Die ersten beiden Kapitel des Lukasevangeliums zeigen sieben gottesfürchtige Israeliten: Zacharias, Elisabeth, Maria, Joseph, Simeon, Anna und Johannes den Täufer. Wir lernen ihre innere Haltung kennen und das, was sie taten und sagten – und zwar detailliert.

Zu Beginn des dritten Kapitels tauchen wieder sieben Namen auf: Kaiser Tiberius, Landpfleger Pontius Pilatus, Vierfürst Herodes, Vierfürst Philippus, Vierfürst Lysanias sowie die Hohenpriester Annas und Kajaphas. Wir erfahren nichts Näheres über diese Menschen, es wird nur ihre Stellung gezeigt, die sie in der Welt hatten (einer war Kaiser etc.).

In den Geschichtsbüchern dürfte es genau umgekehrt sein: Da spielt der gottesfürchtige Überrest keine Rolle, aber der Kaiser Tiberius und die anderen sehr wohl.

Und im Prinzip ist es heute noch genauso: Das, was Gottes wichtig ist, ist den Menschen unwichtig. So gerät der Himmel in Bewegung über einen Sünder, der Buße tut, Freude ist dort – aber für die Welt ist das ein unbedeutendes Ereignis, über das man sich höchstens ärgert. Und das, was den Menschen so wichtig ist, ist es Gott durchaus nicht, ja wir lesen: „Das, was unter den Menschen hoch ist, ist ein Gräuel vor Gott“ (Lk 16,15).

Müssen wir nicht auch immer wieder neu lernen, Dinge richtig zu gewichten? Wofür setze ich Zeit, Energie, Geld, Begabung ein? Für wirklich wichtige oder tatsächlich unwichtige Dinge?