Und es geschah nach dem Tode Moses, des Knechtes des Herrn, da sprach der Herr zu Josua, dem Sohn Nuns, dem Diener Moses, und sagte: Mein Knecht Mose ist gestorben“ (Jos 1,1).

Mit den Worten des Herrn an Josua: „Mein Knecht Mose ist gestorben; und nun, mache dich auf“, beginnt das Buch, das jetzt vor uns ist.

Mose, der „Herausgezogene“ – der Knecht des Herrn, der dazu bestimmt war, das Volk aus Ägypten hinauszuführen – hatte den Schauplatz verlassen. Der Herr hatte ihn begraben und den Ort seines Grabes verborgen (5. Mo 34,6). Josua, der eigentlich Hosea („Rettung“) hieß, und später Jehoschua oder Josua genannt wurde, hatte seinen Platz eingenommen.

Mose ist, indem er Israel aus dem Land Ägypten herausführte, ein Bild von dem Herrn Jesus, der sein Volk aus dieser Welt hinausführt, die unter dem Gericht liegt; Mose, der Mittler, und Aaron, der Hohepriester, sind ein Bild von Ihm, der sein Volk durch die Wüste dieser Welt leitet. Josua ist, indem er Israel ins Land Kanaan einführt, ein Bild von dem aus den Toten auferstandenen Christus, der sein Volk im Geist in das Land der Herrlichkeit leitet und sie im Kampf mit dem Feind in den himmlischen Örtern anführt.

Mit dem Tod Moses beginnt eine neue Ära in der Geschichte Israels; und weil Gott einen Führer zubereitet hatte, der sein Volk in das Land der Verheißung einführen sollte, lag der Weg des Segens für Israel darin, dass sie ihrem von Gott gegebenen Heerführer folgten. Durch ihn würden sie verstehen lernen, was das für sie bedeutete: „Der Herr ist Rettung.“

Der Gesetzgeber hatte sie bis ans Ende der Wüste, bis an die Schwelle ihres verheißenen Besitzes gebracht; aber in den Ratschlüssen Gottes konnte der Gesetzgeber nicht mehr tun als das. Wir sprechen jetzt nicht von seinen übereilten Worten und von dem Schlagen des Felsens im Ungehorsam gegenüber dem Wort des Herrn (obwohl er der sanftmütigste aller Menschen war, bewahrte er sich nicht in dem Charakter unseres sanftmütigen und demütigen Herrn, von dem er in so vielfacher Weise ein Bild ist: es gibt keinen Vollkommenen außer dem Herrn Jesus, von dem Mose, der Mann Gottes, schrieb); wir betrachten Mose in seinem offiziellen Charakter als der Gesetzgeber. Es war unmöglich aufgrund dessen, was die Wege Gottes mit den Menschen sind, und aufgrund dessen, was das Gesetz in sich selbst ist, dass der Repräsentant des Gesetzes das Volk in das verheißene Land bringen sollte.

Die moralische Anwendung dieser Tatsache sollten wir nicht übersehen. Unser Nachsinnen über das Buch Josua muss da anfangen, wo Gott seine Anweisungen beginnt: „nach dem Tod Moses.“ Es ist nicht im Einklang mit den Wegen Gottes, dass das durch Mose gegebene Gesetz auch nur eine Seele in die geistlichen Segnungen in Verbindung mit Christus im Himmel, wo Er jetzt ist, einführen sollte. Solche vom Volk Gottes, die im Geist unter Gesetz sind (denn tatsächlich ist nach den Ratschlüssen Gottes kein Christ unter dem Gesetz, wie wir im Galaterbrief lesen), kennen ihren Weg des Segens in der Nachfolge unseres Josuas, nämlich Christus, auferstanden aus den Toten, nicht. Sie erkennen in ihren Herzen nicht, was „Der Herr ist Rettung“ wirklich bedeutet.

Die „Schwachheit und Nutzlosigkeit“ der Gebote des Gesetzes (Heb 7,18) werden offenbar, wenn die Kraft Gottes in Gnade vor uns steht. Das Gesetz sagt: „Tu dies, und du wirst leben“ (Lk 10,28). Es verlangt menschlichen Gehorsam als Bedingung dafür, Leben zu erlangen. Doch das Evangelium Gottes führt Leben ein durch göttliche Gerechtigkeit, die sich bereits in dem, was Christus getan hat, verherrlicht hat, als Er für uns gestorben ist. Das Gesetz richtet sich an den Menschen, zwar als Mensch in Beziehung zu Gott, aber nichtsdestoweniger an den Menschen, als in sich selbst verantwortlich, das Gute zu tun. Gnade dagegen fließt von Gott in seiner Barmherzigkeit zu dem Menschen in seiner Verderbtheit (Röm 5,8).

Das Gesetz gebietet dem Menschen, das zu tun, was er in seinem hilflosen Zustand gar nicht tun kann. Die Gnade Gottes verleiht dem Menschen in seiner Hilflosigkeit ein neues Leben in Christus Jesus. Das Gesetz befiehlt dem Menschen, sich nach dem Segen auszustrecken, die Gnade bringt den Segen zu dem Menschen, da wo er ist. Deswegen müssen die Worte: „Mein Knecht Mose ist gestorben“ (die andeuten, wie sehr die geistlichen Segnungen allein auf der Gnade beruhen), vor unseren Herzen bleiben, wenn wir uns aufmachen und unserem Führer folgen wollen – Jesus, dem Herrn, auferstanden aus den Toten – und die Segnungen Kanaans ergreifen wollen. Alles was der Mensch in sich selbst und in seiner eigenen Kraft ist, muss verschwinden, wenn die himmlischen Örter ins Blickfeld rücken. Christus ist im Himmel und der aus den Toten auferstandene Christus ist für uns der wahre „Der Herr ist Rettung“.

Wir wollen uns an dieser Stelle fragen: wo stehen wir, was unseren Glauben angeht? Was versteht unser Glaube von unserer Stellung, wie Gott sie sieht? Keiner kann Glauben für einen anderen haben, deshalb ist es eine erforschende Frage. Die Schrift sagt: „hat uns ... mitsitzen lassen in den himmlischen Örtern in Christus Jesus“ (Eph 2,6). Wir sollten nach der Gnade trachten, uns selbst durch Glauben so zu sehen wie Gott uns in Christus sieht. Gott sieht sein Volk weder im Fleisch (Röm 8,9), noch unter dem Gesetz (Röm 6,14), sondern in Christus.

Nichts spornt den Geist so an wie der Glaube an die Tatsachen Gottes. „Wie kann ich mir die Segnung zu eigen machen?“, wird oft von lieben Gläubigen gefragt. Die Antwort ist: „Mache dir die Wahrheit Gottes über die Segnung zu eigen.“ Wenn ein Mensch durch die Gnade dem glaubt, was das Wort Gottes bezüglich des Todes Christi für Sünder sagt, ist er sicher vor dem Gericht dieser Welt, er ist befreit von dem kommenden Zorn. In Christus, dem aus den Toten Auferstandenen, ist er vor der Hand des Feindes, Satan, sicher. Außerdem ist er mit Christus in die himmlischen Örter versetzt und ist von Gott dem Vater, in der Schönheit des Geliebten angenommen. Wir sprechen von den Wahrheiten selbst, nicht von dem, was wir davon erkennen. Wir erkennen, was wir glauben. Nicht Erkenntnis ist die Grundlage des Glaubens, sondern Glaube ist die Grundlage von Erkenntnis.

Erfahrungsmäßig mit der Wahrheit vertraut zu sein, ist Gott sei Dank nicht die Wahrheit selbst; und die Wahrheit Gottes, nicht unsere Erkenntnis der Wahrheit, ist unsere Zuversicht. In dem Moment also, wenn unsere Seelen in der Kraft des Heiligen Geistes in die Wahrheiten Gottes über unsere Segnung eindringen, beginnen wir, auch erfahrungsmäßig in die Segnung einzugehen, die wir suchen. Das Erlangen der Segnungen folgt dem Glauben an Gott. Es geht also um das Erlangen der Segnungen durch Glauben, nicht um das Erlangen des Glaubens.

Als die Worte: „Macht euch auf“, an ihren Führer gerichtet wurden, war das Volk Israel weit weg von Ägypten unmittelbar an der Grenze Kanaans. Sie hatten die große und schreckliche Wüste manch langes und ermüdendes Jahr durchschritten. Sie hatten manch bittere Lektion über ihre eigene Dummheit und Boshaftigkeit gelernt, aber auch manch herrliche Lektion über die Unwandelbarkeit ihres Gottes und seiner Barmherzigkeit, die immer währt. In Kürze würden sie Gott in einer neuen Weise und in einer neuen Umgebung kennen lernen. Es war derselbe Gott, der aber in einer neuen Weise kennen gelernt wurde, und daher auch in einer neuen, oder neu offenbarten Beziehung. Sie würden Gott in Kürze als den kennen lernen, der Sein Wort der Verheißung an die Väter wahr gemacht und sein Volk Israel in die Vorrechte und Verantwortlichkeiten jener Verheißungen eingeführt hat.

Sie waren wie eine Herde durch die Wüste geführt worden (Ps 77,20). Sie würden bald als Soldaten des Herrn in seine Kämpfe geführt werden. Der Charakter eines Soldaten – sein Gehorsam, seine Energie, sein Ausharren – würden jetzt in Israel gesucht werden. Das Land der Verheißung und des Segens – was für den Christen die himmlischen Örter sind – war ein Kampffeld, wo ihr Gehorsam, ihre Energie und ihr Ausharren geprüft würden.

Auch der Christ wird nicht nur durch die zarte Hand seines Gottes durch die Wüste dieser Welt geführt, sondern er ist auch berufen, wie die Söhne Israels, zu kämpfen. Beim Nachsinnen über das vorliegende Buch werden wir sehen, wie passend seine Anweisungen für unsere Tage sind, und wir lernen gewissermaßen, wie weit wir den Gedanken, Soldaten unter der Leitung unseres auferstandenen Herrn zu sein, wirklich verinnerlicht haben.