damit sie von dem Gott des Himmels Barmherzigkeit erbitten möchten wegen dieses Geheimnisses, damit nicht Daniel und seine Genossen mit den übrigen Weisen von Babel umkämen“ (Dan 2,28.19).

Alle Weisen von Babel sollten umgebracht werden, weil sie Nebukadnezars Traum und dessen Deutung nicht klarmachen konnten. Auch die sollten umgebracht werden, die gar keine Gelegenheit gehabt hatten, es mit der Deutung zu versuchen. Und so schwebten Daniel und seine drei Freunde in Lebensgefahr.

Nun beteten sie, dass Gott ihnen zeigen möge, was es mit dem Traum auf sich hat. Sie erbaten dies von Gott, weil sie nicht getötet werden wollten. So weit ist das sehr gewöhnlich. Die Schrift aber zeigt auch, wie sie bei diesem Gebet Gott anredeten und worauf sie sich beriefen.

Es wird klar: Sie waren sich ihrer Stellung und auch der „Stellung“ Gottes bewusst. Es war ihnen klar, dass sie Gefangene im fremden Land waren – aufgrund ihrer Untreue und der Untreue ihrer Väter. Deshalb beriefen sie sich auf die Barmherzigkeit und erhoben keinerlei Ansprüche.

Sie waren sich auch der Stellung Gottes bewusst (wenn man das so sagen kann): Er hatte seinen Thron nicht mehr in Jerusalem, um Herrschaft auf der Erde auszuüben. Er hatte nun vielmehr vom Himmel aus heidnische Regenten eingesetzt. Deshalb wurde er in dieser Zeit besonders als der „Gott des Himmels“ gekannt. Und gerade so redeten ihn Daniel und die Freunde im Gebet an.

Ihr Gebet zeugte von ihrem geistlichen Verständnis. Heute wird es grundsätzlich nicht anders sein.