„Und das Man hörte auf am anderen Tag, als sie von dem Erzeugnis des Landes aßen, und es gab für die Kinder Israel kein Man mehr; und sie aßen von dem Ertrag des Landes Kanaan in jenem Jahr“ (Josua 5,12).

„. . . wer mich isst, der wird auch leben meinetwegen. Dies ist das Brot, das aus dem Himmel herniedergekommen ist“ (Joh 6,57–58).

Manna war die Speise Israels in der Wüste. Es war die Versorgung Gottes für die Zeit ihrer Wanderschaft: „Und die Kinder Israel aßen das Man vierzig Jahre, bis sie in ein bewohntes Land kamen; sie aßen das Man, bis sie an die Grenze des Landes Kanaan kamen” (2. Mo 16,35). Morgen für Morgen fiel es herab und sie sammelten es in der Frühe und nach dem Maß ihres Essens. Es lag dort um das Lager herum, wo der Tau des Himmels gewesen war. „Und die Tauschicht stieg auf, und siehe, da lag es auf der Fläche der Wüste fein, körnig” (Vers 14). Die dürre Wüste empfing auf ihrer Fläche den Tau, und wo die Feuchtigkeit, die sich unsichtbar gesammelt hatte und herabgefallen war, auf der Erde lag, da verteilte Gott die Speise der Starken für die Menschen – „Brot vom Himmel hast du ihnen gegeben”. Der Geist Gottes, durch den uns Christus vorgestellt wird, und Christus selbst als unsere Speise stehen hier vor uns. „Denn das Brot Gottes ist der, der aus dem Himmel herniederkommt” (Joh 6,33), und wir finden ihn gleichsam dort, wo der Heilige Geist ihn uns vorstellt. Die Speise des Christen auf seiner Reise durch die Wüste ist nicht von der Erde, sondern vom und aus dem Himmel. Unsere geistliche Nahrung muss Tag für Tag fleißig gesammelt werden, frühmorgens, bevor die Sonne aufgeht und unser Tagewerk beginnt.

In der Wüste sammelte Israel das Manna entsprechend ihrer jeweiligen Bedürfnisse. Der Herr versorgte sie in dem Maß, wie sie es wünschten. Genauso empfangen auch wir von Christus. Wir hungern und finden in Christus die Nahrung für unseren täglichen Bedarf, und jedes Mal empfängt die fleißige Hand, empfängt der frühe Sucher einen besonderen Segen. „Und die Kinder Israel taten also und sammelten, der viel und der wenig”, sie sammelten nicht nach dem Überfluss der göttlichen Versorgung, sondern „sie hatten gesammelt, ein jeder nach dem Maße seines Essens” (2. Mo 16,17–18). Wie wahr ist dieses Prinzip bezüglich des Hungers der Seele, denn wie unterschiedlich ist der Appetit an den himmlischen Dingen im Volk Gottes. Manche finden, dass eine halbe Stunde über dem Wort Gottes eine lange Zeit ist, andere sinnen Tag und Nacht darüber nach. Doch obwohl das bei uns so ist, war das Manna, wenn es gemessen wurde, „ein Gomer für den Kopf“ – jeder hatte genug, jedes Bedürfnis war völlig gestillt, denn das Maß war die Befriedigung des Bedürfnisses jedes Einzelnen.

In Kanaan aß Israel das Korn des Landes, die einheimische Speise Kanaans – die unerschöpfliche Lieferung, wenn wir uns so ausdrücken dürfen, des verheißenen Erbteils. Wie das Manna ist auch das Korn des Landes ein Bild von Christus, der Speise für sein Volk. Doch in dem Korn des Landes haben wir die beständige Versorgung des Himmels vor uns, Christus, auferstanden aus den Toten, und die Versorgung bemisst sich nicht an dem Bedürfnis des hungernden Gläubigen auf der Erde, sondern an ihm selbst in seiner unerschöpflichen Fülle. In den vier Evangelien sehen wir Christus als das Manna, Jesus auf der Erde, wie er inmitten der Menschen lebte; in den Schriften, die ihn als den verherrlichten und aufgefahrenen Sohn Gottes beschreiben, sehen wir ihn als das Korn des Landes. Es ist immer derselbe Jesus, in einem Fall in unsere Bedürfnisse herabkommend, in dem anderen in der Herrlichkeit Gottes.

Das Maß des Mannas, das in der Wüste herabfiel, entsprach den täglichen Bedürfnissen Israels; jeden Tag gab es für jeden in der ganzen Volksmenge genug und kein Einziger wurde in der göttlichen Berechnung vergessen. Gott zählte sein Volk in seiner liebevollen Fürsorge und versorgte sie jeden Morgen entsprechend ihrer Zahl. Das ist ein höchst bewegender Gedanke. Jeder einzelne Gläubige, wie groß der Hunger seiner Seele auch sein mag, muss nur zu Christus gehen; kleine Kinder, ältere Gläubige – allen gilt dieses kostbare Wort: „Wir zu mir kommt wird niemals hungern” (Joh 6,35). Das Maß des Korns des Landes entsprach der Fülle des Landes selbst, des Honigs, des Weizens, Öls und Weins, aller Erzeugnisse Kanaans. Wenn wir verstehen, was Christus in sich selbst als das Korn des Landes ist, treten unsere Herzen in ein Meer unermesslicher Fülle und Segnungen ein. Nicht unsere Bedürfnisse, sondern seine Fülle stehen vor uns. Christus, auferstanden aus der Toten, ist unser Teil. Lasst uns danach streben, ihn zu erkennen, wie er ist. Und je mehr wir von ihm erfassen, desto mehr werden wir sehen, wie viel wir noch nicht erfasst haben; seine Herrlichkeiten, seine Gnade, seine Liebe sind unerschöpflich.

Christus als das Korn des Landes zu kennen und uns von seiner unerschöpflichen Fülle zu nähren, wird uns keineswegs den Eifer rauben, für unseren immer wiederkehrenden Bedarf täglich nach ihm zu forschen. Auch wenn das Manna für Israel aufhörte, als sie von dem Korn des Landes aßen, hört es für uns doch niemals auf, solange wir noch auf der Erde sind. Wir brauchen ihn jeden Tag und jede Stunde, am Ende unserer Reise genauso wie am Anfang. Geistlich befinden wir uns sowohl in der Wüste als auch in Kanaan. Wir sind Genossen der himmlischen Berufung auf der Erde und wir sind in Christus in die himmlischen Örter versetzt. Der Genuss der Segnungen Gottes für uns in den himmlischen Örtern in Christus vermehrt das Bewusstsein seiner Segnungen für uns in der Wüste. Keine Gnade verdrängt die andere und keine göttliche Gunsterweisung beeinträchtigt die andere. Alle Wege Gottes sind vollkommen, und jede Erweisung der Gnade Gottes verleiht dieser Gnade Glanz. Ein Gläubiger, der die eine Herrlichkeit der Gunst Gottes gegen eine andere stellt, gleicht einem Mann, der in einer klaren Nacht den ganzen herrlichen Sternenhimmel über sich betrachtet und dann die Schönheit mancher Sterne verachtet, weil sie sich an Herrlichkeit von anderen unterscheiden.

Nur wenige Tage hatte Israel noch die Speise der Wüste in Kanaan, doch als sie die Ernte des Landes genossen, hörte das Manna auf. Wenn wir die Herrlichkeit erreichen, werden wir die tägliche Unterstützung der Gnade nicht mehr nötig haben, denn wir werden bei Christus sein. Wir werden ihn sehen wie er ist. Wir werden ihn im Himmel erfassen. Unerschöpfliche Segnungen werden wir auf ewig besitzen. Seine Fülle wird unser nie endendes Teil sein; wir werden für immer befriedigt sein und werden für immer unsere Freude in ihm finden.