„Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus“ (Eph 1,3)

Vor dem Durchzug durch den Jordan hatte der Herr Josua geboten, zwölf Männer aus den Stämmen Israels auszuwählen, je einen Mann für den Stamm (Josua 3,12), um für eine Handlung bereit zu sein, die nach dem Durchzug durch das leere Flussbett stattfinden sollte. Es war Gottes Absicht, dass Israel ein eindeutiges Zeugnis von seinen Wundern errichten sollte, und er befahl daher, dass das ganze Volk, vertreten durch die zwölf Männer, im Hinblick auf die Handlung, die er geplant hatte, vorbereitet sein sollte. Als das ganze Volk vollends hinüber gezogen war, wurde Josua befohlen, diese göttliche Absicht auszuführen. „Hebt euch von hier zwölf Steine auf, aus der Mitte des Jordan, von dem Standort, wo die Füße der Priester festgestanden haben; und bringt sie mit euch hinüber und legt sie im Nachtlager nieder, wo ihr diese Nacht übernachten werdet.“ Indem Israel dieses tat, anerkannten sie, vertreten durch ihre Repräsentanten, was der Herr für sie bewirkt hatte. Diese Handlung wurde durchgeführt, das sollten wir immer bedenken, als alle in das Land Kanaan eingezogen waren.

Diese Steine verkündeten bestimmte Tatsachen. Sie wurden dem trockenen Flussbett entnommen und verkündeten somit die Macht Gottes im Abschneiden der Wasser vor der Bundeslade. Die Zahl 12, für jeden Stamm ein Stein, verkündete, dass ganz Israel in das Land Kanaan eingezogen war. Die Errichtung dieses einen Denkmals aus zwölf Steinen im Land Kanaan bezeugte die Einheit Israels im Land. Es wurde damit zu einem Denkmal des Wirkens des Herrn für die Nation.

Zunächst verkündeten diese Steine also das große Werk des Herrn für sein Volk, nämlich dass der Jordan vor der Lade seines Bundes von seinen Wassern entleert, und das Volk dadurch in die Fülle ihrer Segnungen gebracht worden war.

Wenn wir wirklich erkennen, dass wir in Christus in die himmlischen Örter gebracht sind, wird unsere erste Handlung im Geist derjenigen Israels gleichen: wir werden Gott preisen für seine Kraft und Macht, in der er seine Absicht ausgeführt hat, uns in solche Segnungen einzuführen. Und damit das so sein kann, betet der Apostel, dass wir den Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst haben mögen, damit wir, erleuchtet an den Augen unseres Herzens, wissen, welches die überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden, ist. Christus, unsere Bundeslade, ging für uns in den Tod, nahm ihm seine Kraft, beraubte ihn seiner Macht. Und Gott hat uns, die tot in Sünden waren, mit dem Christus lebendig gemacht, und hat uns in ihm in die Fülle der Segnungen eingeführt, so dass die Gläubigen heute in Christus in den himmlischen Örtern sind, wie Israel mit dem Durchzug durch den Jordan in Kanaan war.

Um diese Gnade zu verstehen, ist es notwendig, dass wir uns im Glauben das Maß der Macht Gottes, die er an uns ausgeübt hat, vor die Herzen stellen, deren überragende Größe der Energie und Macht entspricht, in der er gewirkt hat in dem Christus, indem er ihn aus den Toten auferweckte, und ihn zu seiner Rechten setzte in den himmlischen Örtern (Eph 1,20). Und wenn wir in der Sprache unseres Bildes bleiben, dann wird, nachdem der Christ vollends hinübergezogen ist, seine erste Handlung die aufrichtige Anerkennung dessen sein, was Gott getan hat. Es muss ein offenes Anerkenntnis geben, dass durch das Werk Gottes alle wahren Gläubigen in Christus Jesus mitsitzen in den himmlischen Örtern. Und während wir anerkennen, dass wir in den himmlischen Örtern sind, wollen wir diese Segnung allein Christus zu schreiben, der für uns in den Tod gegangen ist. Wir sind jenseits des Flusses, dafür sei Gott Lob und Preis durch Christus.

Die Steine, zwölf an der Zahl, „nach der Zahl der Stämme der Kinder Israel“ (Vers 5), sprechen von ganz Israel. Es ist wahr, zweieinhalb Stämme hatten sich auf der anderen Seite des Flusses niedergelassen und nur neuneinhalb waren eigentlich in Kanaan eingezogen, trotzdem wurden zwölf Steine von der Stelle genommen, wo die Bundeslade für alle gestanden hatte. Gott ordnete nicht an, dass neuneinhalb Steine in Kanaan und zweieinhalb in der Wüste aufgerichtete werden sollten, wie es der Inbesitznahme durch Israel entsprochen hätte, sondern er befahl, dass die Zahl, die von der ganzen Nation sprach, dort aufgerichtet werden sollte, wo nach seinem Ratschluss Israel ungeteilt erbte und lagerte (Josua 4,19–20). Es war sein Wille, dass für sein ganzes Volk ein Zeugnis von seinen Ratschlüssen gegeben werden sollte.

Wenn Gottes Volk in seine Gedanken über seinen Ratschluss eingeht, dann sind Handlungen die Folge, die ihn verherrlichen. Wir sehen das bei Elia, der in schöner Weise die Einheit Israels bezeugte, und das sogar in Tagen des Abfalls der Nation, als er vor den Augen der Priester des Baal dem Herrn einen Altar aus zwölf Steinen baute, „nach der Zahl der Stämme der Söhne Jakobs“ (1. Kön 18,31). Der Prophet anerkannte den göttlichen Ratschluss in Bezug auf das Volk des Herrn, auch wenn ihr tatsächlicher Zustand offensichtlich hoffnungslos war. Und im gleichen Geist zeugte der Apostel Paulus vor Agrippa von der Hoffnung des zwölfstämmigen Volkes, das Gott unablässig Nacht und Tag diente (Apg 26,7), obwohl zu diesem Zeitpunkt zehn dieser Stämme über die ganze Erde verteilt waren, und sich zwei der Ermordung ihres Messias schuldig gemacht hatten. Aber der Standpunkt des Apostels war Vertrauen in den Ratschluss Gottes.

Außerdem lehrt uns dieses Bild, dass die Steine, die aus der Tiefe des Flusses genommen waren, Israel daran erinnern sollten, wie sie durch die Bundeslade, die im Bett des Jordan für sie gestanden hatte, in das verheißene Land eingegangen waren. Gott möchte in den Herzen seiner Heiligen immer die Erinnerung an den Tod Christi aufrechterhalten. Der Gläubige ist mit Christus gestorben; er ist auch mit ihm auferweckt, und nie soll er vergessen, was der Herr durchlebt hat, als er für ihn starb. Lasst uns daher als solche, die mit ihm auferweckt sind, und die durch seinen Tod von ihrem alten Zustand befreit sind, in göttlicher Stärke, in der Kraft des Geistes unseren Stein aus dem Fluss auf unsere Schultern nehmen, „allezeit das Sterben Jesu am Leib umhertragend“ (2. Kor 4,10).

Die Steine, die in Kanaan zusammen aufgestellt wurden, waren ein Monument der Einheit Israels, denn ihre Zahl entsprach den zwölf Stämmen – d.h. ganz Israel. Christen beschäftigen sich praktisch mit der geistlichen (nicht nationalen) Einheit, mit der Wahrheit, dass alle Gläubigen jeder Nation in den Augen Gottes und entsprechend seines Ratschlusses eins sind. Gläubige dürfen miteinander mitsitzen in den himmlischen Örtern in Christus, dem gemeinsamen Platz des Segens für jeden, der glaubt. Eine Gemeinschaft und ein Vorrecht kennzeichnet alle Gläubigen und alle haben den selben höchsten und besten Platz. Genauso wie jeder einzelne Gläubige für sich selbst Leben zusammen mit dem auferweckten Christus hat (Eph 2, 5), so haben auch alle Gläubigen die höchsten Vorrechte gemeinsam; Gott hat sie miteinander mitsitzen lassen (Eph 2,6).

Die Säule der zwölf Steine, die in Gilgal aufgerichtet wurde, war dem Volk zu einem Gedächtnis an das Werk des Herrn für sie. Die Frage: „Was bedeuten euch diese Steine?“, die die Kinder ihren Vätern stellen würden, sollte durch einen Hinweis auf das Wirken des Herrn beantwortet werden: „Weil die Wasser des Jordan vor der Lade des Bundes des Herrn abgeschnitten wurden; als sie durch den Jordan ging, wurden die Wasser des Jordan abgeschnitten.“ Und es ist gut, wenn Christen ihren Kindern davon erzählen, was Gott gewirkt hat. Unsere Kleinen müssen in den großen Wahrheiten des Wortes Gottes gegründet werden. Die Tatsachen der Erlösung, Auferweckung und Himmelfahrt sollten in ihre Herzen und Gedanken eingepflanzt werden.

Die Säule aus Steinen des Zeugnisses aus dem Flussbett des Jordan ist lange umgeworfen; doch in kommenden Tagen wird die Einheit Israels in Kanaan von der ganzen Welt gesehen werden. Für den Christen ist das Wort Gottes die Säule des Zeugnisses. Sie kann nicht umgeworfen werden. Darin finden wir, dass Gottes Volk eine Familie, ein Leib ist. Auf seinen Blättern ist unauslöschlich geschrieben, dass alle Gläubigen eins sind. Christus starb, Christus ist auferstanden, Christus ist zum Himmel aufgefahren; und zur Ehre und Herrlichkeit seines Namens hat Gott sein ganzes Volk auf der Erde eins gemacht. In Christus sind die Vielen eins. Welche Unterschiede es auch früher zwischen Juden und Heiden gegeben haben mag, sie werden jetzt von Gott nicht mehr beachtet, sondern alle Gläubigen sind eins in Christus: „Durch einen Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden“ (1. Kor 12,13). Die Steine unseres Zeugnisses verkünden diese Tatsache; und durch das Weitererzählen von dem Werk des Herrn werden die Seelen des Volkes Gottes in dieser Wahrheit befestigt. Die Verkündigung dessen, was Gott getan hat und was seine Ratschlüsse sind, erhebt die Seele.

Einst waren die Juden eingezäunt und von den Heiden getrennt, doch jetzt ist die Zwischenwand der Trennung im Kreuz Christi abgebrochen. Christus selbst, unser aller Friede, hat aus Juden und Heiden eins gemacht. In seinem Fleisch, auf dem Kreuz, hat Christus die Feindschaft weg getan (Eph 2,11–22). Lasst uns an das Bett des Jordan treten, wo die Füße derer festgestanden haben, die die Lade des Bundes trugen, und über die Wege Gottes nachsinnen. Es liegt eine wunderbare Kraft der Einigung von Herz und Herz in der Betrachtung der Leiden Christi für uns alle, als er durch seinen Tod sein Volk zu einem neuen Menschen schuf. Religiöse Feindschaft, dieses schreckliche Element der Trennung muss bei dem Anblick Jesu, der für alle gleichermaßen starb, weichen.

Das ganze Volk Gottes ist mit Christus auferweckt, ein Gläubiger genau wie der andere. Und wenn wir von „Auferstehungsleben“ sprechen, sollten wir uns daran erinnern, dass das ewige Leben, welches jeder von uns von Christus empfängt, jetzt von dem auferstandenen Christus empfangen wird, und dass alle Christen von Gott zusammen mit dem Christus lebendig gemacht worden sind. Genauso ist das ganze Volk Gottes gleichermaßen in Christus in den himmlischen Örtern mit sitzen gelassen. Es gibt keine zwei Grundlagen des Segens in Christus für die Gläubigen, sondern nur diese eine höchste und größte.

Darüber hinaus hat der Heilige Geist Gottes, der von unserem aufgefahrenen Herrn auf die Erde gesandt wurde, jeden Gläubigen mit Christus verbunden, und auch alle miteinander verbunden, und hat in Christus alle zu einem Leib gemacht und alle zu Gliedern voneinander, weil alle Glieder des Christus sind.

Wir erzählen, was er getan hat und bauen dementsprechend unseren Altar.

Ob manche Gläubige sich im Geist auf der Wüstenseite des Flusses niederlassen, wie die zweieinhalb Stämme, und manche im Geist Kanaan zu ihrer Heimat machen, wie die neuneinhalb Stämme, der Glaube errichtet in unserem Gilgal immer die zwölf Steine, denn das, was Christus tat, als er für uns starb, tat er für alle Gläubigen. Wenn wir nur einen Moment bezweifelten, dass da „ein Leib“ ist, wäre das zur Verunehrung Christi, der das Haupt des Leibes ist. Wenn wir behaupteten, einige Gläubige gehörten mehr zu dem einen Leib als andere, würden wir die Tatsache der Einheit des Leibes leugnen.

Jede Interessengemeinschaft, die weniger umfasst als „alle Heiligen“, ist zwangsläufig sektiererisch, weil sie ihre Interessen nur auf einen Teil des göttlichen Ganzen beschränkt. Wie kann denn praktische Einheit erreicht werden? Was ist die wahre Kraft der Einheit unter den Gliedern des Leibes Christi? Der Heilige Geist Gottes, der alle Gläubigen zu dem einen Leib Christi gebildet hat, hat nur einen Sinn. Er kann nicht im Gegensatz zu sich selbst handeln. Mag der Geist Gottes in Zehntausenden von Gläubigen aus jedem Volk und Land und mit aller Art von natürlichem Temperament oder Denkweise, so ist er doch der eine Geist. Wie unterschiedlich seine Wege auch sein mögen, sind sie doch alle unbedingt von Einheit gekennzeichnet. Sein verschiedenartiges Handeln entspringt doch seinem einen Willen. Unsere Treue gegenüber der Wahrheit von der Persönlichkeit des Geistes Gottes verlangt, dass wir auf der Tatsache beharren, dass sein Sinn nur ein Sinn ist.

Es gibt keine zwei Geister in dem Leib Christi, „da ist ein Leib und ein Geist“ (Eph 4,4). Und wahre, praktische christliche Einheit ist vom Heiligen Geist. Er wohnt in jedem Gläubigen, und sofern ein Glied des Leibes Christi dem Geist unterworfen und von ihm geleitet ist, bewahrt es die Einheit des Geistes mit seinen Mitgeschwistern. Jedes Glied des Christus sollte ernstlich bemüht sein, diesen einen Sinn dessen aufrecht zu erhalten, der in den Kindern Gottes wohnt, sich „befleißigend, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Band des Friedens.“ Sicher ist sich jeder Gläubige bewusst, dass er Eigenwillen in sich hat, und dass er auch die verschiedenen Formen der Nichtunterwürfigkeit im Keim in sich trägt, die zu Spaltungen im Lager und zur Trennung zwischen Soldat und Soldat neigen; und deshalb sollten alle ein wenig mehr sich selbst und weniger andere für die Verunehrung des Namens Christi durch die Trennungen im Volk Gottes verantwortlich machen. Wäre dies der Fall, gäbe es noch mehr Hoffnung auf Einheit, denn die Grundsatz, nach dem dargestellte Einheit erreicht werden kann, ist ein praktischer Grundsatz: Er wird mit den Worten ausgedrückt: „Ich ermahne euch nun ...“ (weil alle Gläubigen eins sind; vgl. Eph 3,1 und das Ende von Eph 2 mit Eph 4), „dass ihr würdig wandelt der Berufung, mit der ihr berufen worden seid“ (die Berufung, mit der Gott sein himmlisches Volk aus Juden und Nationen in eins berufen hat) „mit aller Demut und Sanftmut“ (entsprechend der Gesinnung des Herrn Jesus, der sanftmütig und von Herzen demütig war) „mit Langmut, einander ertragend in Liebe“ (wandelnd wie Christus gewandelt hat, also gnädig einer dem anderen gegenüber gesinnt), „euch befleißigend, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Band des Friedens.“ Ein Christus ähnlicher Charakter (Demut und Sanftmut) wird ein Christus ähnliches Verhalten gegeneinander hervorbringen (Langmut und einander ertragen in Liebe). Die Einheit des Geistes wird also in gegenseitiger Liebe, die von Gott ist, im einigenden Band des Friedens bewahrt. Ein heiliger Seelenzustand, Ähnlichkeit mit Christus selbst und seinen Erdenwegen – das allein heißt würdig der Berufung zu wandeln, mit der wir berufen worden sind.

Die aufrichtig vom Volk Gottes bewahrte Einheit des Geistes Gottes kann nur durch tägliche, stündliche Abhängigkeit der Seele von Gott erreicht werden. Ist der Geist Gottes in zwei Gläubigen nicht betrübt, dann werden sie die Einheit des Geistes gemeinsam bewahren, und wenn 2000 Gläubige genauso handelten, wäre es auch bei ihnen so, sie würden im Gehorsam gegenüber der Schrift wandeln. Die Welt liebt den äußeren Schein, sie schätzt Uniformität und Gleichschritt und das Bewahren eines Glaubensbekenntnisses oder von Regeln, auf die man sich geeinigt hat und die befolgt werden müssen, was alles eine äußerliche Einheit bewirkt. Aber damit die Einheit des Geistes Gottes bewahrt und der unzertrennbare eine Sinn dessen aufrecht erhalten wird, der in allen Gläubigen wohnt, ist sein ungehindertes Handeln nötig, und dieses Handeln bewirkt Christus ähnliches Verhalten und Gehorsam gegenüber der Schrift. In dem Maße, wie wir mit dem Geist Christi in Übereinstimmung oder von ihm entfernt sind, sind wir auch in Übereinstimmung mit oder entfernt von dem Bewahren der Einheit des Geistes.

„Was bedeuten euch diese Steine?“ Was bedeutet euch diese Macht Gottes, die die Wasser des Jordan vor euch austrocknete, die Christus aus den Toten auferweckte? Solche Fragen werden am besten durch den Beweis eines Lebens beantwortet, das wir nicht für uns selbst leben, sondern für den, der für uns gestorben und auferweckt worden ist. Die Steine standen in Gilgal, Israels Ort der Kraft, aber darüber werden wir in einem anderen Kapitel sprechen.