7. Frage: Warum habe ich Gnade gefunden in deinen Augen?

Wir verlassen bewusst die chronologische Reihenfolge des Buches, weil es die einzige Frage ist, die Ruth selbst stellt, weil es ein Schlüsselvers des Buches ist und weil es, wie mir scheint, eine angemessene Schlussfrage unserer kleinen Serie ist.

Ruth hat die Gnade wirklich im Übermaß erlebt. Sie ist als arme Ausländerin nach Israel gekommen. Im Vertrauen auf die Fürsorge Gottes, die an die Armen und Fremden denkt und besondere Vorkehrungen für sie getroffen hat (3. Mo 23,22), ist sie auf das Feld gegangen. Doch Boas lässt sie nicht nur die von Gott angeordnete Nachlese halten, sondern versorgt sie mit allem, was sie benötigt. Er lässt sie mit seinen Knechten und Mägden essen und trinken. Er gebietet seinen Knechten, absichtlich Ähren für sie fallen zu lassen.

Bis in die zehnte Generation sollte kein Moabiter in die Versammlung des Herrn aufgenommen werden (5. Mo 23,2). Erst recht war es nicht erlaubt, dass ein Israelit eine Ausländerin heiratete. Und es ist meines Erachtens nicht anzunehmen, dass die Schwagerpflicht (die Gott ohnehin nur für den Bruder des Verstorbenen angeordnet hatte; vgl. 5. Mo 25,5) dieses Eheverbot mit Ausländern aushebeln sollte. Und doch steht sie am Ende als glückliche Ehefrau an Boas' Seite.

So hoffnungslos wie bei Ruth war auch unser Zustand. Und so wenig Anspruch auf eine Beziehung zu Christus hatten auch wir. Aber er hat viel mehr getan, als wir dringend benötigten, und uns völlig unverdient in eine Beziehung zu sich selbst gebracht, die enger nicht sein könnte. Davon haben wir vielleicht ein wenig anhand der verschiedenen Fragen in diesem Buch kennengelernt.

Da könnten wir auch täglich staunen und fragen: „Warum habe ich Gnade gefunden in deinen Augen, dass du mich beachtest?“ Wir wissen, dass der Grund dafür in seiner unendlichen und unergründlichen Liebe zu uns liegt. Aber verstehen können wir es nicht. Wir können es nur demütig und anbetend bewundern.