Vor vielen Tieren braucht sich der Mensch nicht zu fürchten, aber Löwen und Schlangen nötigen ihm großen Respekt ab. Der Löwe durch seine unbändige Kraft und die Schlange durch ihr gefährliches Gift. Der Löwe ist als Gefahr relativ leicht zu erkennen, aber wenn er einmal zupacken will, hat man schlechte Karten. Ihm zu entkommen, ist kaum möglich. Bei einer Schlange wäre das leichter – aber man bemerkt sie eben kaum. Und gerade darin liegt die tödliche Gefahr …

Der Teufel wird als Löwe und als Schlange in der Schrift bezeichnet (1. Petrus 5,8; 2. Korinther 11,2, Offenbarung 12). In dem Charakter des Löwen sehen wir den Teufel, der durch Leiden Christen mürbe machen möchte; bei der Schlange denken wir an seine listige Verführung.

Mir scheint, dass der „brüllende Löwe“ notorisch unterschätzt wird. Das mag daran liegen, dass wir nur Löwen kennen, die apathisch in einem Käfig dösen und ihnen noch nie in freier Wildbahn begegnet sind. Das mag noch viel mehr daran liegen, dass wir die Leiden durch Verfolgung kaum erlebt haben. Und so sagt man vielleicht etwas unbedacht: „Wenn der Teufel frontal als brüllender Löwe angreift, bemerken wir das sehr rasch. Und die Leiden, die die Folge davon sind, lassen Christen nur näher zusammenrücken und entfachen neue Hingabe in ihren Herzen. Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche. Leidenszeiten sind Segenszeiten. Aber was wir fürchten müssen, ist die Schlange. Der Satan in seiner List ist so brandgefährlich. Davor, ja davor, müssen wir auf der Hut sein.“

Der Feind in seiner List ist zweifellos gefährlich. Aber er ist es auch in seiner Brutalität! Das darf man einfach nicht unterschätzen. Der Teufel hat auch als Löwe großen Schaden angerichtet. So hat er durch den Schwert des Islam das Christentum aus manchen Gegenden fast völlig verdrängt (zum Beispiel: Nordafrika). Leiden führen auch nicht zwangsläufig zu Segen. Das hängt von unserer Einstellung und Reaktion darauf ab. Man kann unter dem Druck der Verfolgung leicht einknicken und rasch mutlos werden (1. Thessalonicher 3,3). Der Löwe ist gefährlich!

Sollten wir nicht mehr für Christen beten, die dem Teufel in diesem Charakter begegnen müssen? Das sind unter anderem die Geschwister in Nordkorea. Viele von ihnen wurden in Arbeitslager deportiert, wo sie ihnen gesagt wird, dass sie „Tiere ohne Schwänze“ seien und auch so behandelt werden.

Wer wissen will, wie es in diesen Arbeitslager zugeht, kann das Buch „Lasst mich eure Stimme sein“ von Soon O. Lee lesen. In diesem erschütternden Bericht beschreibt eine Frau ungeschönt ihre Qualen, die sie dort erleben musste. Da sie sich erst nach der Zeit im Lager hat, spielt das Geistliche in diesem Buch zwar kaum eine Rolle. Aber als Information ist es hilfreich und führt sicher dahin, der Gefangenen wieder mehr zu gedenken (Hebräer 13,3).