Herr, du bist unsere Wohnung gewesen von Geschlecht zu Geschlecht (Ps 90,1).

Der Psalm, den wir heute vor uns haben, ist ein echter Neujahrs-Psalm. Man denkt an das Jahr zurück, das hinter einem liegt: Was ist wieder alles geschehen und wie schnell ist es vorübergegangen.

Vielleicht hast Du heute Geburtstag. Auch das bringt eine Rückschau mit sich und einen Blick für das, was vor einem liegt.

Doch vielleicht ist heute für Dich gar kein besonderer Tag, außer dass Sonntag – also doch ein spezieller Tag – ist. An so einem Tag ist in der Regel mehr Zeit, um über die Woche nachzudenken, die vergangen ist, und vorauszudenken an die Woche, die angefangen hat. Was für ein herrlicher Psalm ist dann dieser 90. Psalm, um über ihn nachzudenken.

Gott zeigt sich hier als der Unveränderliche. Was für eine Zuflucht in einer Welt, in der sich alles in einem rasanten Tempo verändert. Wenn wir Gott und Mensch vergleichen, bleibt vom Menschen nicht viel übrig. Gott ist der Ewige, für den die Zeit keine Rolle spielt. Der Mensch kann 70 oder 80 Jahre alt werden, aber dann ist sein Leben auf der Erde vorbei. Gott ist der Allwissende, vor dem nichts verborgen ist; Er weiß alles vom Menschen. Der Mensch kann als Sünder vor Ihm nicht bestehen. Wer nun diesen Vergleich auf sich einwirken lässt, nimmt das zu Herzen und bittet Gott: „Lehre uns denn zählen unsere Tage, damit wir ein weises Herz erlangen.“ Das bringt einen Menschen dazu, mit Gott zu rechnen, zu erkennen, dass Er gerecht und ein Heiland für jeden ist, der seine Sünden bekennt.

Dann kommen die Worte des Glaubens und der Hoffnung: „Bis wann?“ Sie zeigen auf, dass der Gläubige nach dem Tag der Erlösung Ausschau hält. Bis dieser Tag anbricht, dürfen wir mit Gottes Erbarmen rechnen. Was für ein Vertrauen spricht aus den Versen 14 bis 17. So dürfen wir an Gott appellieren. So zeigt sich eine Abhängigkeit von Gott, die sicher nicht unbeantwortet bleiben wird. Das ist ja gerade die Botschaft dieses Psalms: Gott ist groß und wir sind so klein. Dieses Bewusstsein sollte unser Leben an jedem Tag kennzeichnen, den Gott uns gibt.