„Denn von euch ist das Wort des Herrn erschollen, nicht allein in Mazedonien und Achaja, sondern an jedem Ort ist euer Glaube an Gott ausgebreitet worden, so dass wir nicht nötig haben, etwas zu sagen“ (Vers 8)

In diesem Vers wird nun den Thessalonichern ein zweifaches Zeugnis ausgestellt. Ihr Wort war erschollen, und ihr Glaube an Gott war ausgebreitet worden. Sie hatten von ihrem Glauben gesprochen und ihn auch gleichzeitig in ihrer Praxis des täglichen Lebens ausgelebt. Wenn diese beiden Seiten nicht miteinander harmonieren, wird unser Zeugnis im Reden unglaubwürdig durch unser Verhalten. Mit diesem Verhalten ähneln die Thessalonicher dem Paulus selbst, denn Vers 8 ist in gewisser Weise ein Spiegelbild von Vers 5; er war gekommen im Wort und sie wussten, was er unter ihnen gewesen war, hatten sein Leben gesehen.

Mit Glauben ist hier aber nicht nur die Glaubenspraxis gemeint, sondern auch der Glaubensinhalt. An dem Verhalten der Thessalonicher, die auf einmal überhaupt nichts mehr mit dem Götzendienst zu tun hatten, war auch abzulesen gewesen, woran sie glaubten. Es ist eine gute Harmonie, wenn man wegen unseres Verhaltens Fragen gestellt bekommt oder ablesen kann, wem wir glauben. Und wenn wir schon nicht den Mut haben, offen und ohne Menschenfurcht über den Herrn zu reden, dann können wir uns wenigstens so verhalten, dass andere uns nach unserem Glauben fragen!

Als Paulus und Barnabas in Antiochien und Pisidien waren, wird eine ganz ähnliche Wirkung der Verkündigung des Wortes beschrieben (Apg 13,48+49). Es ist eine wunderschöne Parallele zu dem, was in Thessalonich geschah. Nicht die Apostel, sonderen andere, die von dem Wort ergriffen worden waren, trugen es weiter, so dass sie selbst gar nicht nötig hatten, darüber zu reden.

Das, was wir in diesen Versen betrachten, erleben wir auch in unseren Tagen noch, wenn wir nur denken an Äthiopien, an Indien, an China und andere Länder Ostasiens. Gerade in den Ländern, wo Verfolgung und Drangsal ist, wie es auch in Thessalonich der Fall war. Wir leben hier in Ländern, wo über 1000 Jahre das Christentum geherrscht hat, und wo man sich jetzt davon abwendet. Gottes Wort hat darüber ein klares Urteil in 2. Pet 2,21. Wir leben hier in Europa und in der westlichen Welt in der Zeit des beginnenden Abfalls vom Christentum, wir können die Schatten der Apostasie schon spüren – wie beschämend für uns!

„Denn sie selbst berichten uns, welchen Eingang wir bei euch hatten und wie ihr euch von den Götzenbildern zu Gott bekehrt habt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen“ (Vers 9)

Scheinbar hatte der Apostel da, wo er sich jetzt in Achaja befand, gepredigt, und dann hatten diese Menschen, denen er dort das Wort verkündigte, ihm berichtet, dass sie schon von dem gehört hatten, was in Thessalonich geschehen war. Vielleicht wollte er ihnen etwas über die Bekehrung von  den Götzenbildern zu Gott sagen, und dann erzählten sie ihm, dass sie das schon von den Gläubigen aus Thessalonich erfahren hatten. Was für eine Ermunterung, wenn ein Diener so erleben darf, was für eine Frucht sein Dienst hervorgebracht hat.

Nach dem Sündenfall wurde der Mensch ein Spielball seiner eigenen Lüste und Begierden. Und das menschliche Herz benötigt einen Gegenstand, mit dem es sich beschäftigen kann. Dieser Gegenstand zieht den Menschen entweder nach oben oder nach unten. Wenn dieser Gegenstand für sein Herz unter ihm steht, dann erniedrigt sich der Mensch gleichsam unter sich selbst auf die Stufe eines Tieres (vgl. Röm 1 + 2). Wenn aber dieser Gegenstand für sein Herz über ihm steht, sich aber zwischen Gott und den Menschen stellt, dann wird dieser Gegenstand ihm zu einem Götzen.

Gott gibt im Christentum dem Menschen einen Gegenstand – Gott selbst, offenbart in Seinem Sohn. Er will nun der Gegenstand unserer Zuneigung und Wertschätzung sein. Er ist es, der uns errettet von dem kommenden Zorn, und den wir aus den Himmeln erwarten.

Diese Verse zeigen uns den kompletten Weg eines Christen, den Charakter wahren Christentums, gleichzeitig aber auch die kürzeste Beschreibung des Christentums in der ganzen Bibel. In Vers 3 hatten wir mehr die inneren Züge wahren Lebens in Christus, hier haben wir nun einen etwas größeren Punkt. Es fängt an mit der Bekehrung, ohne Bekehrung ist man kein Christ. Dann folgt der Inhalt christlichen Lebens: Gott zu dienen. Und dann folgt der Ausblick auf den kommenden Herrn (Vers 10). Da kommt nicht bloß der Zorn, da kommt auch der Herr – und zwar noch vorher.

Bekehrung ist immer von etwas weg hin zu etwas. Es ist eine Kehrtwende um 180°. Man dreht den Rücken dem zu, was man bisher hatte, und hat nun das Gesicht hin zu Gott gerichtet. Eine Bekehrung ist grundsätzlich zu Gott, nicht zu dem Herrn Jesus. Als Kinder gläubiger Eltern bringt man gerade in jungen Jahren alles mit dem Herrn Jesus in Verbindung, Gott ist uns etwas streng oft. Nur einmal sagt die Heilige Schrift, dass man sich zum Herrn Jesus bekehren soll (Apg 9,35); da waren es Juden, die den Herrn an das Kreuz geheftet hatten, Juden, die unter dem Urteil Gottes standen, und da war es angemessen, dass sie sich nicht schlechthin zu Gott bekehrten, sondern zum Herrn. Es war die Anerkennung dessen, dass dieser Herr HERR ist. Aber im Allgemeinen ist Bekehrung zu Gott gerichtet (z.B. Apg 26,17+18). Es sind zwei Dinge, von denen wir uns weg bekehren müssen: von der Finsternis zum Licht, und aus der Gewalt des Satans zu Gott. In dem Moment unserer Bekehrung haben wir das noch gar nicht erfasst, was Bekehrung alles in sich schloss. Vor unserer Bekehrung haben wir unter der Gewalt Satans gestanden! Der Mensch ist so sehr unter der Gewalt Satans und der Finsternis, dass er sich niemals selbst daraus befreien kann – Gott hat uns daraus errettet (Kol 1,13). Welch ein Unterschied: vorher unter der Gewalt Satans, jetzt unter der Autorität des Herrn Jesus.

Hinsichtlich der christlichen Wahrheiten finden wir die Grundsätze in den Evangelien, die Belehrung darüber in den Briefen, und in der Apostelgeschichte oft praktische Beispiele dafür. Auch in Bezug auf die Bekehrung ist das so, und es gibt wohl keine passendere Begebenheit, als wie sie in der Begebenheit von dem verlorenen Sohn in Lk 15,11 ff. geschildert wird. Bei diesem jüngeren Sohn finden wir sowohl die Sinnesänderung (Buße), man verurteilt sich selbst dabei, als auch die Umkehr (vgl. Apg 3,19), die beide zu einer echten Bekehrung gehören. Bekehrung ist also eine Sache des Herzens, eine innere Sache, und Umkehr eine äußere Sache. Beides ist wichtig. Die Gedanken des jüngeren Sohnes waren zunächst, dass es möglichst weit weg vom Vater am besten sei. Dann aber kam die Sinneränderung, und er dachte, möglichst nahe beim Vater sei es am besten. Und dann kam die innere Umkehr um 180°. Er spricht zu sich selbst und will sich aufmachen zu seinem Vater und will ihm sagen was er getan hat und was er ist. Das nahm er sich in seinem Herzen vor. Aber dann kommt der wichtige Satz, dass er sich auch wirklich aufmachte. Da sehen wir, dass Bekehrung nicht nur eine Sache des Herzens ist, sondern sie wird auch gesehen. Da dreht sich einer um und beginnt, in die andere Richtung zu laufen. Die innere Umkehr ist das, was Gott sieht, und die äußere Umkehr ist das, was von den Menschen gesehen wird. Und das war auch bei den Thessalonichern so: es wurde gesehen, dass sie sich weggewandt hatten von den Götzenbildern und hingewandt hatten zu Gott.

Mit der Ausdrucksweise wie ihr euch bekehrt habt ist nicht nur die Tatsache der Bekehrung als Fakt gemeint, sonst müsste es heißen dass ihr euch bekehrt habt. Es meint über die reine Tatsache hinaus auch noch die Art und Weise wie das geschehen ist. Den Thessalonichern war es wie Schuppen von den Augen gefallen, dass sie bislang der Nichtigkeit und Sklaverei von Götzendienst gefolgt waren. Und vor diesem Hintergrund war die Art und Weise ihrer Bekehrung so radikal, dass sie nun erkennen durften, wem sie glauben und leben und dienen durften. Wenn wir diese Bekehrung richtig verstanden haben, dann ist es eigentlich nur die natürlichste Konsequenz, dass wir uns diesem Gott und diesem Herrn wirklich ausliefern.

Also mit Bekehrung zu Gott fängt das christliche Leben an. Und dann ist es erfüllt mit dem Dienst für den lebendigen und wahren Gott. Ist uns das schon mal groß geworden, dass Gott uns würdigt und es uns schenkt, Ihm zu dienen? Machen wir nicht manchmal ein störrisches Gesicht, wenn es darum geht, irgendetwas für den Herrn zu tun? Wird uns das nicht schnell zu viel? Wir rennen uns die Beine ab für die Dinge der Welt, wir treten ein in Vereine um zu reiten und zu spielen. Hier waren welche, die waren jung bekehrt, und die wussten, was der Inhalt ihres Lebens sein musste! Von den Götzen kamen sie her, da hatten sie nichts mehr mit zu tun, aber dem lebendigen Gott zu dienen – ist das nicht ein gewaltiges Vorrecht? Im Himmel werden wir erkannen, was für ein Vorrecht es war, Seine Interessen hier auf der Erde zu vertreten, nicht meine Interessen, nicht die Interessen der Welt. Wir wollen Ihm dienen, Gott ist es wert und würdig! Gott zu dienen ist ein Dienst voll Würde und voller Vorrechte, aber verbunden auch mit Schmach und Widerstand.

Bei Dienst liegt hier nicht der Schwerpunkt auf Gottesdienst, wie in Heb 9,14. Hier geht es nicht in erster Linie darum, dass wir Gott etwas bringen, sondern dass wir Gott als Sklave dienen in den verschiedensten Aufgaben, die Er uns übertragen hat. Und Hand in Hand mit diesem Dienst für Gott erwarten wir den Herrn Jesus aus den Himmeln (Vers 10). Dienst für Gott und eine lebendige Erwartung bedingen sich übrigens gegenseitig. Das eine ohne das andere ist nicht denkbar. Wenn wir dienen, ohne den Herrn wirklich zu erwarten, fehlt uns die Motivation für den Dienst (Mt 24,48). Und wenn wir nur die Erwartung des Herrn haben, kann das lähmende Auswirkungen haben für den Dienst. Sollen wir überhaupt noch einen Dienst für den Herrn beginnen, da Er ja doch bald kommt? Bruder Darby hat sich diese Frage vor dem Beginn seiner Arbeit an der Synopsis gestellt. Das christliche Leben kommt aus dem Gleichgewicht, wenn nicht beide Seiten ihre volle Bedeutung für uns haben.

Wir haben es mit einem lebendigen Gott zu tun, der im absoluten Gegensatz zu den toten Götzenbildern steht. Und der Ausdruck wahrer Gott betont die Einzigartigkeit Gottes im Gegensatz zu den falschen Göttern. Was einen Götzen kennzeichnet, ist immer Täuschung und Betrug (Jes 44,9–20). Und hinter den Götzen stehen Dämonen, gewaltige Kräfte (1. Kor 10,19+20). Auch heute ist jede Bekehrung eine Abkehr von Götzen, nicht von Götzenbildern wie bei den Heiden, aber die Menschen dieser Welt sind mit ihren Götzen beschäftigt, ob es Fußball ist oder andere Dinge. Und wenn sie sich bekehren, müssen sie die hinter sich lassen.

Ist es denn für Gläubige möglich, noch mit Götzen beschäftigt zu sein? Denken wir nur an Reitvereine, Fußballvereine, Fernsehen usw. Aber auch der Eigenwille wird in Gottes Wort als Götzendienst bezeichnet (1. Sam 15,23). Eigenwille ist der größte Götze unserer Tage, auch in unserer Mitte! „Ich sehe das aber so“; „ich denke aber so darüber“; „ich denke mir nichts dabei“; „ich habe darüber gebetet“; Es wird nicht mehr gefragt, was das Wort dazu sagt, was erfahrene Brüder dazu sagen. Eigenwille, die eigene Meinung nachdrücklich vertreten, erfahren wir das nicht in unseren örtlichen Zeugnissen? Möge der Herr uns davor bewahren! Wir wollen deshalb nie die Mahnung des Apostels Johannes am Ende seines ersten Briefes aus dem Auge verlieren: „Kinder, hütet euch vor den Götzen“ (1. Joh 5,21).

„…und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten, den er aus den Toten auferweckt hat – Jesus, der uns errettet von dem kommenden Zorn“ (Vers 10)

Dadurch, dass die Thessalonicher sich zu dem lebendigen und wahren Gott bekehrt hatten, zogen sie sich die Verachtung der Griechen zu, denn in deren Augen hatte dieser Gott es nicht vermocht, Seinen Sohn vor dem Tod zu bewahren. Und sie zogen sich auch den Spott der Juden zu, in deren Augen dieser in Schwachheit Gekreuzigte niemals der Sohn Gottes sein könnte.

In der Christenheit wird die Erwartung des Sohnes Gottes nicht groß geschätzt oder kaum noch gekannt. Und doch ist die Wiederkunft Christi ein Bestandteil des Evangeliums (Kol 1,5). Wo die Wahrheit von der Ankunft, dem Kommen Christi nicht gepredigt wird, da ist es kein volles Evangelium. Wir erwarten den Sohn dieses lebendigen Gottes (vgl. Mt 16,16), den ewigen Sohn.

Die Thessalonicher hatten von Paulus in der kurzen Zeit, die er bei ihnen gewesen war, gelernt, dass der Herr wiederkommt. Sie werden die Worte des Herrn von Joh 14,1–3 gekannt haben. In diesen Worten sehen wir übrigens völlig zu Recht die Entrückung. Stellen wir uns aber einmal vor, wir hätten keine weiteren Belehrungen und Einzelheiten mehr über das Kommen des Herrn, als diese Worte. Wir wüssten nur, dass Er wiederkommen und uns zu sich in den Himmel nehmen wird. Wenn wir diese Worte mehr beachten würden, bräuchten wir weiter nichts und könnten in aller Ruhe unseren Weg gehen, denn Er hat uns gesagt, dass Er wiederkommen wird. In Seiner Gnade hat Er uns aber mehr gesagt, nämlich z.B. hier in diesem 1.Thessalonicher-Brief. Hier finden wir den Tag des Herrn, die Ankunft des Herrn, mit und für die Seinen, klarer entwickelt. In jedem Kapitel dieses Briefes spricht der Apostel von der Ankunft des Herrn, aber immer von einem anderen Blickwinkel (1. Thes 1,10; 2,19; 3,13; 4,15–17; 5,23), und jedesmal verbindet er es mit den natürlichen Beziehungen und Umständen in diesem Leben. Paulus macht darüber keine akademische Abhandlkung, keine wissenschaftliche Arbeit mit schöner Gliederung und so weiter. Aber er fügt es ein in das normale Leben, und immer wieder verbindet er das mit der Ankunft des Herrn.

Aber auch in Joh 14 hatte der Herr Jesus noch gar nicht klar gesagt, wie das im Einzelnen gehen würde, und offenbar hatte Paulus es auch den Thessalonichern noch nicht gesagt.Von dem Tag des Herrn hatte er auf jeden Fall gesprochen, denn er erinnert sie an seine Worte darüber, als er noch bei ihnen war (2. Thes 2,5). Interessant, dass er sich dafür die Zeit genommen hatte in diesen wenigen Wochen, sie auch über das Kommen des Verderbers, des Antichristen, zu belehren. Also im allgemeinen Sinn kannten die Thessalonicher die Wahrheit von dem Kommen des Herrn.

Mehr ist auch in diesem Vers 10 nicht gemeint. Wir sollten jetzt nicht in diesen Vers das Kommen des Herrn zur Entrückung hineinlegen. Das haben die Thessalonicher nicht gekannt. Sie wussten nur, dass der, der für sie gestorben war und den sie wiederliebten, dass Er wiederkommen würde – aber auf welche Weise und mit welchen Folgen, das kannten sie nicht. Sie wussten nicht, was mit den Toten geschehen wird, wie das mit den Lebenden geschehen wird, ob sie gleich in das Reich eingehen würden oder in den Himmel. Darüber besaßen sie keine detaillierte Kenntnis. Und dennoch – zu unserer Beschämung, die wir so viel mehr wissen dürfen über diese Wahrheit in ihren verschiedenen Aspekten – warteten sie, auch wenn sie kaum Licht darüber hatten.

Diese erhabene Person wird mit dem einfachen Namen Jesus vorgestellt, ohne Beifügung, ganz solo. Dieser Sohn Gottes ist der, der auf der Erde bekannt ist als Jesus. Der Name Jesus erinnert an Seine Menschheit und ist untrennbar verbunden mit dem Werk vom Kreuz. Dieser Name Jesus stand über Seinem Kreuz. Jesus = der Herr ist Rettung. Wir erwarten den, der am Kreuz von Golgatha Sein Leben für uns gegeben hat. Und um uns von dem kommenden Zorn erretten zu können, war nötig, dass Er selbst am Kreuz unter den Zorn Gottes gekommen ist. Er hat das Gericht für uns getragen, damit uns kein Gericht mehr trifft. Diesen Heiland erwarten wir aus den Himmeln. Dieser wird kommen, und Er wird sie erretten von dem kommenden Zorn. Damit kann der ewige Zorn Gottes gemeint sein (Röm 5,9), aber es steht hier nicht im Vordergrund. Paulus denkt hier an den Tag des Zorns (Röm 2,5), und vor diesem Zorn würde der Herr sie bewahren. Es gibt einen Tag des Zorns, und jeder Ungläubige häuft auf diesen Tag sich Zorn auf. Es ist ein Tag des Zorns in den Gerichten Gottes mit dieser Erde. Und Er wird uns herausnehmen aus dieser Szene, bevor Sein Zorn darüber kommen wird, denn Gott hat uns nicht zum Zorn gesetzt (1. Thes 5,9). Welch eine kostbare Hoffnung!

Was ist mit dem kommenden Zorn gemeint? Wir betrachten hier die drei Etappen des christlichen Lebens: die Bekehrung, den Dienst, und die Erwartung des Herrn. Dann muss die Errettung von dem kommenden Zorn in Verbindung mit dem ersten Punkt gesehen werden. Die Menschen, die in Off 6,17 meinen, dass die Gerichte der Drangsalszeit schon der große Tag Seines Zorns seien, irren sich, denn der Zorn des Lammes wird sich erst offenbaren, wenn Er erscheinen wird (Off 19,11 ff.). Es gibt einen Tag des Zornes Gottes (Apg 17,30+31), welcher verschiedene Phasen hat, wo Er das Gericht über die Menschen ausführen wird. Aber das ist nicht das ewige Gericht am großen weißen Thron, sondern ein zeitliches Gericht vor der Aufrichtung des Reiches. Es geht hier also nicht um den ewigen Zorn, denn bei unserer Bekehrung haben wir geglaubt, dass wir von dem ewigen Gericht befreit sind. Wir erwarten also nicht den Herrn, der uns vor dem ewigen Gericht erretten wird. Das ist ja gerade unsere Glaubensgewissheit, die wir von Beginn unseres Glaubensweges an mit uns tragen und die uns Freude und Frieden gibt. Aber Er wird uns vor der Stunde der Versuchung und dem damit verbundenen Zorn rettet (Off 3,10), nämlich der Dransalszeit. Die Entrückung wird uns vor der Drangsalszeit bewahren, die Versammlung wird nicht durch die große Drangsal zu gehen haben. Die Bedeutung des griechischen Ausdrucks hier ist auch nicht, dass wir aus etwas herausgerettet werden, sondern dass wir völlig vor etwas bewahrt werden.

Es geht also an dieser Stelle nicht darum, dass wir die unterschiedlichen Seiten des Kommens des Herrn unterscheiden oder erklären können, sondern der Punkt ist, dass wir in der täglichen Erwartung des Herrn Jesus leben. Wir wissen heute wohl alle, dass das Kommen des Herrn verschiedene Seiten hat, vielleicht können wir es auch gut erklären. Aber stellen wir uns einmal ganz aufrichtig die Frage, ob wir auch wirklich auf den Herrn Jesus warten, ob wir in dieser echten täglichen Erwartung des Kommens des Herrn Jesus leben. Gibt es nicht Tage in unserem Christenleben, wo wir nicht ein einziges Mal daran gedacht haben, dass der Herr wiederkommt?

Wen erwarten wir denn? Hier wird Er vorgestellt als der Sohn aus den Himmeln. Wir erwarten den Sohn, den Sohn Gottes, den Sohn der Liebe des Vaters. Wir erwarten den, auf den der Vater mit Wohlgefallen sieht. Und es ist der Wunsch des Vaters, dass wir Seine Gedanken über Seinen Sohn teilen; und je mehr wir das tun, umso mehr werden wir diesen Sohn auch erwarten.

Gott hat Ihn aus den Toten auferweckt; da steht der Herr Jesus als Mensch vor uns, als solcher ist Er auferweckt worden, als der Sieger von Golgatha. Gott hat Ihn auferweckt als Zeichen Seiner Bestätigung zu dem vollbrachten Werk auf Golgatha. Und diesen Sieger von Golgatha erwarten wir aus den Himmeln.

Im letzten Teil dieses Verses, nachdem der Apostel von Jesus gesprochen hatte, spricht er auf einmal nicht mehr von ihr, sondern er sagt uns. Er bezieht sich jetzt mit ein in die Reihe der Thessalonicher, denn dieser Retter, Jesus, das ist auch sein Retter – und auch unser aller Retter. Diese Aussage ist jetzt auch nicht mehr Gegenstand dessen, was über die Thessalonicher berichtet wurde, sondern eine Kommentierung des Apostels unter der Leitung des Heiligen Geistes.

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