Der Prophet Jona enthält eigentlich keine direkten Prophezeiungen. Aber trotzdem ist das Buch äußerst prophetisch. Jona ist sozusagen in seiner Person gelebte Prophetie. Seine Geschichte ist die Geschichte Israels.

Im ersten Kapitel ist Jona ein Bild von dem ungehorsamen Israel, das als Zeugnis Gottes vor den Nationen (vgl. Hes 16,14) völlig versagt. Weil Israel sich von Gott entfernt und eigene Wege geht, muss Gott das Gericht über sein Volk bringen. Er wirft es gleichsam ins Meer der Völker, wo es bis heute verborgen ist. Die Seeleute mögen andeuten, dass die Verwerfung Israels den Nationen den Weg zur Errettung eröffnete (vgl. Röm 11,15).

Im zweiten Kapitel ist Jona ein Bild von dem bußfertigen Israel, dass in zukünftigen Tagen in schweren Gerichten zu echter Buße geführt wird: sie, die „vom Angesicht des Herrn weg“ geflohen waren, werden sich dann danach sehnen, „wieder hinzuschauen“ zum heiligen Tempel Gottes (Jona 1,3; 2,5). Sie werden auf die Rettung des HERRN warten (Jona 2,10), die dann in der Person Christi kommen wird.

Im dritten Kapitel ist Jona ein Bild von dem wiederhergestellten Israel, dass dann seiner Aufgabe nachkommen wird, ein Licht für die Nationen zu sein (vgl. Jes 42,6). Eine ungezählte Menge aus den Nationen wird durch das Zeugnis des treuen Überrests aus Israel Buße tun und zu Gott umkehren.

Im vierten Kapitel geht Gott noch einmal der Ursache des Ungehorsams Jonas auf den Grund. Jona ist hier ein Bild von dem selbstsüchtigen Israel, das sich schwertut zu akzeptieren, dass sich die souveräne Gnade Gottes nicht allein auf Israel beschränkt. Doch so wie Jona seine Lektion gelernt und Gott das letzte Wort in seinem Bericht zugestanden hat, so wird auch Israel schließlich glücklich zusehen und dazu beitragen, dass „alle Völker Gott preisen“ und „alle Enden der Erde ihn fürchten werden“ (Ps 67,6.8).