden diese Worte, die Er sprach, ihn am letzten Tag verurteilen.

In Johannes 14,6 spricht der Herr Worte zu Thomas, die gottgemäß geeignet sind, seinen Trübsinn und seine Bereitschaft, sich an Schwierigkeiten zu stoßen, zu vertreiben: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ In dem Sohn konnten sie den Vater sehen, den Er verkündigte und offenbarte. Er war folglich selbst der Weg zum Vater und auch das lebendige Wort oder die Wahrheit und auch das Leben, die göttliche Natur, die allein in der Lage ist, Ihn als Gott und Vater zu erkennen und zu genießen. So wahr ist diese Tatsache (und wenn der Heilige Geist gegeben wird, würde Er die Jünger befähigen, das völlig zu verstehen), dass Christus nicht zögert, in Vers 19 und 20 zu sagen: „Weil ich lebe, werdet auch ihr leben“ (Joh 14,19.20). Er ist wahrhaftig unser Leben! „An jenem Tag werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin, und ihr in mir und ich in euch.“ An jenem Tag werden die Jünger Jesus nicht mehr körperlich sehen können, wie die Juden einmal den Messias sehen werden, sondern nur im Geist. Aber das wird ihr Leben und das ihre Erkenntnis als Christen sein, dass Christus in dem Vater ist, sie in Ihm (wie es im Epheserbrief betont wird) und Er in ihnen (wie es im Kolosserbrief ausgeführt wird): das wirkliche und sichere Wissen und Vorrecht des Christen.

In Johannes 17

Johannes 15 beginnt mit dem Fruchtbringen für den Vater als Ausfluss unseres Bleibens in Christus. Dann werden die Jünger auf den Hass der Welt vorbereitet, worin sie aber gestärkt würden durch das Zeugnis des Geistes, den Christus von dem Vater senden würde, neben allem, was sie von Anfang an gehört und gesehen hatten. Kapitel 16 behandelt dann das Wirken des auf der Erde gegenwärtigen Geistes gegenüber der Welt und in den Gläubigen. Doch in Johannes 17,2.3 finden wir den Sohn, den zweiten Menschen, mit vom Vater verliehener Autorität, und den besonderen Gegenstand, dass Er allen denen, die Ihm gegeben sind, ewiges Leben gibt: „Dies aber ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“ Sein Werk, wie die Verherrlichung des Vaters auf der Erde, wird erst danach erwähnt und davon unterschieden. Dass Er ewiges Leben gibt, wird vorangestellt, denn es ist verbunden mit dem Glauben an Seine Person, ungeachtet der zusätzlichen Kraft, als Er aus den Toten auferstand.

Auch hier wird es objektiv vorgestellt und doch hauptsächlich auf unseren subjektiven Zustand angewandt. Denn der Herr spricht davon, wie es sich unserem Glauben darstellt in seiner vollen christlichen Tragweite. Diejenigen haben das ewige Leben, die die wunderbare Offenbarung empfangen, im deutlichen Gegensatz zu den jüdischen Vorstellungen von Jehova und Seinem Gesalbten. Bis jetzt hatte Er in der dichten Finsternis gewohnt. Bevor der Vater in dem Sohn, den Er als Mensch sandte, offenbart worden war, war der wahre Gott nicht bekannt. Und Er kann als solcher nur in der Kraft des Heiligen Geistes erkannt werden, der kommen würde, wie es der Herr bereits gezeigt hatte. Höher, tiefer, näher (wir sagen es mit Ehrfurcht) konnte Gott nicht gehen. Das macht nun für uns das ewige Leben aus, als eine objektive Offenbarung. Himmlische Ratschlüsse mit ihrem gewaltigen Ausmaß zu offenbaren, war dem Heiligen Geist überlassen, durch den Apostel, der dazu in souveräner Gnade auserwählt werden würde, wenn die Erlösung die Glaubenden passend gemacht haben würde, das zu empfangen, was sie jetzt noch nicht tragen konnten. Doch hier konzentriert der Herr seine Belehrung auf wenige Worte von wunderbarer Tiefe, indem Er die Seinen in die Gemeinschaft des Vaters und des Sohnes einführt, eine Gemeinschaft, die alle anderen überragt und die endgültig an Seinem Auferstehungstag ihr Besitz werden würde.

Hier geht es nicht mehr nur um ewiges Leben, wie Christus es denen gab, die in den Tagen seines Fleisches an Ihn glaubten, sondern Leben in seinem vollen Ausmaß für den Christen. Es ist keineswegs natürliches Leben, sondern übernatürliches; nicht von Menschen, sondern von Gott; nicht eine Wiederherstellung des Lebens Adams vor dem Sündenfall, sondern Leben im Sohn; das Leben des zweiten Menschen, nicht des ersten. Jeder Gläubige, der jemals für Gott gelebt hat, hatte dieses Leben, denn niemand konnte je für Gott leben, es sei denn von dem Leben, dass der Sohn gab, wo Er der Gegenstand des Glaubens bei jedem Gläubigen ist, auch wenn er erst bei Seinem Kommen als der Sohn des lebendigen Gottes, der eingeborene Sohn des Vaters offenbart wurde. Das Leben, das in Ihm war und das alle Glaubenden lebendig machte, konnte durch Ihn in Gemeinschaft mit dem Vater erst seinen vollkommenen Charakter erlangen, als Er im Fleisch offenbart wurde, und seine Verherrlichung anschauend fügen wir hinzu, das nicht einfach auf der Grundlage seiner Person, sondern auf der seines Werkes, das wie auch jede andere Absicht Gottes uns zugutekommt. Deswegen wird hier die Betonung auf „das ewige Leben“ gelegt und auf dessen erklärter Eigenschaft, die Erkenntnis zu geben über den Vater und seinen Sohn, den Er gesandt hat, Jesus Christus.

Die Erkenntnis des Vaters und Seines Sohnes Jesus, den Er bereits gesandt hat, ist faktisch der Besitz ewigen Lebens; die zwei Dinge sind untrennbar. Doch im ganzen Alten Testament hatte es nicht diesen Charakter, konnte es auch nicht haben, bis der Sohn Gottes gekommen war und uns ein Verständnis gegeben hatte, um Ihn, den Wahrhaftigen, zu erkennen, was in diesem Vers inbegriffen ist. Trotzdem waren alle Gläubigen aus Gott geboren; nur dass Christus jetzt das Anrecht denen gab, die an seinen Namen glauben (Joh 1,12.13). Doch Er selbst sagte in Lukas 20,35.36, dass alle Gläubigen Söhne Gottes sind, da sie Söhne der Auferstehung (d.h. aus den Toten) sind, der „ersten“ und „besseren“ Auferstehung des Lebens. Sie waren aus dem Geist geboren und hatten genauso wahres Leben wie wir, auch wenn sie es nicht verstanden. Aber Gott gefiel es, es als „ewiges Leben“ zu kennzeichnen, wenn man Christus in seiner Verwerfung und noch mehr in seiner Verherrlichung angenommen hat. Doch immer war es in dem Sohn, und Gläubige besaßen es in Ihm, in ungebrochener Verbindung mit Ihm als der Quelle.

In Johannes 20

Lasst mich noch ein paar Worte aus Johannes 20,31 zitieren, wo der Apostel kommentiert, dass nur eine Auswahl von Zeichen aufgeschrieben wurden, während viele andere, die der Herr vor seinen Jüngern tat, nicht erwähnt werden: „Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr glaubend Leben habt in seinem Namen.“ Die Schrift ist umso vollkommener, weil der göttliche Plan alles auslässt, was nicht dafür benötigt wird, seine Gedanken klarzumachen, wie hervorragend auch manche andere Taten und Worte gewesen sein mochten. Eine unnötige Hinzufügung, so hervorragend sie auch für sich betrachtet sein mag, wäre in der Tat ein Mangel gewesen. So ist auch der beste Mensch nicht in der Lage, diesem Plan zu folgen, es sei denn, wenn er von Gott zum Schreiben inspiriert wurde. Hier jedoch wird das Ziel für den Leser deutlich herausgestellt. Der erste aller göttlichen Ansprüche ist, dass wir glauben sollen, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes. Und das erste aller herrlichen Themen ist, Leben zu haben in Seinem Namen. Das ist das ewige Leben, wie der Herr es oft bezeichnet, nicht nur in Johannes 17,2.3, sondern auch in den Kapiteln 3, 5, 6, 10 und 12. Es war schon immer das ewige Leben, aber die göttliche Weisheit behielt es dem verworfenen Christus, dieses Leben zu offenbaren und zu geben. Er verleiht diese neue, immerwährende und göttliche Existenz; und der Gläubige empfängt sie und wird kraft dieser Gabe mit Christus verherrlicht werden. Schon jetzt ist Er ein lebendig machender Geist. Das herrliche Resultat für unseren Körper folgt bei Seinem Wiederkommen.

[Übersetzt aus dem Buch F.E.R. Heterodox on Life Eternal von William Kelly; dieses Buch kann für nur 1,00 € beim CSV bezogen werden, www.csv-verlag.de]