Josua 6,6–21

„Indem ihr erwartet und beschleunigt die Ankunft des Tages Gottes“ (2. Pet 3,12).

Unmittelbar nach dem Befehl des Obersten des Heeres des Herrn setzt sich Israel als Armee Gottes in Bewegung. Bis zu diesem Punkt beschreibt das Buch Josua das Werk Gottes, der Israel in das Land Kanaan bringt und sie mit Speise versorgt, um sie auf ihren aktiven Kriegsdienst vorzubereiten. Die Befestigung des Christen in der Gnade muss also unbedingt vorausgehen, wenn er ein erfolgreicher Kämpfer Christi sein will. Der Gläubige muss in dem Werk Gottes ruhen und Gott muss ungehindert in ihm wirken können, bevor der Kämpfer Christi fähig ist, für ihn zu kämpfen. Ein Kind Gottes, das seine Sohnschaft anzweifelt oder mit inneren geistlichen Anfechtungen zu kämpfen hat, kann kein erfolgreicher Kämpfer für Christus sein. Er mag die Uniform tragen, aber er ist unfähig, das Schwert des Geistes zu führen, das Gottes Wort ist, und es in der Kraft des Herrn zu gebrauchen, denn solange wie das Ich die Seele noch belastet, ist offensive Kriegsführung nicht möglich. „Denn das Gute, das ich will, übe ich nicht aus, sondern das Böse, das ich nicht will, dieses tue ich”, lautet der innere Kampf, um frei zu werden. Es ist der Beweis, dass die Stellung in christlicher Freiheit, ohne die der geistliche Kampf nicht geführt werden kann, noch nicht genossen wird.

Wenn die christliche Freiheit durch Gnade als eine Tatsache für den Glauben gekannt wird, ist außerdem ein heiliges Leben nötig, um im geistlichen Kampf zu bestehen. Ein rechter Zustand vor Gott ist genauso erforderlich, wie das Vertrauen darauf, in Christus gesegnet zu sein. Unterordnung unter Gott und Gehorsam gegenüber den Schriften  sind Notwendigkeiten für wahre christliche Kampfführung. Wir müssen mit Gott wandeln, wenn wir für Gott kämpfen wollen. Stellt euch vor, der Geist, der in uns wohnt müsste mit uns kämpfen, weil unsere Wege Gott nicht gefallen. Könnten wir in dem Moment wirklich für Gott streiten? Unmöglich. Es mag in einem solchen Fall den Anschein erwecken, ein wahrer Kampf zu sein, aber es hat eben nur den Anschein. Christliches Kämpfertum erfordert sowohl Glauben an das, was Gott für uns gewirkt hat, als auch die Bereitschaft, Gott in uns wirken zu lassen.

Sowohl die Segnungen des Gläubigen in Christus, als auch ein gesunder Zustand der Seele des Christen, wie es in den Bildern und Symbolen dieses Buches zu sehen ist, sind Voraussetzungen für die aktive Kriegführung, die jetzt vor uns kommt. Die Überquerung des Jordan zeigte uns im Bild dein Eintritt des Gläubigen in die himmlischen Örter, und Gilgal ist ein Vorbild seiner wahren Stellung der Freiheit, während die Teilnahme an dem Passahmahl, an dem ungesäuerten Brot und dem Getreide des Landes das Genährtsein von Christus verkündet. Und auf diese herrlichen Tatsachen folgten die Vision von dem gezückten Schwert und die Befehle bezüglich der Einnahme Jerichos.

Es scheint so als hätte Josua die Befehle, die er von dem Obersten des Heeres des Herrn empfangen hatte, unmittelbar an Israel weitergegeben. Der Glaube lebt im Gleichgewicht von Energie und Geduld, denn der Glaube führt einfach die Gedanken Gottes aus. Den Priestern wurde befohlen: „Nehmt die Lade des Bundes auf”, und den bewaffneten Männern: „Geht hin und umzieht die Stadt; und die Gerüsteten sollen vor der Lade des Herrn hergehen.”

Kämpfer Christi, unseres Herrn im Himmel! Lasst uns unsere Seelen im Glauben anfachen. Der Herr hat den Sieg verheißen, wie er ihn Israel verhieß. Sie glaubten ihm. „Durch Glauben fielen die Mauern Jerichos.” Der Glaube erfasst die Stärke Gottes: „dem Glaubenden ist alles möglich.” Möge der Kämpfer Christi auf den Befehl seines Herrn für ihn in den Kampf ziehen, und möge er sich des Sieges so gewiss sein, wie Israel es war, vor denen die massiven Mauern Jerichos zusammenstürzten.

Kämpfer Christi, fache die Seele zu mehr Mut an! Christlicher Mut beeindruckt Feinde mehr als irgendetwas anderes. Mut ist der erstgeborene Sohn des Glaubens. Lasst uns unsere Seelen auch zu mehr Härte anfachen. Krieger kämpfen nicht auf Federbetten, auch nicht bequem auf Sesseln ausgestreckt, und der christliche Kämpfer muss mit Härte rechnen. Außerdem soll er sich nicht in die Beschäftigungen des Lebens verwickeln, damit er dem gefalle, der ihn angeworben hat. Die alltäglichen Pflichten müssen ehrlich ausgeführt werden, aber wir sollen uns nicht in ihnen verstricken. Es gibt viele „Verpflichtungen“, wie sie genannt werden, die eigentlich Verstrickungen sind, und die ein Christ, der für Christus eifert, lernt zu verwerfen. Er kann es sich nicht leisten, in den wenigen Stunden des aktiven Dienstes, zu dem er auf der Erde berufen ist von Dingen vereinnahmt zu werden, die einst seine Gedanken und Zeit in Anspruch genommen haben. Wie der Wettläufer legt er jede Bürde ab. Bürden und Verstrickungen sind ernste Hindernisse für christlichen Dienst. Alles, was die Gedanken beschäftigt hält, unter Ausschluss der Interessen Christi, sollte mit Argwohn betrachtet werden.

Im christlichen Kampf gehen die bewaffneten Männer immer voran an der Front, und die versammelte Menge geht hinterher. Gott hat immer seine Frontmänner – Männer, die in der Lage sind, das Schwert des Geistes zu gebrauchen, welches das Wort Gottes ist.

Ein guter Soldat liebt seinen Beruf, und ein wahrer christlicher Soldat liebt den christlichen Kampf, es ist seine Freude, Strapazen und Müdigkeit auf sich zu nehmen. Er genießt, was Federbett-Christen als selbstverschuldete Strafe oder als unnötige Schwierigkeiten ansehen. Vorwärts, immer vorwärts, ist sein Ruf. Es ist keine Belastung für ihn, sondern sein glücklicher Dienst, sich zu verwenden und für seinen Herrn verwendet zu werden, es ist die Freude des Himmels für ihn, wenn Sünder für Christus gefangen werden, wenn Seelen, die durch Satan gebunden sind, gelöst werden, und sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Gewalt des Satans zu Gott. Faulheit und Bequemlichkeit sind dem eine Not, der durch ewige Perspektiven angespornt, durch den Heiligen Geist angetrieben, und von der Liebe Christi gedrängt wird. „Weh mir, wenn ich nicht das Evangelium predige“, lautet seine Antwort auf die unzähligen Bemühungen, seine Begeisterung zu dämpfen und seinen Eifer zum Erlöschen zu bringen. Ewigkeit, Ewigkeit, flüstert er sich selbst zu, wenn sein müder Körper den Befehlen seiner Seele nicht mehr gehorchen will. Ein solcher Geist kennzeichnet die Frontmänner. Möge Gott die Soldaten Christ an die Front bringen und möge vor allem der junge Christ, der diese Zeilen liest, von den Perspektiven der Ewigkeit angespornt werden, und die gesamte Zeit seines kurzen Lebens mit heiligem Eifer erfüllt sein.

Erwartungen sind der Spross des Glaubens. Geringe Erwartungen werden von kleinem Glauben geboren, aber wo Gott vor der Seele ist, da ist auch die Erwartung des Segens groß und es wird ein Ergebnis folgen. Wir sagen nicht, dass das Ergebnis immer unmittelbar sichtbar ist, aber für Gott zu arbeiten, ohne Segen von ihm zu erwarten, ist wie das Aussäen von Samen, ohne nach der Ernte auszuschauen oder wie der Beschuss einer Festung ohne die Hoffnung, sie zu treffen.

Eine Armee ohne den Glauben an ihre Führer wird sicher besiegt werden. Ohne den Glauben an ihren Herrn, schlagen Christi Soldaten keine gute Schlacht. Wehe der sinnlosen, ziellosen, selbstzufriedenen Routine, die den Namen trägt, für Gott zu kämpfen! Eine Parade ist keine Kriegsführung. Das ungeschulte Auge kann beides für das Gleiche halten, aber wenn Menschen verwundet fallen und um Gnade flehen, dann wissen wir, dass das nicht die Wirkung bloßer menschlicher Energie ist, sondern das Werk Gottes des Heiligen Geistes.

Josua gab seine Befehle nur für einen Tag: „Geht hin und umzieht die Stadt; und die Gerüsteten sollen vor der Lade des Herrn hergehen.“ So geschieht jedes Werk des Glaubens von Tag zu Tag, Schritt für Schritt; und das ist die einzig wahre und glückselige Weise für Gott zu leben. In der glücklichen Zufriedenheit, Gott gehorcht zu haben, endete Israels erster Tag, ein Trost, den wir jeden Tag erleben dürfen, darauf können wir vertrauen, und über den Rest mögen die Männer von Jericho denken, was sie wollen.

Früh am Morgen des zweiten Tages machte sich Josua auf, und die Priester trugen die Lade des Herrn. Eine neue Wahrheit wird nun vorgestellt, und zwar eine, die von praktischer Bedeutung ist. Die sieben Priester „gingen fort und fort und stießen in die Posaunen.“ Kein Laut kam den Israeliten über die Lippen, und das einzige Geräusch, das die Armee abgab, war das ständige Stapfen von den vielen Füßen und das laute und durchdringende Blasen der Posaunen – die großen Heroldsklänge des Reiches Gottes. Wir können davon ausgehen, dass eine solche Art der Kriegführung,  dieses ständige Posaunen, für die Männer von Jericho, die eingeschlossen und sicher hinter ihrer Verteidigung waren, eine genauso vollendete Torheit gewesen sein muss,  wie die Freude des Evangeliums für die ungläubigen Welt. Eine riesige Armee, die sich damit begnügte um die starke Stadt zu marschieren, und die ganze Zeit diese freudigen Töne auszustoßen, war für  Auge und Ohr Fanatismus. Kein Aufschütten von Hügeln, kein Bau von Rammböcken, keine Sturmleitern, nichts als die Hall-Posaunen! Und was diese Töne bedeuteten, wussten die Männer von Jericho genauso wenig wie die Welt heute die Freude des angenehmen Jahres des Herrn und des kommenden Reiches Christi versteht.

Die Töne unserer Hall-Posaunen sind wie die von Israel wenig und einfach: „Christus kommt!“ „Christus kommt!“ Aber es sind Freudentöne, Ausdruck aufrichtiger Herzen,  die auf den Herrn und seine Rückkehr warten. Lasst den Weltmenschen ihre großen Mauern des Unglaubens und des Aberglaubens, lasst sie sich rühmen in ihren Verbesserungen und Entwicklungen; Christus kommt! Lasst die Logiker sagen:  „Seit die Väter entschlafen sind, sind alle Dinge, wie sie waren.“ Christus kommt! Lasst die Spötter rufen: „Fanatismus!“ Die lebendige Antwort des Christen auf alle Argumente des Unglaubens seien diese Töne der Liebe und Freude: Christus kommt!

Die Priester – die Männer, deren Dienst auf dieser Erde die Anbetung des Herrn war – bliesen die Posaunen. So kommen die freudigen Klänge von anbetenden Seelen. Die Lehre des Kommens Christi mag in den Köpfen existieren, aber Freude an seinem Kommen entsteht nur, wenn die Liebe Christi dem Herzen kostbar ist. Dann ist es ein echtes Zeugnis. Das Zeugnis Israels an Jericho war ein langer jubelnder Ton, durch die ständig weitermarschierenden Priester. Von der Kraft, die in wahrem christlichen Mut liegt, hatten wir bereits gesprochen, aber wahre christliche Freude ist ein fast ebenso großes Zeugnis der Gegenwart Gottes. Israel konnte nicht anders als am Roten Meer ihr Freudenlied zu singen. Sie waren frei, ihre Ketten waren weg, und ihre Ängste wurden mit ihren Unterdrückern in den tiefen Wassern ihrer Befreiung begraben. Genauso wenig kann sich die Seele, die in das Bewusstsein der vollkommenen Erlösung in Christus gebracht ist, der Freude enthalten. Und es ist eine gesunde Sache für ältere Christen, ihre Jugend mit Singen für den Herrn, der hoch erhaben ist, in Begleitung solcher zu erneuern, die erst gerade durch die Gnade zu Gott gebracht worden sind. So wie die Steifheit und das Mit-sich-selbst-Beschäftigtsein des Alters in Anwesenheit der einfältigen Freude von Kindern dahinschmelzen,  so verschwinden Dürre und Kälte in älteren Christen angesichts der Freude, die Gott dem neugeborenen Kind in Christus gibt. Traurig aber wahr, dass Israels Lied am Roten Meer im Murren der Wüste unterging, aber die ganzen 7 Tage lang – die ganze Zeit der Umrundung Jerichos – verebbten und endeten die Freudenklänge der Hall-Posaunen nicht.

Dieser freudige Klang war nicht nur ein Lied der eigenen Freiheit, sondern das beständige Zeugnis, dass die Mächte des Bösen bald gestürzt werden würden, und dass das Reich Gottes kommen würde. Der Gehorsam der stillen Menge und der ständige Klang der Posaunen, die das angenehme Jahr des Herrn verkündeten, bieten sehr lehrreichen Anschauungsunterricht für christliche Soldaten. Israel überwältigte Jericho durch das Blasen der Posaunen.

Der siebte Tag war durch besonderen Eifer und siebenfache Energie geprägt. „Und es geschah am siebten Tage, da machten sie sich früh auf, beim Aufgang der Morgenröte, und umzogen die Stadt nach dieser Weise siebenmal; nur an diesem Tag umzogen sie die Stadt siebenmal.“ Es besteht kein Zweifel daran, dass diese Szene an das Ende erinnert, an die Zukunft Israels und das Welt-Reich unseres Herrn. Sie führt uns bis zu den Begebenheiten der Offenbarung des Johannes – bis zu dem nahen Ende. Aber mit dieser Perspektive können wir unsere Seelen zu neuem Eifer und frischem Ausharren anspornen. Ausharren ist der Stempel auf der Art und Weise der Kriegführung Israels – jenes Ausharren, das abwartet, bis Gottes Zeit des Sieges kommt. „Ausdauer“ ist ein Wort, das sich jeder Christ auf seine Fahne schreiben sollte. Eine siebenfache, eine vollkommene Erprobung des Glaubens liegt für die Soldaten Christi auf dem Weg des Gehorsams, und je näher der Tag, desto größer die Notwendigkeit ernsthafter Arbeit für den Herrn. Je näher das Ende, desto mehr Fleiß ist gefordert.

Die Macht Satans muss in von Gott gegebener Kraft überwunden werden, und wie stark auch der Eifer der Gläubigen sein mag, das Gebet bleibt doch eine ständige Notwendigkeit. „Zu aller Zeit betend mit allem Gebet und Flehen im Geist, und eben hierzu wachend mit allem Ausharren“ (Eph 6,18) lautet der Befehl Gottes an die Soldaten Christi.

Der Ruf des Sieges wird bald zu hören sein! Der Herr gibt den Befehl, und dann werden die Verteidigungen des Bösen vor ihm fallen. Wenn die Menschen sagen werden: „Frieden und Sicherheit“, dann kommt ein plötzliches Verderben über sie. In der Erwartung dieses Tages, gehe vor ihm „ein jeder gerade vor sich“, denn unter den Kämpfern Jesu Christi gibt es zu viele, die einfach den Führern folgen und zu wenige, die einfach dem Herrn gehorchen. Alle tummeln sich auf den Spuren der Anderen, es fehlt der Edelmut der Indvidualität, nur wenige wagen es, dem Hohn zu trotzen, als eigenartig zu gelten, indem man einfach die eigene Pflicht in Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes tut.