6. Frage: Wer bist du?

Jetzt stellt Boas die Frage, die wir schon bei ihrem ersten Zusammentreffen vermutet hätten. Doch wenn er damals gefragt hätte, dann hätte die Antwort nur lauten können: „Ich bin Ruth, eine arme Ausländerin“ (vgl. Rt 2,10). Doch Ruth hat inzwischen verstanden, wer Boas wirklich ist. Und so sagt sie kein Wort mehr davon, dass sie Moabiterin ist. Sie besitzt sogar die Kühnheit, Boas an ihr Verwandtschaftsverhältnis zu erinnern, obwohl er nicht daran erinnert werden musste (Rt 3,12). Doch bei allem bleibt sie bescheiden und demütig, nennt sich seine Magd und gibt ihre Hilflosigkeit zu, indem sie um Schutz „unter seinen Flügeln“ bittet.

Und Boas? Ist er überrascht von solcher Kühnheit? Nein, er freut sich über ihre Demut, ihr Vertrauen und ihren Wunsch, mit ihm verbunden zu sein, der auch seinem Verlangen entspricht. Noch muss ein Hindernis überwunden werden, aber im Prinzip gibt er ihr das Versprechen, sie zu seiner Frau zu machen.

Ruth kommt zurück zu Noomi und hört von ihr die gleiche Frage: „Wer bist du, meine Tochter?“ Natürlich kennt sie Ruth. Aber es interessiert sie, wie es mit ihrer Beziehung zu Boas steht. Und tatsächlich, Ruth ist so erfüllt von der wunderbaren Zusage Boas', dass sie gar nicht mehr von sich spricht, sondern nur noch von ihm. Boas wird nicht eher ruhen, bis er sie als seine Frau an seiner Seite hat.

Wer bist du? Diese Frage solltest du für dich einmal beantworten. Kannst du schon mehr sagen, als dass du ein armer, begnadigter Sünder bist? Hast du den Herrn Jesus schon ein wenig kennengelernt, und kennst etwas von der innigen Beziehung, in die du zu ihm gebracht bist? Kennst du seine Zusage, dass die Gläubigen der jetzigen Zeit, die zusammen die Braut Christi bilden, einmal bei der „Hochzeit des Lammes“ als Frau an seiner Seite sein werden? Das ist kein Hochmut. Er freut sich darüber, wenn du dir dieser Beziehung zu ihm bewusst ist, die ihm selbst auch so wertvoll ist. Und je mehr du dieses Bewusstsein hast, umso voller wird dein Herz von ihm sein und dein Mund von ihm übersprudeln – wie bei Ruth!