„Im Übrigen nun, Brüder, bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus, wie ihr von uns empfangen habt, in welcher Weise ihr wandeln und Gott gefallen sollt, wie ihr auch wandelt, dass ihr reichlicher zunehmt“ (Kap 4,1)

Im 1.Thessalonicher-Brief wird unser tägliches Glaubensleben ständig verwoben mit der Erwartung des Kommens des Herrn. Es gibt in unserem Glaubensleben nichts, das wir tun, als ob der Herr nicht käme. Es gibt keinen Bereich unseres Lebens des Glaubens, der nicht im Blick auf das Kommen des Herrn gelebt werden kann. Und so folgen jetzt in den ers-ten zwölf Versen von Kapitel 4 wieder ganz praktische Hinweise für das alltägliche Leben, bevor Paulus ab Vers 13 auf die Frage der Thessalonicher bezüglich der entschlafenen Heiligen eingeht.

In diesen ersten zwölf Versen gibt es drei Bezugspunkte:
• Gott, nach dessen Willen wir handeln und wandeln; und das wird verbunden mit der praktischen Heiligkeit als einem ständigen Prozess (Verse 1–8)
• die Brüder, die wir lieben sollen (Verse 9+10)
• die uns umgebende Welt, vor der wir ehrbar wandeln sollen (Verse 11+12).
Heiligkeit, Bruderliebe und der ehrbare Wandel vor den Menschen sind also diese drei Themen.

Mit der Überleitung „Im Übrigen“ zeigt der Apostel dann wie mit einem Finger auf diese wesentlichen Dinge des prak-tischen täglichen Lebens (vgl. 1. Kor 4,1; 7,29 u.a.). Er beginnt dann diese Hinweise mit der herzlichen Anrede als Brü-der, mit der Erinnerung an ihre liebevolle Beziehung untereinander, und mit einer Bitte, einem liebevollen Appell an ihre Herzen. Die anschließende Ermahnung verleiht dieser Bitte eine besondere Ernsthaftigkeit, und sie wird verbunden mit der Autorität des Herrn Jesus. Ein solches weises Vorgehen würde auch heute sicher seine Wirkung nicht verfehlen. Wie würden wir reagieren, wenn heute so ein Brief in unserer Mitte vorgelesen würde? Man kann Ermahnung auch po-sitiv darstellen!

Offensichtlich hatte Paulus über diese praktischen Dinge bereits gesprochen, das geht aus der Bemerkung hervor, dass die Thessalonicher das schon von ihnen empfangen hatten. Aber sicher war das nicht nur eine Verkündigung in Worten gewesen, sondern der Apostel und seine Begleiter hatten das den Thessalonichern vorgelebt (1. Thes 2,10). Diese prak-tischen Themen sind ein wichtiger Teil des Unterrichtes auch für junge Gläubige, genauso wie die Belehrungen in der Wahrheit. Der Wandel ist die Art der Lebensführung in unseren täglichen Umständen; und dieser Wandel soll so sein, dass er Gott gefällt. Der Herr Jesus als das vollkommene Vorbild hat allezeit das Gott Wohlgefällige getan (Joh 8,29; 4,34), aber auch wir sollen uns beeifern, Ihm wohlgefällig zu sein (2. Kor 5,9). Es besteht die gewisse Gefahr, dass wir unseren Wandel nach unseren Mitmenschen ausrichten, vielleicht auch nach unseren Mitgeschwistern. Natürlich be-obachten uns die Menschen, aber letztlich geht es in der Frage unserer Lebensführung darum, dass wir das Wohlgefal-len Gottes haben. Das erfordert natürlich eine gute Kenntnis dessen, dem wir gefallen wollen. Von Henoch finden wir im Neuen Testament das ausdrückliche Zeugnis, dass er Gott gefallen hat (Heb 11,5); er wandelte aus Glauben und er wandelte mit Gott (vgl. Amos 3,3). Röm 12,1+2 zeigt uns auch einen Wandel, wie er Gott gefällt.

Zur Ermutigung der Thessalonicher fügt Paulus dann diese Zwischenbemerkung ein, dass sie schon so wandelten. Er hatte das Vertrauen, dass sie das schon taten; und trotzdem gibt er ihnen diesen Hinweis. Das Gleiche tut er auch bei den Hinweisen über die Bruderliebe (Vers 10). Die Gefahren sind immer da, auch wenn ein guter praktischer Zustand da ist. Außerdem gibt es in unserem praktischen Leben keinen Bereich, in dem wir nicht noch reichlicher zunehmen könnten. Es gibt keinen Punkt, wo wir sagen könnten, dass wir jetzt einen Stand erreicht haben, der ausreichend und vollkommen wäre – wir können immer noch zunehmen. Möchte der Herr, wenn Er Sein Auge auf uns richtet, mehr bei uns solch eine Lebensführung sehen – alltags und sonntags, im Urlaub und in der Arbeit, zu jeder Zeit!

„Denn ihr selbst wisst, welche Gebote wir euch gegeben haben durch den Herrn Jesus“ (Vers 2)

Die Thessalonicher hatten also von Paulus tatsächlich auch Anordnungen betreffend das praktische Glaubensleben er-halten. Ab Vers 3 werden diese Anordnungen dann noch einmal ausgeführt und vor die Herzen gestellt. Es geht hier al-so nicht um die zehn Gebote des Alten Testaments, sondern um mit der Autorität des Herrn Jesus bekleidete Anweisun-gen. Es geht dabei nicht nur um die apostolische Autorität des Paulus, denn er verbindet sich dabei mit den Brüdern, er spricht von wir. Wenn in unserer Zeit heute Brüder uns etwas über das Glaubensleben vor die Herzen stellen, das in Übereinstimmung ist mit Gottes Wort, dann hat das Autorität. Das neue Leben in uns benötigt noch flankierende Gebo-te. Aber sie sind nicht Last oder Joch für uns, denn die neue Natur in uns möchte gern gehorsam sein diesen Geboten gegenüber.


„Denn dies ist Gottes Wille: eure Heiligkeit, dass ihr euch der Hurerei enthaltet, dass je-der von euch sein eigenes Gefäß in Heiligkeit und Ehrbarkeit zu besitzen wisse, nicht in Leidenschaft der Lust, wie auch die Nationen, die Gott nicht kennen; dass er seinen Bruder nicht übersehe noch hintergehe in der Sache, weil der Herr Rächer ist über dies alles, wie wir euch auch zuvor gesagt und ernstlich bezeugt haben“ (Verse 3–6)

Die Gebote von Vers 2 sind nicht reine Verbote, sondern sie münden in die positive Kenntnis des Willens Gottes. Gott, der Höchste, hat einen Willen! Legen wir uns nicht manchmal ein falsches Bild von Gott zurecht, wo wir mehr nur die Seite Seiner Gnade sehen? Es muss uns tief ins Herz dringen, dass wir es mit einem Gott zu tun haben, der einen aus-drücklichen Willen hat: unsere Heiligkeit! Unser Gott ist ein verzehrendes Feuer (Heb 12,29). Er hat alle Autorität, und wir können nicht damit scherzen. Wir müssen wachsam sein und uns vor Augen halten, dass mein Fleisch, meine alte Natur, diese Person hasst. In mir ist eine alte Natur, die hasst Gott! Wenn wir irgendetwas in uns verspüren, was von Lustlosigkeit gegenüber den Dingen Gottes spricht, dann wissen wir, es kommt aus der alten Natur heraus. Gott sei Dank haben wir auch eine neue Natur, und die liebt Gott und die möchte das tun, was der Herr Jesus uns vorgelebt hat.

Diese Heiligkeit, die der Wille Gottes für uns ist, wird von dem Apostel jetzt angewendet auf den sittlich-moralischen Bereich, auf das Gebiet der Sexualität. Hurerei, jedes Ausleben der Sexualität außerhalb der Ehe (Vers 3), Ehrlosigkeit dem eigenen Leib und auch der eigenen Ehefrau gegenüber (Vers 4), Leidenschaft der Lust, Lustgewinn (Vers 5), Hab-sucht, Gewinn von Vermögen (Vers 6) und Unreinheit (Vers 7). Die Christen damals in der griechisch-römischen Welt lebten umgeben von einer Gesellschaft, die von dieser sittlichen Unmoral durchdrungen war, sowohl im persönlichen Leben als auch in der Religion. Und für sie sollte das, worin sie früher selbst gelebt hatten, nun zu einem Ende gekom-men sein. Unsere Gesellschaft, in der wir heute leben, ist in gleicher Weise von dieser Unmoral durchtränkt. Deshalb sind diese Hinweise für uns heute von der gleichen Wichtigkeit.

Die Thessalonicher werden hier – und damit auch wir – zur Verantwortung gerufen. Wir stehen heute in der gleichen Verantwortung, und all das stellt auch uns vor Gott. Paulus sagt gleichsam, dass sie bei diesen Dingen nicht nur vor ir-gendwelchen Geboten stehen würden, vor Menschen, die ihnen das gesagt und sie gewarnt hatten, sondern direkt vor dem heiligen Gott.

Der Herr übersieht nicht eine einzige ungerechte Tat, und Er ist der Rächer über das alles. Das meint nicht, dass wir die Rache Gottes zu fürchten hätten, aber wir sollen wissen, wer Er ist und mit wem wir es zu tun haben! Er übersieht keine einzige Sünde; Er beobachtet unseren Wandel, jeden unserer Schritte. Es hat also hier nicht mit dem ewigen Gericht zu tun, sondern Gott wird jede dieser Sünden richten in diesem Leben. Wir als Gläubige sollten den ganzen Ernst dieser Tatsache stets vor unserem Herzen haben.

„Denn Gott hat uns nicht zur Unreinheit berufen, sondern in Heiligkeit. Deshalb nun, wer dies verachtet, verachtet nicht einen Menschen, sondern Gott, der euch auch seinen Heiligen Geist gegeben hat“ (Verse 7+8)

Wir sind in Heiligkeit berufen, um in Seiner Nähe sein zu können. Wenn wir diese Dinge nicht beachten, können wir nicht in Seiner Nähe sein und können die Gemeinschaft mit Ihm nicht haben. Gott selbst wird von uns verachtet, wenn wir das nicht beachten.

Ein Schwerpunkt des 1.Thessalonicher-Briefes ist der Gegenstand des Kommens des Herrn. Das Kommen des Herrn – sei es zur Entrückung der Heiligen oder Sein Kommen in Macht und Herrlichkeit – sollte einen heiligenden Einfluss ausüben auf unseren christlichen Wandel. Zwei dieser heiligenden Auswirkungen finden wir in 1. Thes 3,12+13, und daran schließt jetzt auch Kap 4 an:

• der Herr möchte uns überströmend machen in der Liebe zueinander (Kap 3,12)
• wir sollen untadelig in Heiligkeit vor unserem Gott und Vater sein (Kap 3,13)
Diese beiden Gedanken kommen jetzt auch in dem Abschnitt ab Vers 3 vor uns. In den Versen 3–8 geht es um die Hei-ligkeit, und in den Versen 9–12 geht es um die Liebe. Wenn es um den Bereich der praktischen Heiligkeit geht, wird in Kap 4,1 gesagt, dass wir reichlicher zunehmen sollen. Und später, wenn es um die Liebe geht, sagt Paulus auch in Kap 4,10, dass wir darin reichlicher zunehmen sollen. Offenkundig konnte er aber dann im zweiten Brief feststellen, dass sie in der Tat darin noch zugenommen hatten (2. Thes 1,3).

Alle Schreiber des Neuen Testaments betonen den Gedanken der Auswirkungen des Kommens des Herrn auf unser praktisches Christenleben. Petrus spricht in 2. Pet 3,11 von dem Tag des Herrn und fragt danach: „Welche solltet ihr dann sein in heiligem Wandel und Gottseligkeit“? Johannes sagt in 1. Joh 3,3, dass wir Ihn sehen werden, wie Er ist; und anschließend spricht er davon, dass wir uns reinigen, gleichwie Er rein ist. Wenn Jakobus in Jak 5,8 von der An-kunft des Herrn spricht, dann sollen wir unsere Herzen befestigen. Und wenn Judas in Vers 21 von dem Kommen des Herrn als einem Akt der Barmherzigkeit spricht, dann fordert er uns auf, uns selbst zu erhalten in der Liebe Gottes und das vom Fleisch befleckte Kleid zu hassen.

1. Thes 4,1–12 zeigt uns drei Bereiche:
• die Verse 1–8 zeigen unsere Beziehungen zu Gott, und es werden alle drei Personen der Gottheit erwähnt
• in den Versen 9+10 haben wir unsere Beziehungen zu den Gläubigen
• in den Versen 11+12 werden unsere Beziehungen gezeigt zu denen, die draußen sind, zu den Ungläubigen
Und dann wird in den Versen 13–18 das Kommen des Herrn vorgestellt.

„Im Übrigen nun, Brüder, bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus, wie ihr von uns empfangen habt, in welcher Weise ihr wandeln und Gott gefallen sollt, wie ihr auch wandelt, dass ihr reichlicher zunehmt. Denn ihr wisst, welche Gebote wir euch ge-geben haben durch den Herrn Jesus“ (Vers 1+2)

Das Thema der Liebe und der Heiligkeit wird hier fortgesetzt, und jetzt geht es nur um Praxis, nicht um Stellung. Mit den Worten „Im Übrigen“ leitet der Apostel zu einer ausführlicheren Behandlung dieses Themas über und ergänzt und erweitert das, was er bisher darüber gesagt hatte. Es ist wie ein Zeigefinger, der auf eine überaus wichtige Sache deutet.

Wir sind als Menschen so schnell mit uns zufrieden (Mk 10,20). Manchmal vergleichen wir uns auch mit anderen (Lk 18,11), weil wir da vermeintlich besser abschneiden. Im ersten Kapitel hatte Paulus die Thessalonicher gelobt, dass sie Vorbilder in ganz Griechenland geworden waren (Vers 7), sie waren also wirklich vorbildliche Gläubige. Was sollten sie jetzt noch mehr tun? Aber ein solcher Gedanke ist absolut falsch, denn wir können in jedem Bereich noch reichli-cher zunehmen. Und als Maßstab wird uns eine Person vorgestellt, im Vergleich zu der wir niemals sagen können, dass wir mit uns zufrieden seien.

Wir merken hier wieder, wie überaus praktisch dieser Brief ist; wie er uns unser eigenes Kostüm der Selbst-Zufriedenheit wegnimmt und uns zeigen will, wie wir wirklich im Vergleich zu dem Herrn Jesus stehen. Und im Ver-gleich zu Ihm muss jeder – wie gut er auch immer dastehen mag – immer noch reichlicher zunehmen. Und es geht auch nicht nur um Zunehmen, sondern um reichlicheres Zunehmen. Das zeigt uns, dass uns Mittel und Wege zur Verfügung stehen, mit denen wir nie sagen müssten: Das kann ich nicht schaffen! Das Ziel ist nicht, eine gute Versammlung, eine evangelistische Versammlung oder eine Versammlung, die die Wahrheit festhält, darzustellen, sondern reichlicher zu-zunehmen im Blick auf den Herrn Jesus. Dann behalten wir auch nicht irgendeinen Bereich unseres Lebens vor dem Herrn zurück, wo wir uns nicht öffnen.

Und dazu gab es auch keine neuen Richtlinien oder Maßstäbe, sondern nur die, die er ihnen mündlich schon vorgestellt hatte. Und das Ziel ist dabei, Gott zu gefallen. Und dann kann er ihnen bestätigen, dass sie das schon taten. Sie waren schon auf dem richtigen Weg, aber auf diesem Weg gibt es eben niemals einen Zustand der Zufriedenheit, wo wir sagen könnten: Jetzt genügt es!

Paulus und seine Mitarbeiter hatten mit Autorität im Blick auf diese Dinge gesprochen. Es waren keine Dinge, die sie sich selbst erdacht hatten, sondern sie hatten dies durch den Herrn Jesus, in Seiner Autorität, zu ihnen geredet.

„Denn dies ist Gottes Wille: eure Heiligkeit, dass ihr euch der Hurerei enthaltet“ (Vers 3)

Und auf diese Autorität nimmt Paulus jetzt wieder Bezug. Er nimmt jetzt eine spezielle Anweisung heraus, die nicht nur dem Wesen Gottes entspricht, sondern die sogar Sein ausdrücklicher Wille für das tägliche Glaubensleben der Erlösten ist. Es ist ein mit göttlicher Autorität behafteter Wille, dem auch wir uns in unserer heutigen Zeit nicht entziehen kön-nen! Es geht um die Art und Weise unseres praktischen Wandels, die Gott gefällt (Vers 1), die zu Ihm passt und Seinem Willen entspricht (3. Mo 11,44+45; 19,2). In dem Bewusstsein, unter den Augen Gottes zu sein, werden wir uns in Acht nehmen. Und dann wird in den folgenden Versen an drei Einzelheiten deutlich gemacht, wie Gott dieses Leben in Hei-ligkeit sieht:
• sich der Hurerei enthalten (Vers 3),
• sein eigenes Gefäß in Heiligkeit und Ehrbarkeit besitzen (Vers 4),
• den Bruder nicht übersehen und hintergehen in dieser Sache (Vers 6)
In diesen drei Punkten wird deutlich, was zu unserer Heiligkeit in einem Leben als Erlöste passend ist.

Im Grundtext gibt es zwei Wörter, die mit Heiligkeit übersetzt werden. Einmal geht es um die praktische Heiligung, wie hier in Vers 3 und 4 und 7, und bei dem anderen Ausdruck um die Heiligkeit an sich, wie in Kap 3,13. In diesen Versen geht es also besonders um unser persönliches praktisches Verhalten in Heiligkeit – und das ist Gottes Wille! Allerdings kann dieser Unterschied nicht an allen Stellen, wo diese Ausdrücke gebraucht werden, so gesehen werden. Z.B. haben wir in 2. Thes 2,13 und 1. Pet 1,2 mit dem gleichen Ausdruck unseres Verses die grundsätzliche Beiseite-Stellung des Erlösten zu Gott hin durch den Heiligen Geist.

Wir wissen alle um den Widerstreit zwischen Geist und Fleisch (Gal 5,17). Der Herr ist immer bemüht, das Wirken des Geistes in uns zu fördern, damit Er uns nicht nur als Heilige der Stellung nach sieht, sondern auch in der Praxis unseres täglichen Lebens. Und wenn es um die Förderung unseres geistlichen Lebens geht, werden wir immer wieder gewarnt vor den Regungen des Fleisches. In Eph 5,1–3 finden wir, dass wir in tätiger Liebe als Nachahmer Gottes wandeln sol-len, und dann folgt zur unserer Orientierung dieses wunderbare Beispiel des Herrn als Maßstab Gottes, und unmittelbar danach werden wir vor Hurerei und aller Unreinheit gewarnt – wie es Heiligen geziemt. Scheinbar ist das umso not-wendiger, je mehr wir von den Wirkungen des Fleisches der Sünde umgeben sind und das als normal angesehen wird. Das war sowohl bei den Thessalonichern als auch bei den Korinthern so gewesen, diese Unmoral war prägend für ihre Zeit gewesen, aber jetzt sollte es anders bei ihnen sein (1. Kor 6,9–11; 1. Pet 4,2+3).

Der Gläubige hat zwei Naturen: die alte Natur will die Dinge ausüben, die hier beschrieben werden; die neue Natur will das nicht, sie will Gott gefallen. Diese beiden Naturen sind schon manchmal verglichen worden mit einem Adler und einem Hund, die beide aneinander gekettet sind. Der Hund ist dabei die alte Natur und der Adler die neue Natur. Der Hund will immer nach unten ziehen, und der Adler wird nie fliegen können, wenn wir den Hund nähren. Aber wenn wir den Hund verhungern lassen und den Adler nähren, dann wird sich der Adler in die Luft erheben können – die neue Na-tur wird wirksam.

Der Feind hat immer wieder in der Kirchengeschichte das Thema der moralischen Unreinheit verquickt mit der Religi-on. Auch im Alten Testament verführte er das Volk Gottes immer wieder zu Götzendienst und Sinnlichkeit (z.B. bei Gideon oder Simson). Beides kombiniert wendet Satan an, um den Menschen zu verführen. Bis in unsere Zeit hinein durchläuft das die ganze Geschichte des Volkes Gottes auf der Erde.

Gott stellt uns hier Seinen Maßstab vor: zur Heiligkeit berufen, aber auch in praktischer Heiligkeit leben! Möchten un-sere Herzen wachsam sein, wo der Feind auch gerade in unserer Zeit die Sünde auf diesem Gebiet normalisieren will! Heiligkeit in sich ist kein Programm, sondern ist Herzenshingabe an den, der uns berufen hat, eine Antwort auf die Kenntnis dessen, wer der Herr Jesus ist, der gerade wegen unserer Unheiligkeit so unsäglich am Kreuz leiden musste!

Hurerei ist alles, was sich in geschlechtlicher Beziehung außerhalb der Ehe vollzieht. Wir können uns auch kaum vor-stellen, welche moralischen Zustände im alten Griechenland normal waren im Blick auf den Umgang der Geschlechter untereinander, auch in der Hafenstadt Thessalonich! Die gläubigen Thessalonicher waren von diesen Zuständen umge-ben und darin aufgewachsen und hatten nichts anderes kennengelernt – und der Apostel sah sehr wohl die Gefahr, die für sie in dieser Umgebung bestehen konnte. Wir können aber nicht unterstellen, dass sie vielleicht sogar noch darin ge-lebt hatten, sie werden nur vor der Gefahr gewarnt, dass sie es tun könnten.

Auch in unseren toleranten Zeiten heute ist das immer noch Gottes Maßstab. Deshalb ist dieser Vers auch für uns so ak-tuell. Auch von wahren Christen wird es heute schon für gut gehalten, wenn junge Leute erst einmal zur Probe zusam-men wohnen, oder überhaupt nicht mehr heiraten oder sogar den Partner wechseln. Die Zeiten haben sich eben geän-dert, sagt man, das ist nun mal heute so. Natürlich, in der Welt ist das so, aber der Maßstab Gottes hat sich nicht geän-dert! Und wenn heute jemand aus der Welt zum Glauben kommt, hat Gott keinerlei Nachsicht oder Verständnis dafür, dass diese Dinge weiter geführt werden. Hurerei soll ja noch nicht einmal unter uns genannt werden (Eph 5,3). Das be-deutet natürlich nicht, dass man das totschweigen müsste, selbst wenn es in der Versammlung vorkommen sollte, im Gegenteil, es muss behandelt werden (siehe 1. Kor 5). Aber wir sollen nicht in leichtfertigem Ton darüber reden, und schon jede Gedankenentwicklung dahin rigoros verurteilen.

Wer das nicht annimmt, der stellt seinen eigenen Willen über den Willen Gottes. Und das ist heute eines unserer größ-ten Probleme, dass man einfach sagt: Nein, das gilt für mich nicht, ich mache das nicht! Und wir können da auch nicht mit Schwachheit und sonstigen Dingen argumentieren – wir haben eine neue Natur, wir besitzen den Heiligen Geist, und wir haben das klare Wort Gottes. Wie enthalten wir uns nun vor dieser Hurerei? In 1. Mo 39 gibt uns Joseph ein Beispiel dafür; drei Dinge werden dort in dieser Hinsicht von ihm erwähnt, als er zur Hurerei verführt werden sollte:
• er weigert sich (Vers 7)
• er hört nicht auf diese Frau (Vers 10)
• er flieht vor dieser Versuchung (Vers 12)
Wenn wir damit spielen, ist die Gefahr sehr groß, dass wir darin unterliegen!

Ein Bruder erzählt von einem Besuch in einer fremden Stadt, wo er mit dem Taxi zu den Geschwistern fahren musste. Der Taxifahrer nahm eine Route durch die Rotlichtbezirke dieser Stadt. Das waren Umstände, die außerhalb seiner Ein-flussmöglichkeiten waren und wo er nicht fliehen konnte. Da nahm er einfach seine Brille ab, und weil er kurzsichtig war, konnte er nun nichts mehr sehen. Ein gutes Vorbild dafür, wie wir unsere Augen vor den bösen Dingen verschlie-ßen können. Es gibt viele Gelegenheiten jeden Tag, wo wir gleichsam unsere Brille abnehmen sollten, wo wir unsere Augen vor gewissen Dingen verschließen sollten. Ein Nasiräer, ein Geweihter Gottes, pflegt einen weiten sittlichen Ab-stand zu der Sünde. Und wenn das Herz nahe bei Gott ist, wird das auch im Alltag praktiziert werden. Hiob hatte mit seinen Augen einen Bund gemacht (Hiob 31,1). Wir müssen sorgsam über unsere Gedankenwelt und über das, was wir vor unsere Augen kommen lassen, wachen, damit wir nicht in den Sog dieser Verführung kommen!

Nicht nur die Tat als solche, sondern schon die Regung des Begehrens in unserem Innern ist in den Augen Gottes Ehe-bruch (Mt 5,28). Deshalb müssen wir achtsam sein, dass wir nicht Vorsorge treiben für das Fleisch zur Erfüllung seiner Begierden (Röm 13,14). Aus dem Herzen kommen diese bösen Dinge hervor (Mt 15,19), und doch ist in besonderer Weise unser Leib davon betroffen (1. Kor 6,13+15+18). Offensichtlich hatten die Korinther bei diesem Thema das ele-mentare geistliche Wissen aus dem Blick verloren, dass unser Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist (Vers 19).

Es ist also nicht nur Gottes Wille, dass alle Menschen errettet werden (1. Tim 2,4), sondern unsere Heiligkeit ist genau-so Gottes Wille. Wir dürfen diese Aussagen nun nicht so verstehen, dass Gottes Willen ja nichts entgegenstehen kann, und deshalb das auch bei jedem von uns der Fall sein wird. Es ist Sein Wunsch, Sein Ziel für unser Leben, dass das so ist. Das bedeutet nun aber nicht, dass es für uns dazu irgendeine Alternative gäbe, und wir unsere eigenen Gedanken daneben stellen könnten. Heiligung kann letztlich nur von Gott aus geschehen, wir vermögen das nicht selbst. Diesen Fehler haben Christen zu allen Zeiten begangen, dass sie versucht haben, sich selbst zu heiligen und sich dazu hinter Klostermauern eingeschlossen haben. Aber sie haben nicht bedacht, dass sie dabei ihr Fleisch und die in ihnen wohnen-de Sünde mit hinter die Klostermauern genommen haben. Alle Heiligkeit muss von Gott ausgehen, und damit dieses Ziel Gottes für unser Leben Wirklichkeit werden kann, musste Christus sterben (1. Kor 6,20)!

„...dass jeder von euch sein eigenes Gefäß in Heiligkeit und Ehrbarkeit zu besitzen wis-se“ (Vers 4)

Im Neuen Testament hat das Wort Gefäß zwei Bedeutungen: einmal kann es Person bedeuten, aber auch der Leib kann gemeint sein. Und wir müssen die jeweilige Bedeutung klar unterscheiden. Saulus war für den Herrn ein auserwähltes Gefäß (Apg 9,15), und da ist nicht sein Leib gemeint sondern die ganze Person. Auch die Stelle in 1. Pet 3,7 meint nicht den Leib der Frau sondern die ganze Person. Und wenn es in 2. Tim 2,20+21 um die Gefäße zur Unehre und zur Ehre geht, dann geht es auch da um die Menschen als solche, nicht nur um ihren Leib. Im Gegensatz dazu ist es wohl nur 2. Kor 4,7, wo mit dem Ausdruck Gefäß unser gebrechlicher Leib als der äußere Mensch gemeint ist. In 1. Sam 21,5+6 haben wir eine ähnliche Bemerkung, wo es um die Leiber der Knaben ging, die heilig waren, weil ihnen Frauen versagt waren.

Es hat ja nicht jeder eine Ehefrau, und was wäre dann mit denen, die nicht verheiratet sind? Dann würde diese Ermah-nung ja nur verheirateten Männern gelten. Es ist hier eine Mahnung an jeden Bruder und jede Schwester, ernstlich zu bedenken, wie ich in dieser Welt mit meinem Geschlecht umgehe, wie ich mein Geschlecht präsentiere – sowohl in der Welt als auch unter Geschwistern. Das ist mit dem Ausdruck besitzen hier gemeint; es kommt auf mich selbst an, was mit meinem Leib geschieht. Wenn es um Leidenschaft der Lust geht, dann brauche ich mich nur gehen zu lassen, aber wenn es um Besitz geht, dann habe ich Verantwortung dafür, was ich mit meinem Leib mache. Richten wir ganz be-wusst unser Augenmerk darauf, dass unser Körper in einer heiligen und ehrbaren, anständigen Weise von uns benutzt wird.

Zu besitzen wisse bedeutet also, dass wir ein gewisses Bewusstsein darüber haben müssen. Deshalb ist es wohl auch gut, wenn auch darüber ab und an mal deutlich gesprochen wird. Die Entwicklung unserer Zeit ist ja so, dass gerade al-les andere getan wird, als in dieser warnenden Weise darüber zu reden. Es ist deshalb wichtig, die göttlichen Gedanken darüber vorzustellen.

Abgesehen von der Zeit der Antike hat es wohl in den vergangenen Jahrtausenden keine Zeit gegeben, wo diese ernste Mahnung so aktuell und anwendbar geworden ist, wie unsere heutige Zeit. Wenn wir die Gewohnheiten der Welt um uns herum sehen, und wenn wir die Einflüsse der Welt sehen – auch durch die Medien – dann erkennen wir die Aktuali-tät dieser Worte. Und die uns heute umgebenden Zustände werden sich noch zu Schlimmeren entwickeln! Deshalb rich-tet sich auch dieser Vers an jeden von uns, keiner von uns ist davon ausgenommen!

Ehrbarkeit ist dabei mehr das nach außen Sichtbare, wobei Heiligkeit mehr das für Gott Sichtbare ist, was der Andere neben mir vielleicht gar nicht so mitbekommt. Aber es gehört beides zusammen, sowohl vor Menschen als auch vor Gott sollen wir unseren eigenen Leib ehrbar und heilig erhalten. Wir wollen dabei auch bedenken, dass unser äußerli-ches Versagen in dieser Hinsicht immer eine innere Vorgeschichte hat. Aber wir können anderen wohl äußerlich etwas vormachen, und doch innerlich dabei ganz anders stehen.

„...nicht in Leidenschaft der Lust, wie auch die Nationen, die Gott nicht kennen“ (Vers 5)

Aus diesen Nationen stammten die Thessalonicher. Und die Geschichte des Christentums zeigt, dass diesem sündhaften Treiben gewisse Schranken auferlegt wurde, da wo das Christentum Fuß fasste. Und heute? Heute werden diese Dinge gerade in der Christenheit ausgeübt, vielleicht sogar noch schlimmer, wie es damals unter den Nationen geschehen ist. Heute ist scheinbar keine Grenze mehr vorhanden dafür, wie der Körper sexuell geschändet wird. Das ist erschreckend!

Leidenschaft der Lust ist ein unbeherrschtes Verlangen, sich in dieser Hinsicht einfach gehen lassen. Das Gegenteil da-von ist die Selbstbeherrschung, in der wir uns üben sollen. Schaffen wir das aus uns selbst? Nein, aber ein Teil der Frucht des Geistes ist die Enthaltsamkeit oder Selbstbeherrschung (Gal 5,23). Es ist der Heilige Geist, der uns diese Kraft gibt. Aber wir müssen auch unbedingt das Unsere dazu tun und willens dazu sein, den Willen des Herrn in dieser Sache tun zu wollen!

In der Ehe hat Gott uns die Möglichkeit gegeben, in der natürlichen Liebe zueinander auch gewisse Befriedigungen zu finden (1. Kor 7,2+3). Das macht die Ehe schön und bewahrt uns davor, das anderweitig außerhalb der Ehe auszuüben. Die geschlechtliche Vereinigung in der Ehe ist nicht nur dazu da, Kinder zu zeugen. Aber wir Männer sollen auch in dieser Beziehung bei unseren Frauen nach Erkenntnis wohnen als bei einem schwächeren Gefäß (1. Pet 3,7), denn wir könnten doch unbeherrscht in einer ausschweifenden Art mit ihnen verkehren. In diesem Sinn gilt auch für die Ehe: nicht in Leidenschaft der Lust.

Das in den Versen 5 und 6 geschilderte Verhalten wird von Gott so beurteilt, dass es dem Verhalten solcher entspricht, die Gott nicht kennen, es entspricht dem Verhalten Ungläubiger. Wer sich dieser Leidenschaft hingibt, wer seinen Kör-per nicht bewahrt, der verhält sich wie jemand, der keine Beziehung zu Gott hat. Wir verleugnen praktisch die Bezie-hungen, in die Gott uns hineingebracht hat. Deshalb wird Gott einem Gläubigen, der so etwas tut, auch gegenübertreten wie einem Ungläubigen, Er wird ihm gegenüber als Rächer (Ps 94,1; Heb 12,29) auftreten. Einen ähnlichen Vergleich finden wir in Kol 3,5+6. Natürlich kommt ein Erlöster nicht in das Gericht, aber was Seine Regierungswege mit uns auf der Erde betrifft, wird Er mit uns so handeln, wie mit Ungläubigen. Wie Er das macht, und wann, das müssen wir Ihm überlassen und haben dabei keinerlei Einflussmöglichkeit. Gott macht an verschiedenen Stellen deutlich, dass Er als Rächer eingreifen wird, wenn in solchen Fällen die Rechte eines Anderen übertreten worden sind (z.B. Heb 13,4).

„...dass er seinen Bruder nicht übersehe noch hintergehe in der Sache, weil der Herr Rächer ist über dies alles, wie wir euch auch zuvor gesagt und ernstlich bezeugt haben“ (Vers 6)

Wie wir gesehen haben, ist Hurerei also eine Sünde in erster Linie gegen Gott, aber auch eine Sünde gegen unseren ei-genen Leib. Hier kommt nun noch der Gedanke hin zu, dass es auch eine Sünde gegen den Bruder ist, mit dessen Ehe-frau diese böse Tat begangen wird. Erschreckend ist, dass dieses Einbrechen in die Ehe eines Anderen ein Fall unter Glaubensgeschwistern ist. Die böse Lust wird nicht irgendwo in der Welt befriedigt (was die Sünde nicht harmloser macht), sie geschieht sogar unter den Heiligen! Müssen wir nicht zu unserer Beschämung sagen, dass so etwas immer häufiger in unserer Mitte geschieht? Wir müssen uns tief beugen, diese Dinge sind unter uns absolut aktuell!

Wenn den Ermahnungen der vorhergehenden Verse nicht gefolgt wird und sich das Begehren auf die Frau eines ande-ren richtet und zur Ausführung kommt, dann wird der Bruder (also der Ehemann dieser anderen Frau) in dieser Sache hintergangen und seine Rechte übertreten. Als David im Begriff steht, die Sünde mit Bathseba zu begehen und fragt, wer diese Frau sei, wird ihm nicht nur gesagt, dass es Bathseba sei, sondern noch hinzugefügt: „...die Frau Urijas, des Hethiters“ (2. Sam 11,3). Gott sagt ihm also deutlich, dass es die Frau eines anderen sei, und damit war jedes Interesse Davids an dieser Person verboten.

Wenn es zu einem solchen Fall kommt, sind letztlich bis zu vier Personen von dieser einen Sünde betroffen: die eigene Frau, die betrogen wird, der eigene Körper (1. Kor 6,18), die Frau des Anderen, und der Bruder der anderen Frau, des-sen Rechte übertreten werden. In erster Linie ist aber auch dies eine Sünde gegen Gott (1. Mo 39,9).

Eine solche Sünde geschieht in den meisten Fällen nicht ad hoc, sondern sie bahnt sich langsam an. Wenn es doch ge-schehen ist, gibt es hinterher viele, die sagen, dass sie es ja gewusst hätten. Möchten wir doch, wenn wir meinen, eine solche Tendenz sich anbahnen zu sehen, den Mut haben, die Betreffenden einfach mal in Liebe darauf anzusprechen – Vieles könnte damit vielleicht verhindert werden! Auch als Väter von jungen Töchtern haben wir eine Verantwortung, darauf zu achten, wie sie sich kleiden und verhalten, damit sie nicht ein Anlass für einen solchen traurigen Fall sind.

Es geht in diesem Vers um den Ehebruch, die körperliche Vereinigung. Wer das tut, bricht in die Ehe seines Nächsten ein. Aber die Ehe ist nicht nur eine Einheit nach dem Leib, sondern auch eine Einheit nach Geist und Seele. Es kann auch sein, dass ein Bruder in der Form in die Ehe eines anderen einbricht, indem er eine geistige oder auch emotionale enge Verbindung zu der Frau seines Nächsten aufnimmt, die ihm nicht zusteht. Das muss nicht immer zum Ehebruch führen – oft ist das die Vorstufe – aber auch, wenn man sich mit der Frau seines Bruders auf diese geistige oder emotio-nale Weise zu eng verbindet, ist das ein Eingriff in die Ehe seines Nächsten.

Weil sich der betrogene Bruder ja nicht selbst rächt, tritt Gott als Rächer auf. Im Alten Testament war das anders, da trat der Hintergangene selbst als Bluträcher auf. Aber im Neuen Testament bekommen wir es sofort mit dem Herrn zu tun, der Herr verbindet sich sofort mit den Seinen. Das macht eine solche Sünde doch besonders ernst! Gott wird dafür sorgen, dass alles – nicht die geringste Kleinigkeit wird dabei übersehen- zur gerechten Vergeltung kommen wird. Möchten wir mehr vor Augen haben, wer Gott ist in Seiner Gerechtigkeit, der nichts übersehen oder vorübergehen las-sen kann. Keiner, der zu der Frau seines Nächsten eingeht, wird ungestraft bleiben, ein solcher verdirbt seine Seele (Spr 6,29+32). Ein weiterer Gesichtspunkt dafür, dass Gott selbst als Rächer auftritt, ist der Umstand, dass in solchen Fällen meistens kein Zeuge dabei gewesen ist, eine solche Tat geschieht meist im Verborgenen. Oft wird auch bis zum Schluss von den Betroffenen geleugnet. Gott aber durchschaut dies alles und kommt darauf zurück und wird auch das Verbor-gene der Menschen richten (Röm 2,16; Heb 13,4).

Wenn Gott die Ernte in unserem Leben nicht so schwer ausfallen lässt, wie sie eigentlich sein müsste, nämlich ein Mehrfaches des gesäten Samens, dann ist das reine Gnade (Gal 6,7)! Wenn wir nicht alle die wiederherstellende Gnade schon mehrfach in unserem Leben erfahren hätten, würden wir wohl nicht heute hier sitzen! Möchten wir auch unsere jungen Geschwister damit aufrichten, wenn sie wegen des Bösen in ihrem Leben unglücklich werden.

Paulus muss diese Dinge den Thessalonichern also auch schon mündlich gesagt und ernstlich bezeugt haben, als er bei ihnen war, und jetzt schreibt er es ihnen noch einmal. Haben wir diese Ermahnungen heute weniger nötig? Wir alle – Jüngere und Alte – wollen es uns ernstlich zu Herzen nehmen, dass der Herr uns in diesen Tagen ein solch ernstes Thema zur Betrachtung gegeben hat!

„Denn Gott hat uns nicht zur Unreinheit berufen, sondern in Heiligkeit“ (Vers 7)

In 1. Kor 6,11 wird von solchen Menschen gesprochen, die vor ihrer Bekehrung in den hier vorgestellten Sünden gelebt haben. Aber Gott hat uns davon abgewaschen und dazu berufen, geheiligt zu sein. Wir waren einst Finsternis, jetzt aber sind wir Licht in dem Herrn und sollen auch als Kinder des Lichts wandeln (Eph 5,8).

Nicht zur Unreinheit berufen, sondern in Heiligkeit sind zwei unterschiedliche Präpositionen. Gott hat uns nicht berufen mit dem Ziel der Unreinheit, sondern in eine Atmosphäre, die durch Heiligkeit, durch ein geheiligtes Leben geprägt ist. Gott hat uns berufen in ein Leben, was Seiner eigenen Natur entspricht und in unserem Leben auch zum Ausdruck kommen soll. Unreinheit ist dabei die weiteste Form, die all die bösen Auswüchse der vorhergehenden Verse umfasst. Das ist nicht der Platz eines Erlösten, Unreinheit ist nicht das Ziel, warum sich Gott mit uns Menschen beschäftigt hat. Ganz das Gegenteil davon ist unser Lebenszweck nun, ein Leben, das völlig ausgerichtet ist auf Ihn. Wir müssen uns schämen und darunter beugen, dass wir dem Willen Gottes so wenig entsprechen in unserem Leben, dass unser Maßstab von Heiligkeit Seinem Maßstab so wenig entspricht!

Unsere Berufung steht mit dem heiligen Gott in Verbindung (1. Pet 1,15–17); und schon Mose musste bei seiner Beru-fung zum Dienst seine Schuhe von seinen Füßen ziehen, denn der Ort, auf dem er stand, war heiliger Boden (2. Mo 3,5). Also ist nicht nur der Bereich, in den wir hineinberufen worden sind, heilig, sondern schon die Berufung als solche ist durch Heiligkeit gekennzeichnet, sie geschieht entsprechend Seiner Heiligkeit.

„Deshalb nun, wer dies verachtet, verachtet nicht einen Menschen, sondern Gott, der euch auch seinen Heiligen Geist gegeben hat“ (Vers 8)

Wir müssen mehr bedenken, wohin wir den Heiligen Geist überall mitnehmen, denn Er wohnt in unserem Körper und wir sollen Gott in unserem Leib verherrlichen (1. Kor 6,19). Überall, wo wir hingehen, bei allem, was wir tun, nehmen wir den Heiligen Geist mit. Auch wenn wir diese Sünde ausüben sollten, wohnt der Heilige Geist in unserem Körper. Vielleicht kann uns dieses Bewusstsein vor dem einen oder anderen falschen Schritt bewahren. Wir können zwar Gott als solchem nichts antun und den Heiligen Geist nicht in eine Zwangssituation bringen, aber wir machen uns dieser Sa-che schuldig, indem wir genau das Gegenteil davon tun, Ihn zu verherrlichen, nämlich wir verachten Ihn. Wir können allein durch unser Verhalten eine Verachtung Gottes zum Ausdruck bringen und uns damit einer Sache schuldig ma-chen, deren Tiefe wir uns gar nicht ausreichend bewusst sind!

Haben wir ein ausreichendes Bewusstsein davon, was für eine erhabene Tatsache es ist, dass Gott, der Heilige Geist, in uns wohnt (Apg 5,32; Röm 5; 5; 8; 9; Gal 4,6; 2. Tim 1,14)? Der Besitz des Heiligen Geistes ist eine der höchsten Seg-nungen überhaupt der christlichen Haushaltung. Gläubige anderer Haushaltungen kennen diese hohe Segnung nicht. Wir wären uns dessen mehr bewusst, wenn wir auch mehr dafür danken würden. An drei Stellen des Neuen Testaments wird uns diese Tatsache als eine gewisse Warnung oder Mahnung vorgestellt, damit wir nicht zu Fall kommen: 1. Kor 6,18+19; 1. Thes 4,7+8; Jak 4,4+5. Wenn wir uns der Wirksamkeit des Heiligen Geistes aussetzen, sind wir in der La-ge, durch den Geist die Handlungen des Leibes zu töten (Röm 8,13), so dass sie gar nicht zur Ausführung kommen.

Der Heilige Geist ist unsere Kraft zu einem heiligen und gottgeweihten Leben. Er wohnt in uns und ist der Gegenpol zu all dem Bösen (Gal 5,16), und wir dürfen Ihn in Seiner Wirkungsweise nicht betrüben, dämpfen oder gar auslöschen (Eph 4,30; 1. Thes 5,19). Manchmal leben wir praktischerweise so, als existiere Er gar nicht in uns. Das Fleisch bleibt bis zum Ende unseres Lebens unser unangenehmer Begleiter, aber ob es ein aktiver und starker Begleiter ist oder ein unterdrückter und im Tod gehaltener Begleiter, ist von unserem persönlichen Verhalten abhängig, ob wir Vorsorge da-für treiben zur Erfüllung seiner Lüste. Uns wird hier unsere hohe Verantwortung bewusst gemacht, dass der Heilige Geist in uns wohnt und dass wir bei all unserem Tun diesen göttlichen Bewohner bei uns haben. Und wenn wir jetzt an manche Situationen unseres Lebens denken, ist das doch ein beschämender Gedanke!

Gott hat keinerlei Verständnis für die Entfaltung des Fleisches in unserem Leben – niemals! Damals von fast 2000 Jah-ren in Thessalonich in diesen sittenlosen Umständen nicht, und auch heute nicht in unseren Zeiten, die den damaligen in kaum einer Weise nachstehen. Und wenn heute auch alle Abweichungen in der Sexualität (Geschlechtslosigkeit, Trans-sexualität, Homosexualität und alle anderen Abarten) als normal hingestellt werden und dadurch jede göttliche Ordnung beseitigt wird, hat Gott doch keinerlei Erbarmen damit. Mit unseren menschlichen Schwachheiten des Leibes hat Er sehr wohl Erbarmen und Mitgefühl (Heb 4,15; Jak 5,11) – nur nicht mit Sünde!

Worin liegt nun unsere Motivation zu einem entsprechenden Wandel? Eindeutig in dem, was Gott für uns getan hat (Röm 12,1)! Untersuchen wir mal unseren Alltag auf diese Frage hin: ist mein Leben, mein Leib heute wirklich dieses lebendige, heilige, Gott wohlgefällige Opfer gewesen? Das wird nur gespeist aus der Liebe zu Ihm (Joh 14,23)und aus dem Bewusstsein Seiner Heiligkeit. Unser Wandel in Gottesfurcht wird begleitet durch die ständige Erinnerung an Gol-gatha – das ist unsere Motivation für ein Leben in Heiligkeit (1. Pet 1,17+18). Wenn wir uns Sünde leisten in unserem Leben, müssen wir immer wissen: dafür ist der Heiland gestorben, dafür hat Er den Zorn Gottes getragen – und in dem-selben Augenblick hat Er mich so sehr geliebt, dass Er sich für mich hingegeben hat.