„Denn auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet. Darum lasst uns Festfeier halten, nicht mit altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit Ungesäuertem der Lauterkeit und Wahrheit“ (1. Kor 5,7–8).

In Gottes Wegen gibt es weder Zufall noch Versehen. Genau 40 Jahre bevor die Kinder Israel in Gilgal lagerten waren sie noch Sklaven in Ägypten. Gott hatte ihre Reise und den Tag ihres Eintritts in das verheißene Land so arrangiert, dass das erste Fest, das dort gehalten wurde, die Erinnerung an ihre Befreiung war. „Und die Kinder Israel lagerten in Gilgal; und sie feierten das Passah am vierzehnten Tage des Monats, am Abend, in den Ebenen von Jericho.”

Das Passah und das Passahfest sind zwei verschiedene Dinge. Das eine ist die Befreiung selbst, die in Ägypten bewirkt wurde, und das andere ist das Gedächtnis an die Befreiung. Es gab nur ein Passah, während das Passahfest jährlich wiederkehrte. Das Passah war ein für alle Mal; das Fest desselben war in jedem Jahr der Freiheit. Christi Blut ist ein für alle Mal vergossen worden und unsere Erlösung durch sein kostbares Blut ist vollständig, doch das Gedächtnis, das Fest der Erinnerung, ist beständig.

Beim Passah war Israel mit der bevorstehenden Flucht beschäftigt, beim Fest genossen sie in der gewonnenen Freiheit und dachten an das Mittel durch das Gott sie aus der Knechtschaft herausgeführt hatte. Selbst die Haltung der Teilnehmer am Passah unterschied sich von der Haltung derer, die am Fest teilnahmen. In einem Fall aßen sie stehend, mit gegürteten Lenden, bereit für den Abmarsch, mit Schuhen an den Füßen und dem Stab in der Hand und in Eile. In dem anderen Fall aßen sie mit Muße, sich zurücklehnend, mit allen äußeren Anzeichen von Ruhe und Segen erfüllter Verheißungen. Sie waren im Land, ihre Hoffnungen waren Wirklichkeit geworden, und mit Freude nahmen sie an dem Fest teil. Der Charakter des Passahfestes war eindeutig der eines erlösten Volkes in dem Genuss ihrer Ruhe. Das war zumindest der Charakter des Festes gemäß den Gebräuchen Israels in Kanaan in späteren Tagen; und wir können viel davon lernen.

Da war kein verderbender Engel, vor dem man Schutz benötigte, kein Besprengen von Türpfosten und Türsturz mit Blut, denn das war ein für alle Mal geschehen, kein Gedanke an eine zukünftige Erlösung oder an eine Erlösung als ein fortschreitendes Werk, das noch im Gange ist; stattdessen war da der Genuss des Segens, kraft einer vollbrachten Erlösung im Land der Verheißung zu sein. Christus, unser Passah, ist für uns geschlachtet, lasst uns deshalb Festfeier halten, und lasst sie uns so halten, wie es denen geziemt, die in der Fülle des Segens in Christus in den himmlischen Örtern sind.

Bevor Israel das Fest in den Ebenen Jerichos feierte, hatten sie es bereits im zweiten Jahr ihrer Wüstenreise gefeiert. „Und sie feierten das Passah im ersten Monat, am vierzehnten Tage des Monats, zwischen den zwei Abenden, in der Wüste Sinai; nach allem was der Herr dem Mose geboten hatte, also taten die Kinder Israel” (4. Mo 9,5). Das war das einzige Passahfest, das in der Wüste erwähnt wird; nirgendwo wird von einem weiteren berichtet. Und wenn wir den permanenten Unglauben des Volkes bedenken, sind wir in der Tat nicht überrascht, denn welchen moralischen Wert hätte eine Erinnerung an die Befreiung gehabt, wenn die Befreiung angezweifelt wurde? Eine Befreiung von einem Tod zum nächsten wäre der blanke Hohn; doch wenn man dem Murren Israels glaubte, dann war die Befreiung aus Ägypten, die Gott für sein Volk bewirkt hatte, nur damit sie in der Wüste umkämen.

Wir können uns nicht an etwas erinnern, das wir gar nicht kennen. Wir können nicht des Todes Christ für uns gedenken, bevor wir nicht wissen, dass er für uns gestorben ist. Wenn wir bezweifeln, dass er für uns gestorben ist und die Ergebnisse seines Todes infrage stellen, dann ist keine Erinnerung an ihn und keine Festfeier möglich. Israel glaubte Gott nicht, sie sagten, er könne sie nicht ins Land Kanaan bringen. Wäre das wirklich so, dann wäre das Passah in Ägypten ohne Wirkung gewesen, denn er führte sie aus Ägypten heraus, um sie nach Kanaan zu bringen, wie es sogar das Lied am Roten Meer bezeugte: „Du hast durch deine Güte geleitet das Volk, das du erlöst, hast es durch deine Stärke geführt zu deiner heiligen Wohnung” (2. Mo 15,13). Im Unglauben konnte das Volk das Fest nicht halten. Und sie taten es auch nicht, bis sie in Kanaan ankamen, wo ihr Unglaube, die Heimat nicht zu erreichen, dadurch vertrieben wurde, dass sie zuhause waren.

Ein Gläubiger, der nur glaubt, dass das Blut Christi ihn aus der Welt herausgerettet hat, und dort stehen bleibt, indem er sagt: „Ich werde die Herrlichkeit nie erreichen”, oder: „Ich benötige dafür ein neues Passah”, stellt den Wert des Blutes Christi und die Wirksamkeit des Opfers und die gewaltigen Ergebnisse dieses Werkes infrage. Christus ist „gestorben, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führe”, nicht damit wir unterwegs verloren gehen.

In dem Passahfest in der Wüste und in dem Passahfest in Kanaan haben wir ein zweifaches Zeugnis unserer Freude in Christus, dessen Blut uns erlöst hat. Wir dürfen sagen: „Wir sind errettet vom Zorn und werden die Herrlichkeit erreichen”, oder: „Wir sind gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus.” Gottes Liebe ist der Ursprung und das kostbare Blut die Grundlage jeder unserer Segnungen. Wie wir uns auch betrachten, ob in der Wüste oder in den himmlischen Örtern, unsere Freude ist die Liebe Christi, der für uns starb. Sein Tod ist und bleibt für immer der Auftakt unseres Lobgesangs.

Sein Opfer ist die Grundlage jeder Segnung. Gott hat in Liebe die Grundlage gelegt, und die Liebe, die Jesus ans Kreuz brachte, ist die Quelle des Liedes der Erlösung. Das Bewusstsein, und das durch den Geist bewirkte freudige Erleben der Fülle der Segnungen in Christus führt dazu, dass der erste und ewige Gegenstand der Beschäftigung unserer Herzen die Liebe Christi ist.

Wir finden uns selbst in der Position wieder, die uns in diesem Teil des Buches Josua beschreiben wird. Wir befinden uns in der Gegenwart von Feinden in der Ebene Jerichos und der Kampf für den auferstandenen Christus liegt vor uns. Unsere Stärke bekommen wir durch das Bewusstsein der Liebe des Herrn Jesus, der für uns starb. Je mehr wir durch den Geist über die Wahrheit Gottes in Bezug auf unsere himmlischen Segnungen in Christus belehrt sind, umso tiefer werden wir seinen Tod für uns wertschätzen. Daher ist das Passahfest in jeder Hinsicht das erste Fest in Kanaan. Es ist das erste und das immerwährende. Es ist das erste in der Seele des Gläubigen und es sollte immer das Fest seiner Seele bleiben. Israels Eintritt in das Land Kanaan, von Gott zeitlich so festgelegt, dass er genau am 14 Tag des Monats Abib stattfand, damit sie an jenem Abend das Passahfest feiern konnten, appelliert an unsere Herzen, uns mehr und mehr an unserer Erlöser und an unserem Erlöser zu erfreuen. Das wahre Halten dieses Festes ist die Vorbereitung der Seele für den Kampf gegen Jericho. Möge die Freude an der Liebe Christi, der für uns starb, unser aller Teil sein.