„Gott ... hat auch uns ... mit dem Christus lebendig gemacht“ (Eph 2,4–5).

„Die überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden, nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke, in der er gewirkt hat in dem Christus, indem er ihn aus den Toten auferweckte; (und er setzte ihn zu seiner Rechten in den himmlischen Örtern“ (Eph 1,19–20).

Wir kehren nun zurück zu der Überquerung des Jordan. Das Passah spricht von Christus als dem geschlachteten Lamm, der Durchzug durch das Rote Meer von der Kraft seiner Auferstehung und die Bundeslade, die durch das trockene Bett des leeren Jordan in das Land Kanaan eintritt, verkündet die Herrlichkeit seiner Himmelfahrt. Und ob es um den Tod oder um die Auferstehung geht, beides spricht von Segnungen, die daraus für sein erlöstes Volk hervorgehen. Der Herr stand im Begriff, Josua durch die Überquerung des Jordan groß zu machen, und dadurch Israel in das Land Kanaan zu bringen. Ihre Ohren waren auf die Befehle Josuas gerichtet, und ihre Augen auf die Bewegung der Bundeslade. Lasst uns beides betrachten.

„Tretet herzu“, sprach Josua zu Israel, „und hört die Worte des Herrn, eures Gottes!“ (Jos 3,9). Der lebendige Gott war unter ihnen und würde die Nationen unweigerlich austreiben, die das gute Land bewohnten, das von Milch und Honig floss. Und das Zeichen dafür war, dass, wenn die Füße der Träger der Bundeslade den Fluss berühren würden, die Wasser entfliehen würden.

Die Bundeslade wurde als „die Lade des Bundes des Herrn der ganzen Erde“ bezeichnet (Vers 11), wodurch der Herr seinem Volk seine ganze Macht, Herrschaft und Autorität vorstellte, und zwar an dem Ort, wo sich die Heiden, die die Dämonen anbeteten, niedergelassen hatten. Nachdem der Herr aus den Toten auferstanden war, sagte er zu seinen Jüngern: „Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf der Erde“ (Mt 28,18). Und diese seine Oberhoheit sollte das Herz beschäftigen, denn seine Macht und sein Platz in der Herrlichkeit bestimmen die himmlische Position seiner Heiligen. Und obwohl das Land zum Besitztum von herrlichen Dingen – Milch und Honig – fließt, ist es doch die Weise Gottes, sein Volk diese Dinge praktisch gewinnen zu lassen in der Kraft des Herrn und in der Macht seiner Stärke.

Der Glaube nimmt das Wort Gottes auf und handelt auf der Grundlage des Wortes Gottes. Zum Aufbruch aufgefordert, brach Israel aus seinen Zelten auf, und alle Kriegsmänner, Frauen und Kinder haben ihre Augen auf die Bundeslade gerichtet. Die blaue Decke bedeckt die goldene Last, die auf den Schultern der weiß gekleideten Priester ruht, und ist für alle sichtbar. Es gab keinen anderen Weg in das Land Kanaan, weder für die Schwachen noch für die Starken, als nur den einen, den die Bundeslade bahnte. Vor ihnen strömte der Jordan. Seine tiefen und ungestümen Wasser versperrten in der ganzen uferlosen Breite der Erntezeit den Zehntausenden Israels den Weg in das verheißene Land. Als die Menge aus dem Gebirge in die Niederungen des Flusses hinabstieg, erstreckten sich die Wasser zur Rechten und zur Linken. Doch alle Augen waren auf die Bundeslade gerichtet, nicht auf die breiten Wasser, die quer über ihren Weg strömten. Wir blicken auf Christus, von dem die Bundeslade ein Bild ist, nicht auf Tod, Schwierigkeiten oder Unmöglichkeiten.

Die 2000 Ellen waren von den Priestern schnell zurückgelegt, dieser Abstand benötigte lediglich eine kurze Zeit, und dann kam der von dem Herrn bestimmte Moment – der Augenblick, der schon seit Jahrhunderten feststand, denn er hatte den Vätern Kanaan verheißen. Die Füße der Priester berührten den Rand des Flusses, und sofort wurde das Fließen der Wasser angehalten – der reißende Jordan rollte zurück und richtete sich wie ein Damm auf, sehr weit entfernt bei der Stadt Adam

Adam, „die Stadt, die seitwärts von Zaretan liegt“, wohin die Wasser des herabfließenden Jordan zurückgerollt wurden, wird nirgendwo anders in der Bibel erwähnt, und seine Lage ist bis heute nicht bekannt. Doch die Bedeutung des Namens dieser Stadt ist offensichtlich, denn durch Adam kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod, nun aber wurde in der Kraft Christi, der wahren Bundeslade, der herabstürzende Lauf des Todes sozusagen zu dem ersten Menschen zurückgerollt. Der Tod kam durch Adam zu uns, das Leben von Christus.

Die Wasser des ungestümen Jordan wichen zurück, wurden abgeschnitten, als die Bundeslade in den Fluss eintrat. Sie flossen ab und wurden im Toten Meer verschluckt, im Meer des Todes fanden die Wasser des Todesflusses ihr Grab. Sie waren nicht mehr da; Israel sah sie nicht mehr. Es wird ausdrücklich betont, dass es für Israel an jenem Tag keinen Jordan gab, als das Volk, Alte und Junge, Schwache und Starke, in das verheißene Land einzog.

Bei dem Durchzug durch das Rote Meer flohen die Wellen vor Israel; bei dem Durchzug durch den Jordan wurde die Flut aus dem Blickfeld Israels vertrieben. In dem einen Fall öffnete sich vor ihnen ein Pfad, und sie marschierten zwischen zwei Wänden von Wasser; in dem anderen Fall war kein Wasser zu sehen, sondern sowohl zur Rechten als auch zur Linken so weit das Auge reichte war nur ein trockenes Flussbett. „Was war dir, du Meer, das du flohest, du Jordan, dass du dich zurückwandtest?“ (Ps 114,5). Die Macht Gottes war gegenwärtig – sein Stab und seine Bundeslade – und so zogen die Millionen Israels in das verheißene Land ein.

Das kilometerweit leere Flussbett und die Tatsache, dass das Volk hinübereilte (Jos 4,10), scheinen anzudeuten, dass der Durchzug in einer sehr kurzen Zeit vonstatten ging, was sehr wohl der Fall sein kann, wenn man nebeneinander und in nur wenigen Reihen geht.

Das Rote Meer war der Weg der Macht Gottes, sein Volk aus das der Sklaverei zu führen; der Jordan war sein Weg der Macht, sie in die Fülle ihrer Segnungen zu bringen. In dem einen Fall wurde der Tod bildlich durchschritten; in dem anderen war der Tod bildlich völlig außer Sichtweite. Der eine Fall lehrt uns Auferstehungsmacht aus dem Tod, der andere lehrt uns, dass Christus den Tod durchschritten hat und in den Himmel eingegangen ist, und darin sehen wir die Macht Gottes der die heiligen in Christus dahin bringt, wo Christus ist.

So wurde das Wunder bewirkt, dass der Fluss, der für alle ein bekanntes Bild des Todes ist, durch die Gegenwart der Lade des Bundes des Herrn aus der Sicht des Volkes verbannt wurde. Wenn heute die Seele mit dem zweiten Menschen beschäftigt ist, den Menschen vom Himmel, wird ihr Kraft von oben verliehen, die das Auge des Glaubens befähigt, die Größe seines Werkes, seiner Auferstehung und seiner Himmelfahrt zu sehen, und der Blick auf ihn verhindert den Blick auf alle Hindernisse. Das Werk Christi für sein Volk – das Kreuz, das leere Grab, die Himmelfahrt – ist ein Werk, das allen Gläubigen zugute kommt, und das Bewusstsein seiner Himmelfahrt ist der Schlüssel zum Verständnis der Größe seines Werkes. Sein Platz bestimmt den seines Volkes, das in ihm dahin versetzt ist, wo er ist. Er hat auf dem Kreuz das Gericht getragen. Jetzt ist er auferstanden, und in ihm ist sein Volk eine neue Schöpfung.

Wir möchten, wie Josua zu Israel, sagen: „Tretet herzu“, blickt auf Christus, seht was er getan hat, und wo er jetzt ist. Er stieg hinab in den Tod, und Gott hat ihn aus den Toten auferweckt, und ihn zu seiner Rechten in den himmlischen Örtern gesetzt. Er ist nun über jedem Fürstentum und jeder Gewalt und Kraft und Herrschaft, und alles ist seinen Füßen unterworfen. Denn wer ist hinaufgestiegen, wenn nicht der, der auch hinabgestiegen ist in die unteren Teile der Erde? Der hinabgestiegen ist, ist derselbe, der auch hinaufgestiegen ist über alle Himmel, damit er alles erfüllte (vgl. Eph 1,20–22; 4,9–10).

„Tretet herzu und hört“, dass er in den Tod gegangen ist, dass er den Tod mit seinen Füßen berührt hat. Und durch seinen Tod, ist der Tod für immer vor seinem Volk weggetrieben. Wir blicken auf den zum Himmel aufgefahrenen Herrn und bezeugen: wahrhaftig, für uns ist kein Wasser mehr im Jordan.

Christentum entsteht aus dem Tod, der Auferstehung, und der Himmelfahrt Christi. Die neue Schöpfung ist für uns, die wir in Christus jetzt im Himmel sind. Der Weg in die himmlischen Örter – unser Kanaan – ist durch Christus, auferstanden aus den Toten und aufgefahren in den Himmel.

„Und die Priester, die die Lade des Bundes des Herrn trugen, standen festen Fußes auf dem Trockenen in der Mitte des Jordan.“ Das Flussbett des Jordan war für ganz Israel trocken. Die Macht, die das Wasser zurückhielt, galt sowohl dem Geringsten als auch dem Höchsten des Volkes. Israel und die Bundeslade waren eins in ihrer Position im Flussbett. Groß und Klein, das ganze Volk ging in der Kraft der Bundeslade hinüber. Herrlicher Gedanke auch für uns! Denn nicht durch unsere Stärke, auch nicht durch das Maß unseres Glaubens, sondern durch Gott gehen wir in Christus in die himmlischen Örter ein. Jeder einzelne Gläubige ist in Christus gleichermaßen mit himmlischen Vorrechten gesegnet. Kanaan gehört allen, und alle sind in Christus dort, und einzig und allein auf der Grundlage dessen, was Christus getan hat, und was er ist. Christus stand fest für sein Volk, und sein Volk ist sicher in seiner Stärke. Diese Dinge sind nicht zu gut oder zu groß, um für den geringsten und schwächsten Gläubigen wahr zu sein. Sie sind das gemeinsame Erbteil aller Gläubigen, sowie Kanaan die rechtmäßige Heimat von ganz Israel war. Und wie Israel durch die Bundeslade aus dem Jordan hervorkam und in Kanaan einzog, so sind Gläubige heute mit dem Christus lebendig gemacht, sie haben Leben mit ihm, der für sie in den Tod gegangen ist und aus dem Tod hervorgekommen ist.

Die überragende Größe der der Kraft Gottes an uns, den Glaubenden, ist nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke, in der er gewirkt hat in dem Christus, als er ihn aus den Toten auferweckte und ihn zu seiner Rechten setzte in den himmlischen Örtern. Das Maß der Kraft ist göttlich. Wenn wir versuchen, sie an unserem Glauben oder an unseren Gefühlen oder an unserer Intelligenz zu messen, werden wir sie nie erfassen. Der Maßstab liegt außerhalb von uns selbst

Israel durchzog das Rote Meer bei Nacht. Ihr Durchzug war begleitet von Nacht in ihren Seelen, von Furcht und Zittern. Doch die Herrlichkeit des Herrn wendete ihre bösen Vorahnungen in Triumphgesänge. Sie durchquerten das leere Flussbett des Jordan bei vollem Tageslicht und nach drei Tagen der Erwartung und Vorbereitung. Wir lesen nicht von Siegesrufen, nicht von Tamburinen, nicht von Reigen, die ihren Durchzug begleitet hätten. Eine ernste Stille schien auf der Menge zu liegen als sie zusahen, wie die Bundeslade für sie in die Flut stieg und wie dann die Flut vor ihren Augen verschwand. Die geistliche Belehrung dieses Teils unseres Buches kann nur erfasst werden, indem man auf die herrlichen Lade Gottes blickt – auf Christus Jesus. Wenn die erweckte Seele erkennt, dass sie in einer Welt ist, die unter dem Zorn steht, dann lässt uns der Geist Gottes unsere Sünden empfinden; in der Befreiung von gesetzlicher Knechtschaft muss das Ich kennen gelernt werden. Aber die himmlischen Dinge, die neue Schöpfung, Leben mit Christus, auferstanden aus den Toten, und die himmlischen Segnungen in ihm lernt man nur kennen, indem man auf Christus blickt, der aus den Toten auferstanden ist und zum Himmel aufgefahren ist.

Wenn auch bei dem Durchzug durch den Jordan nicht von Siegesrufen berichtet wird, hat der Christ doch seine anbetenden Loblieder zum Wohlgeruch für seinen Gott. Dieser Wohlgeruch ist außerhalb des Bereichs menschlicher Vorstellungen, er ist neu und göttlich, und übersteigt die Gedanken und Ideen des Menschen. Wir öffnen das Buch, das von diesen Segnungen spricht (den Brief an die Epheser), und singen diesen nie aufhörenden Lobgesang: „Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern in Christus“ (Eph 1,3).

Und wenn das große Werk der neuen Schöpfung vor uns entfaltet wird, dann wird uns unser Zustand in unserer gefallenen Natur, tot in Vergehungen und Sünden, bewusst. Solange wir noch irgendwie hoffen, uns selbst durch gute Werke verbessern zu können, und denken, wir ständen noch unter Erprobung, sind wir unfähig das zu erkennen, was Gott uns als unsere wunderbare Position vorstellt: in Christus mitzusitzen in den himmlischen Örtern. Die Epoche der Erprobung Israels ging zu Ende und die 40 Jahre ihrer Wanderschaft endeten beim Durchzug durch den Jordan. Der Herr zeigte seinem Volk einen neuen Weg, einen Weg, den sie nie zuvor gegangen waren, und auf diesem neuen Weg gingen sie in das Land Kanaan ein. In der Tatsache des Todes Christi wird der geistlich tote Zustand des Menschen im Fleisch offenbar, „indem wir so geurteilt haben, dass einer für alle gestorben ist und somit alle gestorben sind“ (2. Kor 5,14). Mit dem Tod Christi ging die Zeit der Erprobung des Menschen zu Ende, und durch die unendliche Gnade Gottes sind die Gläubigen in Christus jetzt da, wo er ist, jenseits der Wasser des Todes.