„Und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir” (Gal 2,20).

Gilgal, was „Wälzen” oder „Abwälzung” bedeutet, ist Israels Zentrum der Kraft während aller Kämpfe, von denen im Buch Josua berichtet wird. Zu dem Lager in Gilgal kehrten sie sowohl nach Siegen als auch nach Niederlagen zurück, und von diesem Lager zogen sie zum Kampf aus.

Nach ihrer Beschneidung sprach der HERR zu Josua: „Heute habe ich die Schande Ägyptens von euch abgewälzt. Und man gab diesem Ort den Namen Gilgal (“Abwälzung”) bis auf diesen Tag.” Wir hätten vielleicht erwartet, dass der HERR Israel von der Schande Ägyptens freigesprochen hätte, nachdem er ihre Feinde in die Tiefe des Meeres gestürzt hatte, oder unmittelbar nachdem er sie über den Jordan nach Kanaan gebracht hatte. Nein, er verlangte, dass sie zunächst beschnitten würden.

In Gilgal wälzte der Herr selbst die Schande ab, und Israel stand in dem Segen vor ihm, womit er sie gesegnet hatte. Der Pharao hatte gesagt, dass die Wüste sie umschließen würde, wenn sie aus Ägypten ausgezogen wären. Und tatsächlich hatte es so ausgesehen, als ob sie dort umherirren und sterben würden. Doch jetzt waren sie im Lager in Kanaan vor dem Herrn, seine Armee, sein Volk auf der Erde, entsprechend seinem vollendeten Ratschluss, sein erkauftes Volk, versetzt in sein verheißenes Land und von ihm als von allen umgebenden Völkern für ihn abgesondert gekennzeichnet und als sein Eigentum erklärt.

In unserem Lager sehen wir, was Gott gewirkt hat; und mit dem Werk Gottes vor Augen, werden wir in der Gnade befestigt, die in sich selbst das wichtigste Element christlicher Stärke ist. Gott hat seinen Ratschluss im Hinblick auf seine Erlösten in Christus erfüllt, und hat sie, die aus dem Land der Knechtschaft kamen, in Christus in die himmlischen Örter versetzt. Er hat durch Christus jede einzelne Sache von ihnen entfernt, die sein Auge in ihnen als nicht in Übereinstimmung mit seinen Gedanken gesehen hat, denn sie sind mit Christus gestorben; und er hat sie in Christus völlig in Übereinstimmung mit seinem Gedanken gebracht, denn sie sind mit Christus auferweckt und in Christus versetzt in die himmlischen Örter; und das ist das Lager – der Platz der Kraft für den Christen. Auf welche Weise auch die Welt angeschaut werden mag, in welcher Weise auch das Fleisch, das Prinzip des Bösen, betrachtet werden mag, in Christus, dem Auferstandenen aus den Toten, in Christus, dem zum Himmel Aufgefahrenen, ist die Schande von Gottes erlöstem Volk durch Gott selbst abgewälzt. Er selbst spricht sie frei, denn es war nicht das, was Israel von sich selbst sagte, sondern was der HERR im Blick auf sie verkündete, was Gilgal – das Lager – zu ihrem Platz der Kraft machte.

In Gilgal wurden die zwölf Steine aus dem Jordan als Denkmal aufgerichtet, die nicht nur von der göttlichen Macht sprachen, die das Wasser angehalten hatte, sondern die Israel auch an die Tiefen erinnerte, in denen die Lade des Bundes für sie gestanden hatte.

Und hier wird im Geist der wahre Charakter der Beschneidung von den Heiligen Gottes praktisch ausgeführt. Wahre Tötung des Ichs wird da gefunden, wo man sich aufrichtig in dem Gedächtnis an den Tod Jesu aufhält. Wenn Israel diese Steine sah, würden sie unweigerlich an den Platz denken, wo die Lade für sie gewesen war. Und indem wir den Tod Christi für uns im Gedächtnis behalten, werden wir, die wir mit Christus auferweckt sind, auch praktisch am Ort der Kraft sein. Denn wir können den Feind Gottes nicht überwinden, wenn wir nicht in Unterordnung unter Gott sind. Der Gläubige weiß sehr wohl, dass er, obwohl er in Christus in die himmlischen Örter versetzt ist, doch ohne die Glieder zu töten, die auf der Erde sind, praktisch keine Kraft in seinem täglichen Leben haben kann. Das Bewusstsein unseres Gestorbenseins mit Christus und das Töten unserer Begierden können im täglichen Leben nicht voneinander getrennt werden. Wir sind nicht mehr im Jordan, wir sind herausgenommen, doch das Gedächtnis des Todes Christi muss immer in unseren Herzen bleiben, wenn wir wirklich für ihn leben wollen. Ein Gläubiger mag seine Stellung in Christus aus den Schriften kennen, und trotzdem ein völlig unangemessenes Leben als Christ führen. Doch das wäre nicht der Fall, wenn sein Herz mit dem Tod Christi für ihn beschäftigt wäre, durch den seine Sünden weggetan worden sind, und durch den er zu einem neuen Leben auferweckt ist. Der Apostel sagt: „Was ich aber jetzt lebe, lebe ich durch Glauben, durch den an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat” (Gal 2,20). Immer stand die Erinnerung an die Liebe des sterbenden Jesus vor seiner Seele. Wenn unsere Herzen gleichsam auf dieses Steindenkmal blicken, sagen wir zu uns selbst: „Er ist für uns in den Tod gegangen. Wir sind mit ihm gestorben.” und dann sind wir in der Kraft des Heiligen Geistes befähigt, unseren Stolz und unsere Lebensweise, die wir früher so liebten, in den Tod zu bringen.

Zwei Dinge prägen das Lager in Gilgal: Erstens die zwölf Steine, die aus dem Jordan genommen wurden, das Denkmal des Werkes Gottes, der sie in den verheißenen Besitz gebracht hatte und die Erinnerung an den Platz, wo die Lade festgestanden hatte, und zweitens die Beschneidung, das Zeugnis davon, dass sie als Nation absolut das Volk des HERRN waren. Der Glaube an genau diese beiden Elemente des Segens, über die wir durch diese zwei Bilder belehrt werden, ist Stärke. Erstens ist der Christ in Christus in all die Vorrechte aller geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern eingeführt, und zweitens ist der Christ, einsgemacht mit Christus in seinem Tod, als gefallenes Kind Adams gestorben und begraben und für Gott nicht mehr sichtbar.

Das Lager war für ganz Israel – nicht nur für die Soldaten allein, auch nicht nur für die neuneinhalb Stämme. Es gab nur ein Lager mit seinem Steindenkmal und seiner Beschneidung; und wenn wir unser Lager betrachten, dann freuen wir uns daran, dass dessen herrliche Tatsachen für alle Heiligen gelten, die alle „gesegnet sind mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus” und die alle mit Christus gestorben sind. Ob unser persönlicher Glaube immer an die Gedanken Gottes in Bezug auf unser Gilgal heranreicht, ist eine andere Frage. Doch wenn das Herz des Gläubigen von diesem Lager, dem Ort der Kraft, eingenommen ist, dann wird er ihn zu seinem Zufluchtsort machen, sei es vor dem Sieg oder nach der Niederlage.

Von der Festung der göttlichen Gnade geht der Christ beständig aus, und hierhin muss er immer wieder zurückkehren. Die zwölf Steine und die nicht mit Händen geschehene Beschneidung müssen immer vor seiner Seele stehen. Er muss immer und immer wieder gekräftigt werden durch den Glauben an die Wahrheit, ein Glied am Leib Christi zu sein und durch den Glauben an die Wahrheit, mit Christus gekreuzigt zu sein.

Der gute Streiter Christi ist umgürtet mit göttlichen Tatsachen, er ist im Herzen befestigt durch das Wort Gottes in Bezug auf die wahren Segnungen. Gewalten der Finsternis und geistliche Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern sind die Feinde, und wenn wir im Glauben darin bleiben, dass wir in Christus mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern gesegnet sind, bekämpfen wir den Feind in dem Terrain, das er beansprucht. Den Gürtel zu lockern, heißt Satan einen Vorteil zu gewähren. Geben wir eine einzige Wahrheit auf, die Gott uns gegeben hat? Oder vernachlässigen wir das praktische Töten unserer eigenen Begierden? – Dann wird durch eine solche Kapitulation die geistliche Kraft von uns weichen und der Mut sinken.