In der Schrift lesen wir mehrfach von einem „Buch des Lebens“. Wann wird man in dieses Buch eingetragen? Man denkt wahrscheinlich unwillkürlich: dann, wenn man sich bekehrt und neues Leben bekommt.

Doch in der Schrift finden wir die bemerkenswerte Ausdrucksweise, dass man von Grundlegung der Welt an in das Buch des Lebens eingetragen sein kann (Off 13,8; 17,8).[1] Das allein macht schon deutlich, dass es nicht um den Zeitpunkt der Bekehrung geht – denn niemand hat sich bei der Erschaffung der Welt bekehrt.

Wenn man sich die genannten Stellen näher ansieht, dann erkennt man, dass es um die Zeit der Drangsal nach der Entrückung geht. Dann werden die Christen, dann wird die Gemeinde im Himmel sein. Die Gläubigen auf der Erde sind solche, die nicht zur Versammlung gehören – und deren Teil mehr irdisch ist. Es passt daher gut, dass sie bei der Grundlegung der Welt in dieses Buch eingetragen wurden.[2]

Vor Grundlegung der Welt 

Wir Christen wurden vor Grundlegung der Welt auserwählt (Eph 1,4). Unsere Segnungen sind himmlisch und stehen nicht in Verbindung mit der geschaffenen Erde – darum geschah die Auswahl auch vor Grundlegung der Welt. Wenn es auch nicht direkt gesagt wird, so liegt doch nahe, dass auch der Eintrag ins Buch des Lebens vor Grundlegung der Welt stattfand.

Es gab also zwei große Gelegenheiten, wenn ich das so sagen darf, als der große Gott in das Buch des Lebens Namen hineinschrieb: Das war einmal vor Grundlegung der Welt und dann bei Grundlegung der Welt. Bei der ersten Gelegenheit ging es um die Versammlung und bei der zweiten um alle anderen (Gläubigen), die nicht zur Versammlung gehören.

Das Buch des Lebens spricht demnach von der Unumschränkheit Gottes. Gott hat sich vorgesetzt, bestimmte Menschen mit dem ewigen Leben zu segnen. Ihre Namen hat er „aufgeschrieben“.

Kein Buch des Todes

Sofort taucht die alte Frage auf: Und was ist mit den anderen Menschen? Sind sie dazu bestimmt, verloren zu gehen? Nein, das ist nicht der Fall – auch wenn der menschliche Verstand das schnell behauptet. Es gibt kein „Buch des Todes“, das Gott führt. Er hat niemand zur Verdammnis bestimmt. Jeder Mensch ist verantwortlich, sich zu bekehren, und muss die Folgen tragen, wenn er es nicht tut.

Ein anderes Buch des Lebens 

Und noch etwas sollte bei diesem Thema vermerkt werden: In der Bibel werden zwei verschiedene Bücher des Lebens erwähnt. In den oben genannten Stellen geht es um das Buch des neuen Lebens, des Lebens aus Gott. Aber in Psalm 69,29 ist von dem Buch des natürlichen Lebens die Rede (siehe auch 2. Mo 32,32). In dieses Buch wird man bei der Zeugung eingetragen und im Tod wieder gelöscht. Bei dem Buch des neuen Lebens aber gibt es keine Löschung. Man könnte diese beiden Bücher nennen: „das Buch des Lebens der Erde“ und „das Buch des Lebens des Himmels“.


Fußnoten:

  1. Es sei erwähnt, dass hier allerdings von Bibelauslegern vorgebracht wurde, dass man in der Offenbarung zwei Bücher des Lebens findet: ein Buch des Bekenntnisses, wo man ausgetragen werden kann, wenn man ohne ewiges Leben stirbt, und ein Buch des Ratschlusses Gottes. Am großen weißen Thron würde das Buch des Bekenntnisses vorgelegt werden, weil das andere Buch, das Buch von Gottes Ratschluss, nicht Grundlage für die Verurteilung sein kann; das Buch des Lebens in Offenbarung 13 wird entsprechend auch das „Buch des Lebens des geschlachteten Lammes“ genannt und nicht nur „Buch des Lebens“.
  2. Es ist übrigens nicht der Gedanke, dass die Heiligen seit Grundlegung der Welt sukzessive eingetragen werden. Das Verb „geschrieben“ steht im Perfekt, was auf eine abgeschlossene Handlung hinweist, die eine gegenwärtige Folge hat. In Matthäus 25,43 wird von den Gesegneten des Vaters gesagt, dass sie das Reich erben, das ihnen von Grundlegung der Welt an bereitet ist. Seit diesem Zeitpunkt ist es bereitet, es ist kein fortdauernder Prozess.